Flug

Die einzige nennenswerte Airline Kambodschas ist Cambodia Angkor Air, welche zur Hälfte Vietnam Airlines gehört. Bild: Nemo's Great Uncle

Aviatischer Grössenwahn in Kambodscha

Das Land hat Pläne für den Bau eines Flughafens bewilligt, der weltweit der neuntgrösste seiner Art wäre. Noch ist aber nicht alles unter Dach und Fach.

Die kambodschanische Regierung hat laut der «Phnom Penh Post» Pläne für den Bau eines neuen Flughafens in der Provinz Kandal gutgeheissen, rund 30 Kilometer südlich der Hauptstadt Phnom Penh. Warum ist uns das eine Meldung wert? Weil die Investitionssumme 1,5 Milliarden Dollar beträgt und der Flughafen eine Grösse von 2600 Hektar haben soll. Damit läge der Flughafen aktuell auf Rang 9 der weltweit grössten Flughäfen, etwas kleiner als Chicago O'Hare und etwas grösser als Peking Capital International. Zum Vergleich: Der internationale Flughafen von Phnom Penh ist heute gerade mal 400 Hektar gross.

Hinter dem Projekt steht die Investmentfirma Cambodia Airport Investment Co Ltd, ein Joint Venture zischen der Overseas Cambodia Investment Corporation (OCIC) und der staatlichen kambodschanischen Zivilluftfahrtbehörde (SSCA). Für die Finanzierung gebe es bereits Vorverträge mit der staatlichen China Development Bank. Die OCIC soll 280 Millionen Dollar einschiessen und nach Fertigstellung 90 Prozent der Anteile am Flughafen halten; den Rest die SSCA. 

Noch gibt es aber viele offene Fragen. Die Regierung muss unter anderem auch noch mit Cambodia Airports verhandeln, jener Firma, welche für den Betrieb des aktuellen Flughafens von Phnom Penh eine Konzession bis 2040 besitzt. Treibende Kraft hinter Cambodia Airports ist die französische Vinci Group. Diese hatte in der Vergangenheit schon mehrfach einen Ausbau der Flughafenkapazitäten in Phnom Penh und Siem Reap angeregt, allerdings ohne Erfolg. Die kambodschanische Regierung zieht offenbar einen Neubau mit chinesischem Geld vor.

Dicht besiedelte Zone in der Nähe

Auch über die Infrastruktur des Flughafens selber, also etwa die Anzahl Runways oder Terminals, ist bislang noch nichts bekannt. Allerdings wird bereits jetzt Kritik laut – etwa, weil der Flughafen sehr nahe an der Stadt ist, und da sich diese rasch ausweitet, läge der grosse Flughafen möglicherweise schon bald in einer dicht besiedelten Zone. Deshalb sei der Bau eines weit entfernten Flughafens mit Express-Bahnanschluss, etwa wie in Kuala Lumpur, vorzuziehen. Überdies hört man Kritik, weil Kambodscha selber über keine nennenswerte Airline verfügt. Grösste Airline des Landes ist Cambodia Angkor Air, deren gerade Mal sieben Flugzeuge mitsamt Crews von Vietnam Airlines geleast sind, welche 49 Prozent der Aktien hält. Daneben gibt es noch fünf kleinere Airlines mit 1-4 Flugzeugen.

Das darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass der kambodschanische Flugmarkt rapide wächst. Die Nachfrage für Flüge ins Land wächst und wird von diversen ausländischen Airlines bislang befriedigt. Der Bedarf für grössere Flughafeninfrastrukturen ist bekannt. So wie es aussieht, versucht die Regierung jetzt also einen Befreiungsschlag mit einem einzigen, riesigen Airport. Baubeginn soll in fünf Jahren sein. Aber man weiss bei Flughäfen bekanntlich nie so recht, ob es so kommt wie geplant - das wissen auch unsere deutschen Nachbarn.

(JCR)