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Air Berlin fliegt ab Zürich – neben den Badedestinationen – sechs Mal täglich nach Berlin und fünf Mal täglich nach Düsseldorf. Wie lange noch? Bild: TN

Air Berlin – so geht es weiter

Wie geht es mit der deutschen Airline weiter, nachdem sie Konkurs angemeldet hat? Die Fakten, Szenarien und Konsequenzen für Personal, Passagiere, Reiseveranstalter und den Flughafen Zürich.

Der am Dienstag eingereichte Insolvenzantrag von Air Berlin löst ein Gewitter an Reaktionen, Folgerungen, Konsequenzen und möglichen Szenarien aus. Wir haben die jüngsten Ereignisse zusammengefasst:

  • Air Berlin ist pleite. Der Schuldenberg hat sich auf 1,5 Milliarden Euro angehäuft. Zum neunten Mal in zehn Jahren schreibt die zweitgrösste deutsche Airline rote Zahlen und hat nun Konkurs angemeldet.
  • Der langjährige Geldgeber Etihad stoppt seine bisherige finanzielle Unterstützung und begründet dies damit, dass sich das Geschäft von Air Berlin zuletzt «rapide verschlechtert» hat.
  • Die Bunderegierung springt mit einem Überbrückungskredit von 150 Millionen Euro ein, der den Betrieb in den nächsten drei Monaten sicherstellen soll. Lufthansa hat das Interesse deponiert, Teile von Air Berlin zu übernehmen.
  • Die Gewerkschaft Ufo spricht sich gegen die Zerschlagung von Air Berlin aus. Alle Bereiche – Flug- und Bodenpersonal und Technik – müssten gesichert werden. Betroffen sind 8600 Mitarbeitende.
  • Das Air Berlin Management versichert, dass der Flugbetrieb aufrecht erhalten werden kann und dass weiterhin Buchungen getätigt werden können. Täglich fliegen 80'000 Passagiere mit Air Berlin.
  • Thomas Winkelmann, CEO von Air Berlin, verhandelt mit Lufthansa und weiteren Interessenten über einen Verkauf von Teilen der Airline.
  • Die irische Fluggesellschaft Ryanair kritisiert die Insolvenz und die staatliche Zwischenfinanzierung von 150 Millionen Euro scharf. Sie laufe auf eine Übernahme der Air Berlin durch die Lufthansa hinaus und werde in Deutschland zu höheren Ticketpreisen führen.
  • Nach der gescheiterten Fusion von TUIfly mit Air-Berlin-Tochter Niki, stehen die fast 30 Niki-Maschinen der Air Berlin weiterhin zum Verkauf. Ob Lufthansa alle übernimmt, ist zweifelhaft. Die deutsche Regierung teilte aber mit, dass neben Lufthansa noch eine weitere Airline über den Kauf von Unternehmensteilen verhandle.
  • Der britische Billigflieger Easyjet hat Insidern zufolge Interesse an der Übernahme von Teilen der vor der Insolvenz stehenden Fluglinie Air Berlin angemeldet. Dabei gehe es den Briten um das Kurzstrecken-Geschäft von Air Berlin, berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Easyjet wollte sich nicht dazu äussern.
  • Reiseveranstalter und Reisebüros beruhigen derzeit ihre Kunden, der Flugbetrieb in den nächsten Monaten sei sichergestellt.
  • Die Sprecherin von Hotelplan Suisse, Prisca Huguenin-dit-Lenoir, sagt zur aktuellen Situation: «Die Flüge von Air Berlin werden weiterhin durchgeführt und wir gehen davon aus, dass dies bis mindestens zum Ende des Sommerflugplans, also bis Ende Oktober, der Fall ist.» Im Winter seien nur vereinzelte Air-Berlin-Vebindungen im Hotelplan-Angebot. «Im Rahmen von Pauschalreisen verkaufen wir weiterhin Air-Berlin-Flüge. Sollte sich die Situation ändern, müssen sich Passagiere nicht sorgen, bei Pauschalreisen – also mindestens zwei Leistungen wie Flug und Hotel – kümmern wir uns als Reiseveranstalter um die Sicherstellung des Transports. Wir verkaufen aber keine Tickets mehr, bei denen wir Vorleistungen erbringen müssen.» Hotelplan Suisse verfüge über verschiedene Verträge, solche bei denen Vorauszahlungen geleistet werden müssen, andere, bei denen Hotelplan kurz vor Abflug zahlen muss.
  • Bianca Schmidt, Sprecherin von TUI Suisse, sagt: «Die Air-Berlin-Flüge werden derzeit alle durchgeführt. Die Tickets behalten ihre Gültigkeit. Wir verfolgen die Entwicklung aber genau und spielen auch Szenarien durch, wenn der Flugbetrieb nun doch plötzlich eingestellt würde.» Auf die Planung für den Sommer 2018 angesprochen, sagt sie: «Es ist noch ungewiss, wie es weitergeht. Im Insolvenzverfahren ist Niki offiziell nicht dabei und die meisten Flüge ab Zürich sind von Niki durchgeführt. Von Air Berlin haben wir nur je einen Flug nach Olbia und Berlin im Angebot.»
  • Am Flughafen Zürich ist Air Berlin mit einem 5%-Anteil am Verkehrsvolumen – gemessen an Anzahl Passagieren – die drittgrösste Airline hinter Swiss und Edelweiss. Air Berlin fliegt vom Flughafen Zürich aus sechs Mal täglich nach Berlin und fünf Mal nach Düsseldorf. «Derzeit sind keine Annullationen zu erwarten», sagt Flughafen-Sprecherin Raffaela Stelzer zu möglichen Auswirkungen. «Die Strecken der Air Berlin werden wie bisher weiter bedient. Sollten Air-Berlin-Flüge aufgegeben werden, gehen wir davon aus, dass andere Fluggesellschaften diese Strecken übernehmen würden.» Dies sei aber ein hypothetisches Szenario. Derzeit zeichne sich nicht ab, dass Air Berlin nicht mehr fliegen würde. «Für allfällige finanzielle Ausfälle, falls etwa Airlines Rechnungen des Flughafens Zürich nicht begleichen können, haben wir als Flughafenbetreiberin generell entsprechende Vorkehrungen getroffen», die sie aber inhaltlich nicht weiter kommentieren will.
  • Am Flughafen Genf muss jetzt Air Berlin für die Verrechnung von Landegebühren eine Vorauszahlung leisten. Von der Vorauskasse würden zunächst die anstehenden Gebühren von rund 500 Fr. pro Landung abgezogen, sagt der Flughafensprecher Bertrand Stämpfli. Sollte das Geld ausgehen und keine neue Vorauszahlung eintreffen, verlange der Flughafen wie in anderen Insolvenzfällen Bargeld vom Piloten. In dem Fall gehe ein Mitarbeiter nach der Landung der Maschinen sofort zum Cockpit. Entweder kassiere er das Geld in bar sofort beim Piloten oder er begleite den Piloten für eine Zahlung mit der Kreditkarte zum Flughafenterminal.

(GWA)