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Das Fluggeschäft der insolventen Air Berlin könnte unter den Bietern aufgeteilt werden. Bild: Air Berlin.

Lufthansa bietet nicht für Langstrecke der Air Berlin

Die Airline habe ein Angebot für die 38 bereits angemieteten Mittelstrecken-Maschinen sowie 20 bis 40 weitere Flugzeuge unterbreitet, nicht aber für die Langstrecke. Bei einer Einigung würde man rund 3000 Arbeitsplätze sichern.

Lufthansa bietet nicht für die Langstreckenjets ihrer insolventen Konkurrentin Air Berlin, das bestätigt Lufthansa-Chef Carsten Spohr. Bei Air Berlin könnte am Donnerstag eine Vorentscheidung über den Verkauf an Investoren fallen. Die drei Gläubigerausschüsse des Dachkonzerns, der deutschen Gesellschaft und der Techniksparte sollen nach Informationen aus Branchenkreisen zu entsprechenden Beratungen zusammenkommen.

Eine endgültige Entscheidung über den Zuschlag dürfte der Air-Berlin-Aufsichtsrat wohl zwar erst am Montag (25. September) treffen. Für den formalen Beschluss könnten nun aber schon die Weichen gestellt werden, hiess es. Ein Gesamtverkauf der Airline an eine andere Fluggesellschaft gilt wegen der dann hohen Marktmacht des neuen Eigentümers als eher unwahrscheinlich. Mehrere einzelne Bieter, darunter die Lufthansa-Tochter Eurowings, die British-Airways- und Iberia-Mutter IAG , Easyjet sowie ein Bündnis aus Condor und Niki Lauda hoffen daher auf Teile von Air Berlin.

Keine Monopol-Stellung

Insgesamt verfügt Air Berlin mit rund 8000 Mitarbeitern über eine Flotte von 144 Flugzeugen. Davon sind 38 aber bereits samt Besatzungen an Eurowings vermietet, und 14 werden vom Ferienflieger Tuifly für die Air-Berlin-Tochter Niki betrieben. Laut Spohr habe Lufthansa ein Angebot über die 38 bereits angemieteten Mittelstrecken-Maschinen und 20 bis 40 weitere Flugzeuge abgegeben, nicht aber für die Langstrecke. Damit würden viele Arbeitsplätze gerettet, die bei der Tochter Eurowings weiterbestehen sollen. «Wir glauben, bald bis zu 3000 neue Mitarbeiter begrüssen zu können», sagte Spohr an einer Medienkonferenz.

Spohr wandte sich erneut gegen die Auffassung, dass sein Konzern mit der Teilübernahme von Air Berlin eine Monopolstellung gewinne. Der Marktanteil würde sogar bei einer Komplettübernahme unter 50 Prozent bleiben, sagte der Airline-Chef. Gleichwohl habe Lufthansa nicht für weitere Flugzeuge geboten, um die kartellrechtliche Genehmigung nicht zu gefährden. Der Lufthansa-Chef kündigte an, dass Eurowings «aus eigener Kraft» Langstreckenflüge auch aus Berlin anbieten werde. Bislang betreibt die Gesellschaft ihre Überseeflüge ausschliesslich aus Köln. Allerdings hat sie auch schon Starts ab Düsseldorf und München angekündigt.

Eurowings vertagt Verhandlungen mit der Vereinigung Cockpit

Parallel zum Bieter-Wettkampf wirbt Eurowings bereits seit Wochen intensiv um neues Personal: 600 Stellen für Piloten und Flugbegleiter sind schon ausgeschrieben, weitere werden folgen. Laut Eurowings liegen bereits über 1000 Bewerbungen vor. 

Mit den für das Kabinenpersonal zuständigen Gewerkschaften Verdi und Ufo hat Eurowings bereits Vereinbarungen zu möglichen Personalübergängen von Air Berlin erzielt. Es geht insbesondere um die Frage, wie Air-Berlin-Dienstjahre auf den neuen Posten angerechnet werden. Bislang gab es aber noch keine Einigung, was die Aufnahme erfahrener Piloten der insolventen Air Berlin betrifft. Entsprechende Verhandlungen mit der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit wurden ergebnislos vertagt, wie beide Seiten am Donnerstag bestätigten.

(AWP)