Flug

Noch fliegen einige Airlines mit B747 - hier eine von Thai Airways beim Anflug auf Zürich. Doch das Ende der Jumbo-Jets ist besiegelt. Bild: Bruno Geiger

Boeing 747: Das schleichende Ende einer Ära

In den USA endet am heutigen 19. Dezember 2017 die kommerzielle Fliegerei mit dem «Jumbo-Jet». Immer weniger Airlines nutzen diesen Flugzeugtyp noch für Passagierflüge.

Die Boeing 747, der ursprüngliche «Jumbo-Jet», gehört zu den am einfachsten zu erkennenden und vielleicht auch deshalb zu den beliebtesten Flugzeugen weltweit. Der Vierstrahler war lange Zeit das grösste Flugzeug der Welt und ermöglichte Routen, die es noch nicht gegeben hatte, etwa ein London-Singapur in weniger als 24 Stunden Reisezeit. Boeing selber sagt, dass der Jumbo «der Welt Flügel gab».

Nur ist der riesige Jet fast 50 Jahre nach seiner Lancierung nicht mehr genügend effizient und wird immer mehr von neuen Grossraumflugzeugtypen verdrängt. Das Flugzeug, welches die Massenfliegerei erst richtig ermöglicht hat, stirbt deshalb langsam aber sicher aus.

In den USA - dem Land, wo die «B-747» seit 1969 am Himmel zu sehen war – erfolgt heute (19.Dezember 2017) gar der allerletzte kommerzielle Flug mit einer Boeing B747: Delta Air Lines wird als letzter US-Carrier die B747 verabschieden, wenn sie aus Seoul kommend in Detroit landet. Darüber hinaus gibt es noch vereinzelte «Farewell Tour»-Flüge für Mitarbeitende und Nostalgiker, welche dafür infolge hoher Nachfrage teure Tickets erstanden haben.

Ganz zu Ende ist die Ära der B-747 allerdings noch nicht. Einige Airlines – darunter Lufthansa, British Airways, Thai Airways oder Korean Air Lines - fliegen immer noch kommerziell mit B-747, welche planmässig allerdings bei den meisten Airlines schon bald aus der Flotte verschwinden dürften. Darüber hinaus sieht man noch B-747 als Cargoflugzeuge am Himmel. Und dann gibt es noch «Einzelkunden», etwa der US-Präsident, dessen «Air Force One» seit 1990 eine umgebaute B-747 ist, oder das Privatflugzeug der Rockband Iron Maiden, welches von Sänger Bruce Dickinson pilotiert wird. Auch wenn die Jumbo-Jets natürlich nicht sofort vom Himmel verschwinden: Boeing hat das Ende der B-747-Produktion schon vor einem Jahr offiziell gemacht.

Kurzer Überblick zur Geschichte der B-747

Am Ursprung der B-747 steht das Bedürfnis der ehemals grossen Fluggesellschaft Pan Am nach einem Flugzeug, welches zahlreiche Passagiere gleichzeitig transportieren kann – um die Effizienz zu steigern und um die (schon damals chronische) Überlastung der Flughäfen zu verringern. Boeing plante zunächst ein Flugzeug mit zwei Etagen, liess dann aber aus Sicherheits-Überlegungen davon ab und entwickelte das «Widebody»-Design mit zwei Gängen. Gleichzeitig wurde aber im vorderen Bereich des Flugzeugs eine zweite Etage für Premium-Passagiere beibehalten, welche der B-747 den charakteristischen «Buckel» verlieh. Bereits im ursprünglichen Design war das Flugzeug für den Transport von bis zu 600 Personen vorgesehen.

Ein Problem war allerdings die Finanzierung. Boeing hatte in den 60er-Jahren schon die Produktionen der B-707 und der damals neuen B-727 am laufen, war beim Raumfahrtprogramm Apollo involviert und verfügte selber nicht über genügend infrastrukturelle Ressourcen für den Bau des Riesenflugzeugs. Doch Boeing glaubte an das Projekt, fand genügend Interesse bei Airline-Partnern, kreierte einen Hype bei Endkunden und baute in Everett (Washington/USA) neue Montagehallen für den Bau der B-747. Im Februar 1969 war das Flugzeug zertifiziert. Seitdem wurden über 1550 B-747 ausgeliefert, wovon heute trotz dem globalen «Phase-Out» noch 500 flugfähig und im Einsatz sind.

Boeing lancierte bereits 1995 mit der B-777 ein kleineres Nachfolgemodell, welches mit nur zwei Triebwerken deutlich treibstoff-effizienter ist und bei Maximalbelegung dennoch bis zu 550 Passagiere befördern kann. Aktuell konzentriert sich Boeing auf effiziente Flugzeuge mittlerer Grösse und glaubt nicht mehr an eine Zukunft für «Riesenvögel» - dafür sehe man schlicht keine Nachfrage mehr.

(JCR)