Flug

Blick auf den Himmel über einem Flughafen: Die Umweltbelastung durch den Flugverkehr ist weiterhin ein unbequemes Randthema. Bild: Pixabay

Der globale Luftverkehr kommt bei Klimazielen nicht voran

Bei Airlines ist viel die Rede von weniger Schadstoff-Emissionen durch moderne Technik. Doch damit erreicht sie die selber gesteckten Zielen bei Weitem nicht.

Der Weltluftverkehr droht laut einer aktuellen Studie seine selbst gesetzten Klimaziele zu verfehlen. Wie die Umweltorganisation Atmosfair am Samstag auf dem Weltklimagipfel in Bonn (Deutschland) betonte, geht die Flottenerneuerung durch sparsame Jets bei wachsendem Verkehr nur schleppend voran. Weltweit stiegen die CO2-Emissionen der Airlines um gut 4 Prozent, die Flugkilometer um knapp 7 Prozent. Bei der Vorstellung des Atmosfair-Klimaindex 2017 warnte Geschäftsführer Dietrich Brockhagen: «Unsere Ergebnisse zeigen, dass der Luftverkehr weltweit nicht auf Zielkurs ist.»

International gehöre nur eine von 100 Maschinen zur Klasse der hocheffizienten Flugzeuge. Verglichen mit diesen setzten selbst die besten Airline-Flotten im Mittel 20 Prozent mehr CO2 pro geflogenem Kilometer frei. Von den 50 klimaeffizientesten Airlines der Welt kommen laut Studie 16 aus Europa und 10 aus China. Zwei Fluggesellschaften des TUI-Reisekonzerns und die chinesische China West Air sind demnach die saubersten Airlines weltweit.

Die Chinesen, die die Liste im Vorjahr noch anführten, wurden von der britischen TUI Airways (früher Thomson Airways) verdrängt. China West Air liegt jetzt auf Platz zwei - vor der TUIfly auf Platz drei. TUIfly belegt seit dem Index-Start stets einen der vordersten Ränge.

TUI macht es mit den eigenen Airlines vor

TUI Airways gilt der Auswertung nach als beste Charter-Gesellschaft weltweit: Sie hat in der Gesamtwertung die geringsten CO2-Emissionen pro Passagier und Kilometer. «In der Wirtschaftlichkeit und für die Nachhaltigkeit zahlen sich die Investitionen der TUI in moderne Flugzeuge aus», erklärte Thomas Ellerbeck, Mitglied des Group Executive Committees der TUI Group, zum Ranking. Unter anderem habe TUI als erster internationaler Touristikkonzern Boeing Dreamliner auf der Langstrecke eingesetzt, die deutlich weniger Kerosin als vergleichbare Flugzeuge verbrauchten. Bis 2020 wolle der Konzern die emissionsärmsten Fluggesellschaften Europas betreiben.

Zu den Kriterien für die Index-Beurteilung der Klimafreundlichkeit der gut 200 weltgrössten Fluggesellschaften gehört unter anderem die Zahl der bei einem Flug transportierten Passagiere. Der Grund: Flugzeuge mit enger Bestuhlung belasten die Umwelt mit deutlich weniger CO2 pro Passagier als Flieger mit viel Beinfreiheit. Zudem zahlte sich der Einsatz moderner Maschinen mit weniger Emissionen aus. Flugzeuge wie die Boeing 787-9 und der Airbus A350-900 erzielen laut der Studie auch auf der Langstrecke Werte von weniger als 3,5 Liter Kerosin pro Passagier und 100 Kilometer.

Anders als Charter-Fluggesellschaften wie die TUIfly, die in der Regel voll ausgebucht unterwegs sind, kommen viele der internationalen grossen Liniengesellschaften auf deutlich schlechtere Bewertungen. Bei den Linienflügen ist dank moderner Flotte und hoher Auslastung die chilenisch-brasilianische Latam (Platz 11) führend.

China überholt die USA

Ein Kuriosum am Rande: Die mittlerweile nicht mehr existierende Air Berlin landete direkt dahinter auf Rang 12, vor KLM aus den Niederlanden (13). Die Insolvenz der Berliner erfolgte während der Veröffentlichung des Index, daher wurde sie noch aufgeführt.

Die Lufthansa steigerte sich im Vergleich zur Konkurrenz dank einer erneut verbesserten Auslastung und Flotte auf Platz 65 und liegt damit kurz vor Air France (68). «Auf der Kurz- und Mittelstrecke setzt Lufthansa immer weniger ineffizientere Flugzeugmodelle ein», betonte Atmosfair. Ihr Index bildet mit rund 33 Millionen Flügen etwa 92 Prozent des Weltluftverkehrs ab. Billigflieger werden in einer eigenen Klasse erfasst, da sie oft - von Subventionen gestützt - künstlich niedrige Ticketpreise in Flugkilometer und damit CO2-Emissionen umwandeln, die sonst nicht entstanden wären.

Ein weiterer Trend: Insgesamt überholen chinesische Airlines im Index dank modernerer Flotten zunehmend die US-Airlines. Die grossen Gesellschaften Delta Air Lines und United Airlines liegen punktgleich mit Uzbekistan Airlines auf Rang 41 - nur die amerikanische Alaska Airlines liegt mit Platz 14 im vorderen Bereich der Top 50.

(JCR/AWP)