Flug

Macht Skywork den definitiven Abflug ab Bern? Noch kämpft sie. Adria Airways und die Veranstalter warten, aber nicht mehr lange. Bild: Skywork

Skywork: Angezählt, aber noch nicht ausgeknockt

Jean-Claude Raemy

Chaostage in Bern-Belpmoos: Skywork fliegt zwar nicht, soll aber gerettet sein. Adria Airways fliegt noch nicht, ist aber buchbar. Die Veranstalter mit Flügen ab Bern müssen abwarten und Tee trinken.

Am vergangenen Samstag, 28. Oktober 2017, ist die provisorische Betriebsbewilligung von Skywork abgelaufen. Seitdem – auch heute – ist kein Flugzeug der Skywork mehr abgehoben. Die Airline ist aber noch nicht am Ende: Laut «Aerotelegraph» soll Skywork sogar buchstäblich im letzten Moment gerettet sein – sprich, sie hat einen Investor gefunden, der den Betrieb für mindestens ein Jahr weiter garantiert. Und dieser soll gar aus der Schweiz sein. Um wen es sich handelt, ist bislang unklar. Nachdem Skywork schon in der Vergangenheit ein grosses Geheimnis um ihre Geldgeber machte, ist nicht sicher, ob die Identität des oder der Investoren überhaupt öffentlich gemacht wird.

Um wieder fliegen zu dürfen, wird Skywork dem BAZL den Nachweis der Finanzierung vorlegen müssen. Dazu sagt BAZL-Sprecher Urs Holderegger gegenüber travelnews.ch: «Sobald der Finanzierungsnachweis da ist und alle Bedingungen erfüllt sind, kann das BAZL eine neue Betriebsbewilligung innert Stunden erteilen.» Eine Deadline gibt es dabei nicht; Skywork kann sich also noch etwas Zeit lassen. Allerdings ist jeder Tag mit Flugzeugen am Boden nicht nur schlecht fürs Image, sondern auch für die Liquidität, weshalb Skywork weiterhin unter Druck ist.

Gleiche Flüge zur selben Zeit bei zwei Airlines buchbar

Überdies hat sich die Situation für Skywork drastisch verschärft, weil plötzlich ein neuer Player im Spiel ist: Am Wochenende hatte Adria Airways Switzerland verlauten lassen, dass man sich die Flugverbindungen ab Bern gesichert habe. Ab dem 6. November sollen mit zwei Flugzeugen die Ziele Berlin, Hamburg, München und Wien ab Bern angeflogen werden; seit gestern (30. Oktober) sind diese Flüge auch buchbar.

Damit ist die Situation ziemlich verworren: Heute sind die exakt selben Flüge, sogar mit denselben Flugzeiten, sowohl bei Skywork als auch bei Adria Airways buchbar – obwohl aktuell weder die eine noch die andere ab Bern fliegt! Am Telefon mit travelnews.ch gibt sich Christian Schneider, CCO der Adria Airways Switzerland, gelassen: «Wir verfügen über ein AOC, Skywork aktuell über keines – bei wem würden Sie denn eher buchen?», fragt er zurück. Er wolle der Skywork nichts Böses, sondern einfach mit Adria Airways Switzerland «das vorhandene Potenzial in Bern nicht brach liegen lassen». Sollte Skywork – wider Schneiders Erwarten – dennoch in Kürze eine Betriebsbewilligung erhalten, werde man die Situation neu überprüfen. Dass Skywork weiterhin fliegen werde, wie von dieser selber gestern Abend per Pressemitteilung verkündigt, hält er aber nur für eine Durchhalteparole. Für den kommenden Montag, wenn Adria Airways Switzerland den Flugbetrieb ab Bern aufzunehmen gedenkt, ist vor Ort eine Medienkonferenz vorgesehen. Schneider lässt bereits durchblicken, dass man unter der Marke Darwin Airline fliegen werde – was in Bern schon einmal vorkam.

Reiseveranstalter müssen abwarten

Angesichts der unklaren Situation in Bern warten die Reiseveranstalter mit Flugangeboten ab Bern die Entwicklung der Lage ab. «Wir haben derzeit keine Planungssicherheit», bestätigt Andreas Gerber von Aaretal Reisen, doch er relativiert auch: «Im Winter ist das kein grösseres Problem, da können wir allenfalls Kunden auf Zürich oder Basel umbuchen. Relevanter ist, was mit dem Sommerflugplan passiert.» Hanspeter Kündig (Chiappa Travel) findet gut, dass das BAZL früh eingeschritten sei: «So haben wir keine Kataloge gedruckt, welche unter Umständen Falschinformationen beinhaltet hätten.» Aus seiner Sicht hatten die Veranstalter Glück, dass das Grounding erst zum Ende der Sommersaison passierte. Wie es nun weitergeht, wartet er ab: «Wir fliegen seit 30 Jahren ab Bern, da habe ich schon manche Airline kommen und gehen sehen.» In einem Atemzug nennt er Crossair, KLM Alps, Air Engiadina, Swisswings, Darwin, Skywork oder Intersky.

Gerber gibt an, dass Skywork in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht habe und er eigentlich gerne weiterhin mit dieser Airline arbeiten möchte; er wünscht sich aber Transparenz hinsichtlich der Geldgeber. «CEO Martin Inäbnit war immer sehr offen betreffend den Herausforderungen des Regionalfluggeschäfts», konstatiert Gerber. Sollte Skywork doch nicht überleben, werde er sich eben die Alternativen, etwa Adria Airways, anschauen.

Ähnlich klingt es bei Gabriela Jones (Belpmoos Reisen), welche übrigens früher Aaretal Reisen leitete, welche zwischenzeitlich von Skywork übernommen wurde und als Skywork Travel am Markt auftrat. Sie ist betrübt über die Probleme bei Skywork, sieht das Ganze aber pragmatisch: «Wir arbeiten seit vielen Jahren auch mit Helvetic Airways zusammen und haben zum Glück für den Sommer 2018 eine Fluglösung ab Bern - mindestens für einige Badeferien-Destinationen. Gegenüber Adria Airways sind wir offen.» Man werde bald sehen, wie es weiter geht.

Die Geduld der Veranstalter ist nicht endlos. In den kommenden Tagen sollte definitiv klar sein, ob die Veranstalter mit Skywork oder Adria Airways oder noch anderen Airlines in Gespräche treten können für die Planung der Sommersaison 2018. Die in Bern leidgeprüften Veranstalter schenken ihr Vertrauen aber nicht mehr blind. Sie gehen davon aus, dass auch eine Adria Airways Switzerland Probleme in Bern haben könnte. Kündig erklärt, man suche einmal, eventuell gemeinsam mit anderen Veranstaltern, den Kontakt zu Skywork und zu Adria Airways und schaue dann weiter. Gerber sinniert gar: «Vielleicht ist Bern besser bedient, wenn nur noch Charterflüge angeboten werden, statt auf ein Linienflugnetz zu setzen.» So oder so warten auf die in Bern tätigen Airlines sowie auf den Flughafen Bern selber weiterhin Herausforderungen so hoch wie die Berge des Berner Oberlands.