Flug

Die Flugsituation der Air Berlin dürfte heute ähnlich aussehen wie gestern. Die Flugausfällen seien «existenzbedrohend». Bild: TN

Air Berlin: Heute sind 149 Piloten krank

Das Flugstreich-Debakel geht in die zweite Runde: Bereits wurden wieder etliche Flüge gestrichen, auch Zürich ist betroffen. Im Laufe des Tages dürften weitere Stornierungen hinzukommen. Droht der insolventen Airline das Grounding?

Die insolvente Fluggesellschaft Air Berlin hat nach rund 100 gestrichenen Flügen am Dienstag auch am Mittwoch bislang 32 Flüge gestrichen. Für Mittwoch haben sich 149 Piloten und First Officer krankgemeldet. Die Air Berlin schreibt in einer Mitteilung, dass sie «für die zahlreichen kurzfristigen Krankmeldungen während des Crewbriefings unmittelbar vor dem Flug oder auf dem Weg zum Flugzeug überhaupt kein Verständnis» habe. Besonders betroffen seien heute der Flughafen Berlin-Tegel und der Flughafen Düsseldorf mit 30 gestrichenen Starts und Landungen, wie eine Sprecherin der Fluglinie am Mittwochmorgen sagte.

Auch am Stuttgarter Flughafen fallen am Mittwoch mindestens zwölf Flüge aus: Von den jeweils sechs gestrichenen Starts und Landungen entfallen acht Verbindungen auf die Eurowings. Air-Berlin-Maschinen und deren Crews fliegen auf Mietbasis auch für Euro- und Germanwings. Eurowings streicht bis zum Mittag 35 Verbindungen aus dem Flugplan, wie die Fluggesellschaft über ihre Homepage mitteilt. Sie hat 33 Flugzeuge samt Besatzungen bei der insolventen Air Berlin angemietet. Für Mittwoch wurden bislang in Hamburg 14 Starts und Landungen gestrichen, wie ein Sprecher des Flughafens am Morgen sagte. Darunter seien ebenfalls Verbindungen von Euro- und Germanwings. Während die Flüge ab Genf und Bern bislang nicht betroffen sind, wurden am Mittwochmorgen drei Verbindungen ab Zürich gestrichen:

Vollständige Liquidation droht

Wie die Air Berlin mitteilt, sei es nicht ausgeschlossen, dass im weiteren Verlauf des Mittwochs noch weitere Flüge gestrichen werden müssten. Die durch die Flugausfälle vom Dienstag entstandenen Kosten für die Airline beliefen sich nach internen Berechnungen auf rund fünf Millionen Euro. Das Management sprach von einer existenzbedrohenden Situation für die Airline und kritisierte, ein Teil der Belegschaft spiele mit dem Feuer. 

Angesichts dieser Umstände nimmt der Druck auf die Piloten der insolventen Fluglinie zu, die Arbeit wieder aufzunehmen. «Ich wünsche mir, dass alle Beteiligten an den Gesprächen um die Zukunft von Air Berlin die Nerven behalten und versuchen, das Beste für die Beschäftigten zu erreichen», sagte Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) der «Bild»-Zeitung (Mittwoch).  Der Vorstand, die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit und der Betriebsrat rief die gesunden Mitarbeiter dazu auf, zur Arbeit zu kommen. 

Air Berlin CEO Thomas Winkelmann sagt: «Wir führen gerade die finalen Gespräche mit möglichen Investoren. Eine stabile Operation ist die zwingende Voraussetzung für ein Gelingen dieser Verhandlungen. Nur so können wir möglichst viele Arbeitsplätze sichern.» Ins Bieterverfahren um die insolvente Air Berlin hat sich einem Medienbericht zufolge ein neuer Interessent eingeschaltet. Demnach teilte die chinesische Betreibergesellschaft des Flughafens Parchim, LinkGlobal, schriftlich ihr Interesse an einer Übernahme mit. So oder so - der Generalbevollmächtigte Frank Kebekus warnt: «Wenn sich die Situation nicht kurzfristig ändert, werden wir den Betrieb und damit jegliche Sanierungsbemühungen einstellen müssen.»

(AWP/TN)