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Ryanair beschäftigt Flight Attendants nach irischem Recht, das kürzeste Kündigungsfristen, weniger Ferientage und die dauerhafte Anstellung in Leiharbeit ermöglicht. Bild: FR

Schicht- und Wochenendarbeit für 1200 Euro

Der Widerstand gegen die Arbeitsbedingungen bei Ryanair wächst. Der Billigflieger verschaffe sich durch Lohndumping und Umgehung gesetzlicher Bestimmungen unfaire Wettbewerbsvorteile.

Flugpersonal, das beim irischen Billigflieger Ryanair anheuert, muss mit Tieflöhnen rechnen. Alleine in Deutschland sind gegen 1000 Flugbegleiter bei der Airline angestellt. Und deren Unmut wächst derzeit stark an. Die Mitgliederzahl bei der Gewerkschaft Ufo ist in den letzten Monaten sprunghaft angestiegen.

Jetzt hat Ufo Ryanair zu Lohnverhandlungen für die in Deutschland stationierten Flugbegleiter aufgefordert. Auch mit den Piloten ist der Billigflieger in Auseinandersetzungen um Gehälter und Arbeitsbedingungen. Die Gewerkschaft Ufo bezeichnete die gegenwärtigen Arbeits- und Vergütungsbedingungen der Ryanair als «schlicht illegal». «Mit Bruttolöhnen von rund 1200 Euro im Monat bei ständiger Schicht-, Wochenend- und Feiertagsarbeit ist es ohnehin schon schwer, in Deutschland über die Runden zu kommen. Dass Ryanair allerdings ihre Kabinencrews zudem in jedem Winter für mehrere Wochen unbezahlt freistellt, schlägt dem Fass den Boden aus», erklärte Ufo-Chef Alexander Behrens in Frankfurt.

Ryanair beschäftige Flugbegleiter nach irischem Recht, das kürzeste Kündigungsfristen, weniger Ferientage und vor allem die dauerhafte Anstellung in Leiharbeit ermögliche. Die günstigen Ticketpreise dürften nicht länger zu Lasten der Beschäftigten gehen, moniert die Ufo. Ryanair verschaffe sich durch Lohndumping und Umgehung gesetzlicher Bestimmungen unfaire Wettbewerbsvorteile. Insofern seien auch die Beschäftigten der insolventen Air Berlin Opfer von «Konkurrenten, die Arbeitnehmerrechte mit Füssen treten».

In einer Stellungnahme lehnte Ryanair-Sprecher Robin Kiely ein Treffen mit der Ufo ab, weil diese falsche Aussagen verbreite. Ryanair-Flugbegleiter könnten bis zu 40 000 Euro im Jahr verdienen und müssten nach irischem Recht in Irland ihre Einkommenssteuer zahlen. Ufo solle die Zeit besser investieren, «um gegen die Arbeits-, Renten- und Lohnkürzungen vorzugehen, die aktuell dem Airberlin-Personal als Ergebnis der Lufthansa-Übernahme widerfahren.»

Bislang hat Ryanair Tarifverhandlungen mit Gewerkschaften strikt abgelehnt und stattdessen mit lokalen Betriebsvertretungen gesprochen. Das Unternehmen steht unter Druck, für seine ehrgeizigen Wachstumsziele ausreichend Personal zu rekrutieren und musste aus Pilotenmangel bis zum Frühjahr rund 20'000 Flüge absagen.

(AWP/TN)