Flug

Sind die Hoffnungen auf den Aufbau einer Ski-Airline ins Wallis noch vor dem Start zersplittert? Es sieht ganz danach aus. Bild: Fotolia

Powdair steht vor dem Nichts

Die grossen Pläne in Sitten stehen nach dem Absprung des Hauptinvestors vor dem Aus. Bis Ende Woche muss eine Million Pfund gefunden werden, sonst bleiben bis zu 5000 bereits gebuchte Passagiere möglicherweise auf ihren Tickets sitzen.

Heute ist kein guter Tag für die Schweizer Luftfahrt. Stunden, nachdem Darwin Airline bekannt gab, sich in Nachlassstundung zu begeben, scheint sich auch das «Projekt Powdair» zerschlagen zu haben. Das vor zwei Jahren gestartete Projekt, welches in diesem Jahr ambitionierte Pläne fürs Wallis - mit Flügen ab Sitten zu diversen Zielen in Grossbritannien und Nordeuropa - ankündigte, hat einen gewaltigen Dämpfer erlitten.

Wie aus der Mitteilung hervorgeht, ist der Hauptinvestor «aus persönlichen Gründen» abgesprungen. Genau zwei Wochen vor der geplanten Aufnahme von Flügen ab Sitten nach London-City also. Powdair selber bietet zwei Lösungen an: Erstens eine Verschiebung des Flugbeginns auf ein unbestimmtes Datum hinaus. Für jene, die bereits Tickets gebucht haben, werde eine volle Rückzahlung garantiert. Zweitens, ein Aufruf an potenzielle Investoren, hinunter bis zum einzelnen Passagier. Powdair notiert nochmals alle Vorteile, die man bieten will: Kürzere Verbindungen in die Wintersportorte für die Briten, Zugang zu spannenden, bisher nicht existierenden Routen ab Sitten für die Walliser.

Powdair zufolge haben bereits 5000 Personen ein Ticket für Flüge in diesem Winter gebucht, dazu haben sich 85 Personen für das «Season Pass Holder»-Programm angemeldet, welches zu 10 bis 80 Flügen mit Powdair berechtigt. Sean Pettit, der CFO von Powdair, erklärt: «Wir brauchen mindestens drei Millionen Pfund [fast 4 Millionen Franken, Anm.d.Red.] um die laufende Saison durchfliegen zu können. Eigentlich brauchen wir aber schon bis Ende dieser Woche 1 Million Pfund [1,3 Millionen Franken. Anm.d.Red.], um starten und die Saison wenigstens mit einem reduzierten Flugprogramm durchführen zu können.» Powdair sei «ready to go», aber ohne Geld gehe eben nichts. Personen, welche Flüge zwischen dem 11. und 17. Dezember gebucht haben, würden persönlich von Powdair kontaktiert.

UPDATE 28.11.2017, 11.30 Uhr: Travelnews.ch hat nochmals bei Powdair nachgefragt, wie die Situation aussieht. Die Rede ist inzwischen von zwei abgesprungenen Investoren, was aber nichts an den finanziellen Anforderungen ändert. Bis Ende Woche muss eine Million Pfund her. Nach der gestrigen Ankündigung seien sehr viele, «über 100» Reaktionen eingegangen - ob darunter aber auch konkrete Angebote für Darlehen oder sonstige Investitionsformen sind, lässt sich Powdair aber nicht entlocken. Ebenso wenig eine Antwort auf die Frage, was konkret passiert, wenn bis Ende Woche kein Geld zusammenkommt. Sicher ist nur, dass die geplanten Flüge zwischen dem 11. und 17. Dezember ausfallen. Powdair glaubt aber noch dran und hofft, wenigstens ab der Kalenderwoche 51 Flüge anbieten zu können.

Der Rückzug von Darwin Airline bzw. Adria Airways Switzerland aus den Gesprächen mit Powdair geschah zwar vor dem genannten Wegfall des Powdair-Investors, erscheint aber angesichts dieser neuen Tatsache doch wieder in einem anderen Licht. Nicht zufrieden dürften auch die Walliser Skiorte sein, welche dem Projekt viel Marketinggeld zugesagt haben und nun möglicherweise sich die Mühe umsonst gegeben haben; wie viel Geld letztlich verloren geht, ist noch unklar. Und noch ist das letzte Wort ja noch nicht gesprochen. Doch es scheint ziemlich unsicher, dass Powdair, welche keine eigenen Flugzeuge besitzt und auf Partnerfirmen angewiesen ist, innert der nächsten Tage noch eine Lösung findet. Aber das sagten ja viele im Falle von Skywork auch.

(JCR)