Flug

Im September sah die Welt noch gut aus für Powdair: Marketingchefin Zoe Ombler präsentiert am Airport den Medien das Powdair-Modell. Zustande gekommen ist es, zumindest in diesem Winter, jedoch nicht. Bild: HO

Powdair wird nicht fliegen

Jean-Claude Raemy

Nach dem Absprung von Investoren war die Lage eng. Nun ist klar: Es wird zumindest in diesem Winter keine Flüge ab Sitten zu britischen und belgischen Zielen geben.

Powdair wird diesen Winter nicht ab Sitten fliegen. Der Entscheid wurde gefällt, nachdem Investoren aus dem Projekt ausgestiegen waren und die dringliche Suche nach Investoren letztlich ohne Erfolg blieb. Im Rahmen eines Non-Disclosure-Agreement darf der Name des abgesprungenen Investors nicht genannt werden; klar ist nur, dass es sich nicht um den dänischen Wet-Lease-Partner Backbone Aviation handelte, sondern dass der Investor aus einem non-aviatischen Bereich kam.

Marketingchefin Zoe Ombler erklärt in einem Statement, dass sich die Gesellschaft aufrichtig bei allen Kunden entschuldige, welche bereits Tickets gebucht hatten, und dass man sich bemühen wolle, den Refunding-Prozess so reibungslos wie möglich zu machen. Jede Person mit gültigem Powdair-Ticket werden das gesamte Geld zurück erstattet bekommen.

Ombler bedankt sich aber auch für das positive Feedback, welches Powdair nach der Ankündigung des Investoren-Rücktritts erhalten habe, und lässt durchblicken, dass Powdair im Winter 2018/2019 einen neuen Anlauf nehmen möchte. Dannzumal auch mit eigenen Flugzeugen. Eines der Probleme von Powdair war ja aktuell, dass sie nicht über eigene Flugzeuge und kein AOC verfügte und deshalb auf Partner angewiesen war. In einem separaten Statement wird darauf hingewiesen, dass der Kollaps diverser Airlines wie jener der britischen Monarch oder auch jener von Adria Airways Switzerland (Darwin Airline), welche übrigens als «preferred operator» bezeichnet wird, daneben aber auch die gesamte Diskussion um die Auswirkungen des Brexit auf die britische Luftfahrt den Investoren habe abspringen lassen.

Laut Ombler sei Powdair aber nicht bankrott. Zudem habe man einen neuen Investor an der Angel, doch bis alle Due-Diligence-Prozesse vorbei seien, werde es Ende Jahr sein - zu spät, um die Routen noch aufzunehmen. Doch sie glaubt weiterhin daran, dass Sitten viel Potenzial biete. Nun bleibt Powdair nur noch zu hoffen, dass sie im kommenden Jahr nochmals Hype entwickeln und vor allem auch das Vertrauen von Kunden generieren können.

Crowd Funding einer Airline hat nicht funktioniert

Es bleibt zu hoffen, dass Powdair tatsächlich einen vorweisbaren, finanzkräftigen Investor anziehen kann und dann auch sein eigenes Fluggerät mitsamt AOC erhält. Zu viele Änderungen wurden seit der Ankündigung der Sitten-Flüge bis zum Ende vorgenommen, zu unsicher schien die Lage für diverse Involvierte oder Beobachter. Der Versuch, innert einer Woche mittels Crowdfunding doch noch Mittel zu erhalten, um fliegen zu können, wirkt zwar nett, aber irgendwie auch verzweifelt, um nicht zu sagen abenteuerlich (siehe Bild unten).

Auf der Strecke bleiben nicht nur gebuchte Passagiere, sondern auch die Walliser Skiorte, die ihr Marketing teilweise auf diese neuen Flugmöglichkeiten ausgerichtet hatten und Powdair weit entgegenkamen. Freuen kann sich Swiss, welche ab Sitten also weiterhin ein Monopol auf Strecken nach London-City haben wird.

So sollte die "Powdair Pledge" aussehen - die Passagiere bissen jedoch nicht an. Bild: Screenshot Powdair