Flug

Die Airlines sind innovativ und bieten immer mehr attraktive Ziele an - doch der Margendruck ist weiterhin enorm und es wird eine weitere Konsolidierung erwartet. Bild: TN

Konkurrenzkampf und Konsolidierung prägen auch 2018 das Airline-Jahr

Fünf Airlines äussern sich zu den vordringlichen Themen und Aussichten für 2018. Zusammengefasst könnte man sagen, es herrsche «vorsichtiger Optimismus».

SWISS

(Karin Müller, Mediensprecherin)

«Für das erste Quartal 2018 inklusive Ostern besteht eine solide Buchungslage. Darüber hinaus ist es zu früh für eine Prognose. Wichtigste Herausforderung im kommenden Jahr sind einerseits die Einflottung der neuen Flugzeuge - die vorerst letzten zwei Boeing 777 sowie die verbleibenden C Series - sowie die Netzplanung und die Technik, andererseits stehen diverse grössere Einführungen an. Bei Letzterem geht es etwa um die Einführung von Internet an Bord unserer Kurzstreckenflotte, iPads für das gesamte Kabinenpersonal und einen Chatbot für den Facebook-Messenger. Des Weiteren startet Swiss 2018 mit der Modernisierung der verbleibenden A340-Flotte bezüglich Kabinenprodukt und Internet. Abschliessen werden wir im neuen Jahr das Grossprojekt zur Erneuerung der First Class Lounge mit eigener Sicherheitskontrolle sowie die Swiss Business- und Senator-Lounges im Terminal A.

Wir erwarten grossen Zuspruch für unser neues Ziel Bordeaux, eine der aufstrebenden Destinationen in Europa, und natürlich für Flüge nach Russland, im Zusammenhang mit der Fussball-WM, wo die Schweiz ja teilnimmt. Auf der Langstrecke verspüren wir bereits jetzt grosse Nachfrage nach Zentral- und Südamerika, zu den Swiss- und Edelweiss-Destinationen in Argentinien, Brasilien und Costa Rica. Swiss bedient die Strecke Zürich-Sao Paulo ab Februar übrigens neu mit einer Boeing 777.

Gefahren gibt es genug. Der europäische Luftverkehr befindet sich gegenwärtig in einem tiefgreifenden Wandel, die Konsolidierung ist in vollem Gange. Die Konsolidierung ist in Europa aber im Vergleich zu den USA noch nicht weit fortgeschritten und es ist anzunehmen, dass sie in den kommenden Jahren für die ganze Branche eine grosse Herausforderung bleiben wird. Der seit Jahren anhaltende Konkurrenzkampf wird auch nach dem Ausscheiden von Air Berlin weiter anhalten. Der Druck auf die Preise bleibt langfristig bestehen, denn es gibt in Europa nach wie vor zu viele Fluggesellschaften. Zu viele Airlines bedeuten Überkapazitäten und zu tiefe Preise.»

Die Einflottung der vorläufig letzten Boeing 777 steht bei Swiss in Kürze an. Bild: SWISS

Easyjet

(Yvonna Schindler, Mediensprecherin)

«Mit einer zehnprozentigen Steigerung der Passagierzahlen auf 13,5 Millionen sowie der Kapazität hinsichtlich der Anzahl Sitzplätze um 11 Prozent gehörte die Schweiz 2017 zu den Märkten, die erheblich zum Erfolg von Easyjet beigetragen haben. Die Sitzplatzauslastung betrug 92,6 Prozent. Diese starke Leistung hat Easyjet dazu bewogen, 2018 am EuroAirport Basel bedeutende Investitionen zu tätigen. Statt wie bisher 57 bietet Easyjet neu  63 Destinationen an, und die in Basel ansässige Flotte von 9 Flugzeugen wird um zwei A320-Flugzeuge erweitert. Für das erste Halbjahr 2018 sollte die Kapazität in der Schweiz hinsichtlich der Anzahl Sitzplätze um 8% wachsen, in Basel um 5% und in Genf um 5%.

