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Die Mehrzahl der Air-Berlin-Flieger soll in die Lufthansa-Flotte übergehen. Bild: Wikimedia/BriYYZ

Lufthansa will sich Grossteil der Air Berlin sichern

90 von 144 Flugzeugen aus der Insolvenzmasse der Air Berlin könnten an die Lufthansa gehen – auch die Niki-Flotte soll darunter fallen und als Eurowings in die Luft gehen.

Die Lufthansa macht Tempo bei Verhandlungen über die Übernahme eines Grossteils der insolventen Fluggesellschaft Air Berlin. Ab Freitag sind konkrete Verkaufsverhandlungen für die zweitgrösste deutsche Airline geplant. Der deutsche Marktführer Lufthansa will sich einen grossen Teil der Flugzeuge sichern.

Es könne um rund 90 der 144 Maschinen gehen, wurden am Donnerstag entsprechende Informationen der «Süddeutschen Zeitung» in Unternehmenskreisen bestätigt. Weitere Gespräche soll es mit Easyjet und Tuifly geben. Wie der «Spiegel» unter Berufung auf Aufsichtsratskreise berichtete, soll die Lufthansa insgesamt rund 70 Maschinen von Air Berlin übernehmen.

Neben den bereits angemieteten 38 Air-Berlin-Jets will Lufthansa die österreichische Touristik-Tochter «Niki» und weitere Flugzeuge übernehmen. Sie sollen unter dem Dach der Lufthansa-Tochter Eurowings an den Start gehen. In der Zahl seien auch die meisten der 17 Langstrecken-Flugzeuge der Air Berlin enthalten, die ebenfalls der Eurowings zugehen sollen.

Lufthansa sieht sich unter Zeitdruck, so dass die weit gediehenen und seit Monaten vorangetriebenen Verhandlungen schon in der kommenden Woche abgeschlossen werden könnten. Mit dem Air-Berlin-Vorstand und dem Sachwalter Lucas Flöther solle auch über das Wochenende verhandelt werden.

Air Berlin hatte am Dienstag Insolvenz beantragt, nachdem Grossaktionär Etihad der Airline die finanzielle Unterstützung entzogen hatte. Der Flugbetrieb ist durch einen Kredit des Bundes über 150 Millionen Euro noch für etwa drei Monate gesichert.

Lufthansa will neben 38 bereits angemieteten Air-Berlin-Jets die österreichische Touristik-Tochter Niki und weitere Flugzeuge übernehmen. Sie sollen unter dem Dach der Lufthansa-Tochter Eurowings an den Start gehen. In der Zahl seien auch die meisten der 17 Langstrecken-Flugzeuge von Air Berlin enthalten, die ebenfalls an die Eurowings gehen sollen.

Müssen sich 8000 Beschäftigte neu bewerben?

Nach einem Bericht der «Rheinischen Post» will Lufthansa mit den Gewerkschaften über das Anheuern möglichst vieler Mitarbeiter von Air Berlin sprechen. Dies habe Lufthansa-Chef Carsten Spohr in einer internen Versammlung angekündigt. Demnach sagte Spohr: «Die Air-Berlin-Crews sind Top-Leute, bei denen wir uns freuen können, wenn wir möglichst viele zu uns holen. Deswegen werden wir jetzt auch mit den Gewerkschaften beraten, wie wir eine Lösung hinbekommen.» Spohr bestritt demnach die Behauptung, dass wechselnde Mitarbeiter von Lufthansa als Berufsanfänger eingestuft werden sollen.

Der vom Amtsgericht bestellte Generalbevollmächtigte von Air Berlin, Frank Kebekus, zeigte sich zuversichtlich, die Jobs der meisten der 8600 Mitarbeiter retten zu können. «Endgültig sicher ist man erst, wenn die Verträge unterzeichnet sind. Aber wir befinden uns in sehr guten Gesprächen mit potenziellen Käufern», sagte Kebekus dem «Handelsblatt». «Wir brauchen schnell eine gute Lösung. Das haben unsere Verhandlungspartner verstanden und sind dazu auch bereit.»

Die Gewerkschaft Verdi fürchtet, dass Interessenten nur die Flugzeuge kaufen wollen und die mehr als 8000 Beschäftigten von Air Berlin sich neu bewerben müssen. Dann wären Lohnverluste von bis zu 50 Prozent zu befürchten, wird befürchtet.

Ryanair hat die geplante Übernahme grosser Flottenteile durch die Lufthansa kritisiert und sprach von einem «offensichtlichen Komplott» zwischen der deutschen Regierung, Air Berlin und Lufthansa. SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz griff Ryanair-Chef Michael O'Leary scharf an. «Es gibt keinen hemmungsloseren Manchester-Kapitalisten in Europa als diesen Mann», sagte Schulz dem Sender Phoenix. Er habe «kein besonderes Fan-Potenzial» für den Iren, der mit Dumpinglöhnen operiere.

Der Unternehmer Hans Rudolf Wöhrl sagte derweil den «Nürnberger Nachrichten», die von ihm geleitete Intro Verwaltungs GmbH habe Interesse an Air Berlin. Die Fluggesellschaft müsse als Ganzes erhalten werden, weil nur auf diese Weise ein Monopol zu Lasten der Passagiere verhindert werden könne. Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) wiederum sagte der «Rheinischen Post»: «Am Ende wird schon aus kartellrechtlicher Sicht nicht nur eine Airline alleine die Slots und das Unternehmen übernehmen können.» Mit dem Übergangskredit sei Air Berlin die nötige Zeit verschafft worden, um gemeinsam mit anderen Airlines eine gute Verhandlungslösung zu finden.

(AWP/TN)