Flug

Bei Wingly sind aktuell über 3000 Flüge in Europa verfügbar. Bild: Wingly

Ein Privatflugzeug für 35 Euro

Ben West

Dank neuer Plattformen im «Uber-Stil», welche Passagiere mit Privatflugzeug-Piloten verbinden, ist ein spezielles Flug-Feeling möglich. Allerdings nur in Leichtflugzeugen.

Ein Flugzeug für sich alleine zu chartern, war bis vor Kurzem nur ein Luxus, den sich nur Superreiche leisten konnten. Durch das Aufkommen von «Flightsharing»-Unternehmen wie WinglyCoavmi und SkyUber hat die Sharing Economy nun aber auch im Flugsektor Fuss gefasst. Das Geschäftsmodell ist inm Grunde genommen simpel: Leichte Fliegerei soll für alle zugänglich werden, indem Pirvatpiloten auf ihren Flügen auch reguläre Passagiere mitnehmen.

Piloten geben auf der Webseite ihre Route ein sowie die Anzahl verfügbarer Plätze, dazu einen Preis, und der User kann dann den Flug direkt über die Webseite oder die App buchen. Nicht alle, aber manche Flüge sind überraschend günstig – günstiger als andere Transportformen auf denselben Strrecken.

Zum Zeitpunkt der Artikel-Niederschrift sind auf Wingly zum Beispiel 30-minütige Sightseeing-Rundflüge ab dem Birrfeld für 50 Euro, ein Zürich-Erfurt für 194 Euro ode rein Sightseeing-Flug entlang dem Jura für 107 Euro zu haben. Bei Coavmi gibt es etwa einen Sightseeing-Flug ab/bis Marrakesch für 195 Euro oder einen Flug von Uzein nach Anglet, beides in Frankreich und ungefähr die Strecke Pau-Bayonne, für gerade Mal 35 Euro.

Jet-Sharing ist noch kein Thema

Wingly bietet über 3000 Flüge in Europa und teils in der Karibik. Coavmi und SkyUber bieten Flüge praktisch nur in Europa an, mit Ausnahmen wie eben in Marokko. Sind Flüge nicht angegeben, kann man diese wünschen. Es ist dann ein Pilot, welcher bereit ist, diese Route zu fliegen, der sich mit dem potenziellen Kunden in Verbindung setzt.

Die jeweiligen Flugzeuge sind meist in der Grössenordnung von zwei- bis sechssitzigen Propellermaschinen, und fast nie Jets. Maximal dürfen sechs Passagiere befördert werden, welche einen Unkostenbeitrag beisteuern. Will heissen: Es dürfen keine Gewinne gemacht werden, weil es sich sonst um kommerzielle Flüge handeln würde, für welche spezielle Auflagen gelten und spezifische Betriebslizenzen notwendig sind.

Um überhaupt Flüge anbieten zu dürfen, müssen die Piloten ihre Lizenzen verifizieren lassen. Ausserdem werden die Piloten und die Flugerlebnisse öffentlich beurteilt, analog den Leistungen bei AirBnb oder Uber.

Sicherheit ist noch nicht optimal geregelt

So limitiert das Angebot auch ist: Was diese Flugform auszeichnet, ist das unmittelbare Fluggefühl. Weniger hoch, weniger schnell, lauter und den Winden mehr ausgesetzt – da ist richtiges Abenteuer drin! Und was besonders schön ist: Keine Schlangen für Security-Checks, kein Umherirren an Mega-Airports. Die meisten Flüge werden ab kleinen Flugplätzen angeboten.

Negativ ist sicherlich, dass Kleinflugzeuge viel eher den Wetterbedingungen ausgesetzt sind, es also nicht selten zu Annullierungen kommen kann. Für Geschäftsreisen sind sie damit nicht wirklich geeignet, zumal sie relativ langsam sind, zumindest im Vergleich mit Jets. Und der kleine Regionalflugplatz, so sympathisch er ist, ist nun mal nicht im Zentrum von Städten – das heisst hier haben die Züge wieder die Überhand, da sie in zentralen Bahnhöfen einfahren.

Überdies gibt es, wie immer in der Sharing Economy, auch Bedenken zur Sicherheit. Die Sicherheitsbestimmungen sind nicht so streng wie bei kommerziellen Flügen. Da kann ein Pilot schon mal übermüdet sein, oder schon länger nicht mehr geflogen sein. Umgekehrt fliegen die Piloten mit meist völlig unbekannten Personen, welche nur wenig Sicherheits-Screening über sich ergehen lassen müssen. Das kann manchmal für die Piloten unangenehm sein.

Obwohl Flightsharing weltweit auf dem Vormarsch ist, gibt es denn auch immer öfter Vorbehalte und Kontrollen. In den USA hat die Federal Aviation Administration (FAA), also die Luftfahrtbehörde, letztes Jahr zwei Flightsharing-Plattformen schliessen lassen – Airpooler und FlyteNow. Gewisse Regeln und Auflagen machen eben schon Sinn, auch wenn sich die Sharing Economy gerne als disruptive und revolutionär betrachtet.