Destinationen, die letzten Sommer ab Genf besonders begehrt waren, werden 2018 häufiger angeflogen – so etwa Tivat in Montenegro (neu 2 Verbindungen pro Woche), Figari in Korsika (neu 3x/Woche), Liverpool und Manchester. Die Anzahl wöchentlicher Flüge nach Hamburg und Krakau steigt ebenfalls an, ausser in der Hochsaison. Ab Zürich fliegt Easyjet ab 2018 neu 34x/Woche nach Berlin-Tegel und bedient somit, mit Berlin-Schönefeld, zwei Berliner Flughäfen. Berlin wie auch weitere europäische Grossstädte bleiben beliebt. Während des Sommers sind die klassischen Mittelmeer-Destinationen wie Mallorca der Renner. Wir versuchen jedoch, jede Saison Neuerungen zu bringen und unser Angebot zu erweitern. So hat z.B. die Destination Montenegro, die im Sommer 2017 ab Genf lanciert wurde,  bei den Reisenden Anklang gefunden, und wir bauen diese wie bereits erwähnt im kommenden Sommer aus.

2017 haben wir eine Konsolidierung des Marktes erlebt und aktiv dazu beigetragen. Mit der Übernahme eines Teils der Air Berlin-Aktivitäten in Tegel besteht die Herausforderung zu Beginn dieses Jahres darin, die operative Umsetzung dieses Projekts zu steuern. Wir werden überdies die A321 Neo in unsere Flotte aufnehmen, die es uns ermöglichen wird, auf sehr ausgelasteten Flughäfen zu wachsen, ohne dass wir die Rotationen erhöhen müssen. Schliesslich besteht eine ständige Herausforderung darin, das Reiseerlebnis für die Passagiere einfacher und angenehmer zu gestalten. Wir haben daher geplant, die Einführung einer neuen digitalen Plattform abzuschliessen, um die Personalisierung unseres Angebots zum Zeitpunkt der Buchung zu verbessern.»

A319 von Easyjet: Der Low-Coster ist in der Schweiz eine Macht, vor allem in Basel und Genf. Bild: Easyjet

Emirates

(Jürg Müller, Country Manager Switzerland)

«2017 war für Emirates Schweiz ein sehr gutes Jahr, mit einem generellen Wachstum in allen Bereichen. Für 2018 erwarten wir ein unverändertes Angebot zwischen der Schweiz und Dubai -also zwei Mal täglich mit A380 ab Zürich und zwei Mal täglich mit Boeing 777-300ER ab Genf. In Bezug  auf die Nachfrageentwicklung sind wir vorsichtig optimistisch und hoffen, auf das gute  Ergebnis 2017 aufbauen zu können. Durch weitere Investitionen in unser Produkt sowie das Netzwerk offerieren wir im Schweizer Markt weiterhin ein Preis-/Leistungsverhältnis, das unserer Ansicht nach seinesgleichen sucht. Speziell zu erwähnen ist die neue Kabine im 777-300ER, mit markanten Verbesserungen in allen Klassen. 

Bei Flügen nach Dubai selber erwarten wir, dass sich die äusserst positive Entwicklung weiterhin fortsetzt. Hier sehen wir ein Wachstum in allen Bereichen - Geschäftsreisen, Leisure, MICE, Golf. Zudem zieht Dubai je länger je mehr auch ein preissensibles Publikum an, dies aufgrund der stetig wachsenden Hotelinfrastruktur im Mittelklassesegment sowie diverser neuer Attraktionen. Weiter erwarten wir auch Wachstum zu unseren Hauptzielregionen im Indischen Ozean, in Asien, Australien/Neuseeland und Afrika. Erwähnenswert ist hierbei auch die vor Kurzem intensivierte Partnerschaft mit flydubai, welche unser Destinationsportfolio erheblich erweitert. Das Codeshares generiert dies bereits substantielle Buchungszahlen. Hier erkennen wir bereits einige Trendziele, etwa Kathmandu, Sansibar, Kilimanjaro sowie eher exotische Ziele wie Port Sudan, das bei Tauchern sehr beliebt ist.

Trotz allem Optimismus erwarten wir in Bezug auf das Wettbewerbsumfeld in der Schweiz keine Entspannung. Je nach Zielgebiet wird es also weiterhin Druck auf die Preise geben. Allerdings sehen wir uns hier in einer starken Position, da wir dem Kunden mit zwei täglichen Verbindungen viel Planungsflexibilität anbieten können, im Gegensatz zu den meisten Wettbewerbern. Wir werden für die Reisebranche und die Konsumenten weiterhin ein verlässlicher Partner sein. Allerdings planen wir, unsere Mittel noch segmentspezifischer einzusetzen und Partnerschaften zu unterstützen, die auf Gegenseitigkeit beruhen.»

