Flug

IATA sichert Airlines besser gegen Reisebüro-Ausfälle ab
Die International Air Transport Association (IATA) hat angekündigt, dass während ihrer Passenger Agency Conference (PAConf) eine Resolution zur vollständigen Implementierung der «NewGen ISS» (New Generation of IATA Settlement Systems) verabschiedet wurde. Laut IATA-Statement handelt es sich dabei um die grösste Erneuerung des «Billing and Settlement Plan» (BSP) seit dessen Gründung 1971. Aktuell werden über den BSP Flugtickets im Wert von rund 219 Milliarden Dollar pro Jahr abgerechnet. Dank dem neuen Abrechnungssystem, welches die BSPs für Buchungen in das neue Vertriebsformat NDC (New Distribution Capability) einbettet, sollen Reisebüros grössere Flexibilität und Airlines bessere Sicherheiten erhalten.
Bereits letztes Jahr waren von der PaConf drei Grundpfeiler der NewGen ISS ausgearbeitet worden:
- Künftig gibt es drei Stufen der Reisebüro-Akkreditierung. Das Reisebüro kann selber jenes Abrechnungsmodell wählen, welches zum eigenen Geschäft am besten passt. Ein Wechsel in ein anderes Abrechnungsmodell zu einem späteren Zeitpunkt ist möglich. Das garantiert Flexibilität.
- «IATA EasyPay» wird eingeführt. Dies ist eine freiwillige Sofort-Onlinebezahlungsmöglichkeit («e-wallet solution») im BSP, welches tiefere Transaktionskosten bietet. So ausgestellte Tickets werden nicht auf das mit einer Garantie abzurechnende Umsatzvolumen angerechnet. Mit anderen Worten: Die Transaktionskosten sowie die Umsatz-Absicherungskosten können gesenkt werden.
- «Global Default Insurance»: Eine optionale, weltweit gültige Umsatz-Absicherung. IATA bietet damit selber eine günstigere Form einer Bankgarantie an. Die GDI ist bereits in 20 Märkten weltweit eingeführt.
Risiko-Management für Airlines gegenüber Reisebüros
An der diesjährigen PaConf nun wurde noch ein vierter Punkt beschlossen. Eingeführt wird auch eine «Remittance Holding Capacity» (RHC), also ein Risiko-Management, welches aber ebenfalls schon im letzten Jahr angedacht wurde. Damit soll das Risiko der Airlines bei Reisebüro-Pleiten minimiert werden. Für die Reisebüros wird das RHC anhand des Durchschnitts der drei höchsten Quartalsumsätze innerhalb der letzten 12 Monate plus 100% errechnet. Wird dieser Wert an ausstehenden BSP-Zahlungen erreicht, darf ein Reisebüro Tickets nur noch über EasyPay oder unter direkter Nutzung der Kundenkreditkarte verkaufen und ausstellen.
Reisebüro-Zahlungsausfälle machen zwar nur 0,056% des gesamten Umsatzes aus (als Referenzjahr nahm die IATA dafür das Jahr 2013) – doch seien dies insgesamt 146,1 Millionen Dollar, welche den Airlines so durch die Lappen gingen. Darüber, wie viel Geld den Reisebüros infolge Airline-Pleiten durch die Lappen ging, wird nichts gesagt…
Die an der PaConf verabschiedete Resolution beinhaltet ausserdem Verfügungen zur Initiative «Transparency in Payments» (TIP). TIP gibt Aufschluss über die Prozesse und Kosten, welche mit den unterschiedlichen Bezahlungs- bzw. Überweisungsformen zusammenhängen. Keine Art der Geldüberweisung istr ausgeschlossen, doch Agenten dürfen nur solche Geldübermittlungs-Prozesse verwenden, welche eine Airline explizit erlaubt hat. Der Vorteil davon: Agenten können eigene, vormals im BSP nicht erlaubte Kreditkarten für eine Überweisung nutzen – sofern die Airline ihr Einverständnis gegeben hat.
Mit der Einführung bzw. Umsetzung der neuen Zahlungsmethoden soll im März 2018 begonnen werden. Für die Schweiz sind noch keine Daten diesbezüglich festgelegt. Für die Einführung von EasyPay werden die skandinavischen Länder als Testmärkte herhalten.
Eine schematische Übersicht über die NewGen ISS gibt es unter diesem Link. Ausserdem äussert sich Aleks Popovich, IATA Senior Vice President Financial and Distribution Services, im folgenden Video (in Englisch) über das neue Abrechnungssystem.