Flug

Zahlreiche Air-Berlin-Maschinen blieben heute stehen. Der Flug von Zürich nach Agadir (Bild) erfolgte planmässig.

Air Berlin: «Operative Gründe» sind Hunderte Krankmeldungen von Piloten

Da sich am Dienstag rund 250 der 1500 Piloten krankmeldeten, musste die Airline 100 der geplanten 750 Flüge absagen. Revolte bei Air Berlin? Die Vereinigung Cockpit dementiert.

Die Airline musste am Dienstag 100 der geplanten 750 Flüge absagen. Grund für die Ausfälle seien «aussergewöhnlich viele Krankmeldungen im Cockpit», sagte ein Unternehmenssprecher. Etwa 200 der 1500 Piloten fielen am Dienstag bei Air Berlin aus. Die Airline bat Passagiere, vor der Anfahrt zum Flughafen den Status ihres Fluges zu prüfen.

Am Flughafen Zürich kam es zunächst zu zwei Ausfällen der Flüge von und nach Düsseldorf und einen Ausfall der Rotation Berlin-Tegel. Ansonsten sei die Lage unter den Reisenden ruhig, so eine Flughafen-Sprecherin. Der Air-Berlin-Flug nach Agadir etwa startete planmässig.

Die «Bild»-Zeitung hatte zuvor über eine «Piloten-Revolte» berichtet. Grund dafür soll dem Bericht zufolge eine Auseinandersetzung über den Übergang von Piloten der insolventen Airline auf den potenziellen neuen Käufer sein. Die Vereinigung Cockpit widersprach: «Zu keinem Zeitpunkt hat die VC dazu aufgerufen, sich krank zu melden», teilte die Pilotengewerkschaft mit.

Ausfälle seien «pures Gift» für die Verhandlungen

In einer internen Mitteilung der Air Berlin, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, wählte Oliver Iffert, der den Flugbetrieb steuert, deutliche Worte: «Heute ist ein Tag, der die Existenz der Air Berlin bedroht.» Für die Verhandlungen mit Interessenten über eine Übernahme von Teilen des Unternehmens seien die Ausfälle «pures Gift», ebenso für das Ziel, dabei so viele Arbeitsplätze wie möglich zu erhalten.

Die Vereinigung Cockpit (VC) befürchtet, dass der Langstreckenbetrieb der Air Berlin komplett eingestellt werden könnte. VC-Präsident Ilja Schulz sagte der «Rheinischen Post» (Dienstag), es bestehe die Sorge, dass mit einer «enormen Preiserhöhung die Langstrecke so unattraktiv gemacht werden soll, dass sie noch vor der Übernahme eingestampft werden kann.»

Hintergrund könnte Schulz zufolge sein, dass man insbesondere die gut bezahlten Langstreckenpiloten loswerden wolle, bevor es zu einer Übergabe von Betriebsteilen komme. «Die könnte der Insolvenzverwalter bei einer Einstellung der Langstrecke sofort entlassen wollen», sagte Schulz der Zeitung. «Die Braut wird quasi für die Hochzeit hübsch gemacht. Das ist ein Skandal, den wir uns so nicht bieten lassen.»

Erst am Montag hatte Air Berlin bekanntgegeben, ihr Karibik-Flugprogramm ab Düsseldorf zum 24. September einzustellen. Flüge auf die Niederländischen Antillen, nach Cancún in Mexiko, Havanna und Varadero in Kuba sowie in die Dominikanische Republik entfielen damit. Hintergrund sei die im Insolvenzverfahren nötige Reduzierung der Langstreckenflotte. Die verlustreiche Air Berlin hatte Mitte August Insolvenz angemeldet, nachdem ihre arabische Grossaktionärin Etihad die Zahlungen an die Berliner eingestellt hatte. Noch bis zum 15. September können Kaufangebote für die Fluggesellschaft abgegeben werden.

(AWP)