Der beliebte Golfcarrier Emirates wird auch 2018 weiterhin zwei tägliche A380-Flüge ab Zürich nach Dubai bieten, von wo aus zahlreiche spannende Beyond-Ziele erreicht werden können. Bild: HartlandMartin

United Airlines

(Reto Schneider, Country Manager Switzerland)

«Wir freuen uns auf einige sehr interessante Entwicklungen im Jahr 2018. Dazu gehören ein Dutzend neue Langstreckenverbindungen weltweit, ein wachsendes inneramerikanisches Streckennetz, die weitere globale Expansion der United Polaris Business Class, neue Flugzeuge, Investitionen in die Drehkreuze von United und eine wachsende Zusammenarbeit mit Lufthansa und der Star Alliance. Zukünftige Investitionen in die Technologie sind ebenfalls unerlässlich. Fluginformationen und Transaktionen müssen für unsere Passagiere schnell und einfach zugänglich sein. Wir möchten Technologie nutzen, um unseren Gästen ein individuelles Reiseerlebnis zu gestalten und den Stressfaktor so weit wie möglich zu eliminieren.

Trendziele... Wir fliegen zu Zielen, wo wir eine klare und eindeutige Nachfrage sehen. San Francisco zum Beispiel, wo wir im Sommer neu ab Zürich hinfliegen, spielt eine wichtige Rolle im globalen Netzwerk von United: als stärkstes und verkehrsreichstes Drehkreuz von United an der Westküste der USA, als attraktives Gateway nach Hawaii und zu vielen transpazifischen Zielen in Asien und Australien. Ausserdem ist San Francisco der Hub mit den meisten Flügen, auf denen der neue United Polaris Business Class Sitz eingesetzt wird. Im Juni werden wir die neue Verbindung Zürich-San Francisco mit einer Boeing 787-8, dem Dreamliner, aufnehmen. Auch auf der Strecke Zürich-Washington/Dulles werden wir ab April 2018 einen Dreamliner einsetzen und so das Bord-Erlebnis für unsere Kunden aus der Schweiz deutlich aufwerten.

Die grössten Herausforderungen sind, mit unserem Netzwerk an 4500 täglichen Flügen zu über 330 Destinationen weltweit weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben, die Kosten unter Kontrolle zu halten und die verschiedenen Marktsegmente (Leisure und Business Travel) mit den richtigen Produkten und Preisen zu bedienen.»

Mit dem Dreamliner (Bild) wird United bald auch von Zürich nach San Francisco fliegen. Bild: Boris Samoylenko

Singapore Airlines

(Jessica Fabrizi, Public Relations and Marketing Executive)

«In Bezug auf 2018 sind wir vorsichtig optimistisch. Der Hauptgrund dafür ist, dass die Konjunkturprognosen eine stabile, aber keine umgestüme Wirtschaft vorhersagen. Auch hinsichtlich Arbeitslosigkeit und Inflation herrscht eine optimistische Stimmung und wir hoffen, dass sich die Lage weiterhin verbessert.

Wir sind überzeugt, dass sich der Trend zur Innovation und somit zur Disruption im 2018 fortsetzen wird. Neue Business-Modelle sind gefordert - sowohl geographisch als auch vertikal in verschieden Geschäftssegmenten. Die Kundenbedürfnisse werden sich weiter in die Bereiche Digitalisierung und Personalisierung entwickeln.

Unsere grösste Herausforderung ist und bleibt es deshalb, uns dem steten Wandel anzupassen. Dies schliesst den Megatrend Digitalisierung und die sich kontinuerlich entwickelnden Kundenbedürfnisse ein. Die Konkurrenzlandschaft wird stark bleiben. Das eröffnet Möglichkeiten, um neue, innovative Produkte und Dienstleistungen anzubieten, erhöht aber auch den Druck, hinsichtlich unserer Operationen kosteneffizienter zu werden.»

Singapore Airlines setzt auf Qualität und Innovation an Bord - etwa beim A380. Bild: Airlines470

(JCR)