Flug

Truthahn «Easter» machte 2016 Schlagzeilen, als er als «Emotional Support Animal» in der Kabine nach San Francisco mitfliegen durfte. Dabei war der Vogel längst kein Einzelfall. Bild: Jodie Smalley

Dein Truthahn-Freund ist auf Sitz 17F nicht willkommen

Delta Air Lines hat die Regelungen für «Emotional Support Animals» verschärft. Man staunt darüber, was offenbar bislang so alles in der Kabine mitfliegen durfte.

Am vergangenen Freitag hat Delta Air Lines angekündigt, dass man künftig schärfer kontrollieren werde, welche Tiere an Bord als «Emotional Support Animals» (ESA) zugelassen werden. Es ist nämlich zulässig, aus medizinischen oder psychologischen Gründen «Helfertiere» mit an Bord zu nehmen, in etwa vergleichbar mit dem Status eines Blindenhunds. Doch wurde offenbar auch Schabernack betrieben. Delta schreibt selber, dass Passagiere – teilweise mit Erfolg - versucht haben, mit Truthähnen («comfort turkeys», man reibt sich die Augen…), Opossums oder gar Schlangen und Spinnen an Bord fliegen zu dürfen.

Ab dem 1. März 2018 müssen Passagiere mit einem «service or support animal» (also sowohl Blindenhunde als auch eben ESA) nun mindestens 48 Stunden vor Abflug die Gesundheit des Tiers nachweisen und Impfzertifikate vorlegen. Dazu muss neuerdings ein Formular vom Passagier unterzeichnet werden, wonach sich das Tier an Bord «benehmen kann», womit gemeint ist, dass das Tier nicht speziell auffällig werden darf. Wo zieht man da bei einem Truthahn oder einer Spinne die Grenze? Oder bei einer Echse?

Bislang war es nur nötig, einen Brief von einem Doktor oder Psychiater dabei zu haben, welcher attestiert, dass der Passagier das Tier aus emotionalen/gesundheitlichen Gründen mit dabei haben muss. Etwas, was in den USA offenbar kinderleicht im Internet erstanden werden kann. Nun, aktuell fliegt Delta täglich rund 700 «service animals» in der Kabine herum. Alarmierend daran ist, dass dies gegenüber 2015 eine Steigerung von 150 Prozent sind. Parallel dazu haben die «animal incidents», also fliegerische Vorfälle, bei denen Tiere involviert sind, um 84 Prozent zugenommen. Delta will jetzt der fehlenden Gesetzgebung in diesen Sachen einen Riegel vorschieben, weil die Airline – wohl berechtigterweise – eine Sicherheitsgefährdung sieht. Gleichzeitig wolle man natürlich weiterhin jenen Kunden entgegenkommen, welche nachweislich die Hilfe eines «service animal» benötigen, schreibt Delta.

Wie immer wird eine klare Trennung schwierig sein und diverse Organisationen argumentieren bereits, dass auch Vögel oder anderes Getier durchaus zur emotionalen Stabilität beitragen können – in den USA insbesondere auch von Armeeveteranen, die unter posttraumatischem Stresssyndrom leiden. Aber wenn man bedenkt, dass viele Passagiere sich bereits von Kindergeschrei schwer belästigt fühlen, ist es wohl denkbar, dass sie auch durch ein Iguana auf dem Nebensitz, Katzenhaare auf dem eigenen Sitz oder lautes Grunzen des Kuschelferkels vom Rücksitz gestört sein könnten.

Unter dem Twitter-Hashtag #esaoftheday gibt es Einiges zu lesen in Sachen Tiere an Bord von Flugzeugen…

(JCR)