Flug

LX, LH, EW, WK: Flüge mit Airlines aus der Lufthansa-Group dominieren die Abflugstafel am Flughafen Zürich. Bild: TN

Kommentar Das Lufthansa-Monopoly und die künftigen Flugpreise

Gregor Waser

Zwei Drittel des Flugverkehrs am Flughafen Zürich dominiert die Lufthansa Group. Kann sie nun beliebig an der Preisschraube drehen?

«Herr Spohr, werden Flugtickets jetzt teurer?», lautete am Donnerstag die bange Frage vieler Medien an den Lufthansa-Konzernchef, als der Air-Berlin-Deal besiegelt wurde und damit eine noch grössere Marktmacht in Europa entsteht; insbesondere auf Deutschland-Strecken, aber auch auf solchen zwischen der Schweiz und Deutschland – und wohl auch Richtung Italien, sollte die Lufthansa ebenso bei der Alitalia zum Zug kommen.

Gegen 70 Prozent der Flüge am Flughafen Zürich werden künftig von einem Carrier aus der Lufthansa Group bestritten. Das heisst für das zu erwartende Pricing nichts Gutes aus Passagiersicht.

Denn schon die aktuellen Tarife verraten, dass auf LH-exklusiven Strecken das Preisniveau deutlich höher ist, als auf solchen, wo Konkurrenten mitmischen. Nehmen wir beispielsweise einen Hinflug am Montag, 13. November (morgens) und den Rückflug am Dienstag, 14. November (abends) auf folgenden Strecken (Preis pro Person in Economy Light, nur Handgepäck):

  • Zürich - Frankfurt - Zürich, 782 Franken
  • Zürich - München - Zürich, 721 Franken
  • Zürich - Berlin - Zürich, 253 Franken
  • Zürich - Hamburg - Zürich, 422 Franken

Raten Sie mal, auf welchen beiden Strecken noch ein anderer Carrier mitmischt? Richtig. Easyjet bedient an den gleichen Daten Berlin für 93 Franken und Hamburg für 101 Franken (wobei der Rückflug am Morgen erfolgt). Vergleicht man die Flugpreise einen Monat später, am 13. und 14. Dezember, ist das Bild identisch.

Zu bemerken gilt: Sind 780 Franken für einen Flug von Zürich nach Frankfurt ein ökonomischer Unsinn, so sind die 93 Franken für den Easyjet-Flug von Zürich nach Berlin ein ökologischer Fehltritt. In der Mitte läge ein sinnvolles Preisniveau.

Der Flixbus-Express ist um 678 Franken billiger als der Swiss-Flug.

Was heisst das nun für das Szenario, dass Herr Spohr und seine Pricing-Manager weiter an der Preisschraube nach oben drehen?

Teurer als 782 Franken dürften Frankfurt-Flüge kaum werden. Gut möglich, tauchen auf gewissen Monopol-Strecken bald wieder neue Konkurrenten auf. Und noch wahrscheinlicher: viele Passagiere könnten bei zu hohen Preisen das Transportmittel wechseln.

Nehmen wir nochmals das Beispiel München für 721 Franken. Es gibt da nämlich eine Alternative und die heisst Flixbus. Am 13. November morgens hin und am Dienstagabend zurück kostet mit dem Flixbus-Express, der 3 Stunden 45 Minuten von Stadtzentrum zu Stadtzentrum benötigt, gerade mal 43 Franken, also 678 Franken weniger als der Swiss-/Lufthansa-Flug, der einem keine zeitliche Einsparung bringt, rechnet man auch die Transfers ins Stadtzentrum ein.

Auch bei unserem Frankfurt-Beispiel gibt es eine zeitlich kaum länger dauernde Alternative: Die Bahn ab Zürich nach Frankfurt kostet zu diesen Daten 183 Franken, 599 Franken weniger als der Flug.

Die Lufthansa-Carrier verfügen jedenfalls über keinen gegen oben offenen Spielraum. Der Markt spielt auch, wenn keine alternativen Airlines mitmischen. Zudem dürfte die Lufthansa mit der um 81 Maschinen erhöhten Flotte nun stark gefordert sein, die bisher in diesem Jahr gute Auslastung von 81,4 Prozent nicht erodieren zu lassen – was mit überhöhten Preisen der Fall sein könnte.

Noch offen ist, wie das künftige Preisgebahren der erstarkten Lufthansa-Carrier im Feriengeschäft ausfällt. Für die Schweizer Touroperators werden die Verhandlungen jedenfalls nicht einfacher. Gut für sie zu wissen ist aber, dass die Lufthansa auch im Feriengeschäft die angewachsene Flotte erstmal füllen muss.

Zwar ist die Unterschrift unter den Air-Berlin-Kaufvertrag getrocknet, doch noch hat die Wettbewerbskommission das letzte Wort. Interessant dabei ist die Rolle von Easyjet, die sich vorerst ziert, die ursprünglich angedachten 50 Millionen Euro für 30 Flugzeuge auf den Tisch zu legen. Denn will die Lufthansa den Air-Berlin-Deal besiegelt haben, wollen die Kartellbehörden auch andere Player im Markt sehen. Zwar ist die Easyjet für die Lufthansa ein ärgerlicher Konkurrent bei der Preisgestaltung auf Strecken wie nach Berlin, doch ohne sie – oder andere Carrier, die das Monopol aufweichen – ist der Gang an die Honigtöpfe eben auch nicht möglich.