Flug

Herzkreislauf-Probleme sorgen für die meisten Not- und Todesfälle an Bord. Bild: Youtube

Jedes Jahr sterben 2000 Passagiere in Flugzeugen

Jährlich gibt es 2000 Todesfälle in Flugzeugen – ganz ohne Absturz. Statistisch tritt ein medizinischer Notfall pro 10'000 Passagiere auf.

In diesem Moment befinden sich mehr als zwei Millionen Menschen in der Luft. 50 Prozent aller Flugpassagiere sind über 50 Jahre alt. Mehr als 50 Prozent sind chronisch krank. 25 Prozent der Touristen werden am Ferienort in irgendeiner Weise krank. Und viele dieser Menschen steigen ins Flugzeug, erklärt Joachim Huber, Wiener Internist, Kardiologe und Flugmediziner der Agentur APA.

Eine Statistik der «Doc-on-Board»-Initiative hat vergangenes Jahr ergeben: 30 Prozent der Flugpassagiere haben Herz-Kreislauf-Leiden. 15 Prozent weisen chronische Atmungsprobleme auf. Erst danach kommen psychische Notfälle und Flugangst, neurologische Probleme und anderes. Statistisch tritt ein medizinischer Notfall pro 10'000 Passagiere auf. Zur Illustration: 2015 gab es weltweit rund 3,3 Milliarden Flugreisende. Die IATA Mitglieder melden pro Jahr 2'000 Todesfälle, die während Flügen passieren. 

Flughöhe birgt Risiken für vorbelastete Passagiere

«Wir verlangen bei jedem kleineren operativen Eingriff im Spital eine Freigabe durch den Internisten. Da ist es nur ratsam, diesen Menschen auch vor einer Flugreise den Gang zum Hausarzt, eventuell zum Internisten oder Lungenfacharzt dringend zu empfehlen», Flugreisen – von Kurzstrecken mit geringer Entfernung bis hin zu Ultralangstrecken-Flügen beispielsweise zwischen Australien und Europa – sind längst Alltag geworden. «Doch gleichzeitig hat das Bewusstsein für die gesundheitlichen Belastungen abgenommen. Der Kabinendruck während des Fluges entspricht beispielsweise rund 2‘500 Metern Seehöhe. Und oft sagen Patienten: 'Nein, auf 2'500 Meter Seehöhe gehe ich nicht mehr hinauf.' Während des Fluges kommen sie aber über solche Höhen», sagt Huber.

«Was zum Beispiel bei Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen im Alltagsleben kaum spürbar ist, kann während einer Flugreise leicht problematisch werden», warnt Flugmediziner Huber. So liegt die Sauerstoffsättigung im arteriellen Blut in Meereshöhe bei um die 98 Prozent. «Die Abnahme des Luftdruckes und somit des Sauerstoffpartialdruckes ergibt eine Sauerstoffsättigung von nur noch 92 Prozent oder den Grenzwert zum Sauerstoffmangel», schilderte Huber. Kommt dann beispielsweise noch eine chronische Lungenerkrankung wie COPD, Asthma oder eine Herz-Kreislauferkrankung hinzu, verschlechtert sich die Situation für den Flugreisenden automatisch.

Menschen mit chronischen Erkrankungen müssen sich rechtzeitig auf eine Flugreise vorbereiten

«Gerade deshalb sollten Menschen mit chronischen Erkrankungen vor Flugreisen zumindest zu ihrem Hausarzt gehen und sich mit ihm beraten. Und der Hausarzt sollte bei Bedarf zum Lungenfacharzt beziehungsweise zum Internisten überweisen», sagte der Flugmediziner. Per Lungenfunktionsmessung etc. erfolgt eine genauere Abklärung der Situation des Betroffenen, dann kann der Flugreisende ganz gezielt auf die Passage vorbereitet werden.

«Natürlich lässt sich die Flugtauglichkeit auch bei Menschen mit chronischen Erkrankungen verbessern. Da muss man eben die medikamentöse Einstellung optimieren. Das wichtigste aber ist: Man braucht ein paar Wochen Zeit dazu. Wer mit chronischen Atemwegs- oder Herz-Kreislauferkrankungen am Tag vor Antritt der Flugreise zum Arzt geht, kommt zu spät», betont der Experte.

(SW)