Flug

Flight Attendants begegnen Passagieren auch mal mit grimmiger Miene und schnippisch. Bild: Fotolia

Einwurf Und was nervt uns am meisten an den Flugbegleiterinnen?

Artur K. Vogel

Wir Passagiere kommen bei Flight Attendants nicht immer gut an? Das beruht durchaus auf Gegenseitigkeit, liebes Flugpersonal.

Flugbegleiterinnen und -begleiter nerven sich über Passagiere, lese ich heute auf travelnews.ch. Sie haben in einer Facebook-Gruppe Dampf abgelassen. Wir Passagiere kommen demnach «nicht immer gut an».

Ok, liebes Flugpersonal: das beruht durchaus auf Gegenseitigkeit. Nicht immer, aber immer öfter, seit die Passagierjets zu fliegenden, eisgekühlten Kaninchenställen geworden sind und Sie zu unterbezahlten Kostenfaktoren der Airlines (wofür weder Sie noch wir etwas können, nebenbei bemerkt), kann es auch vorkommen, dass Sie uns nerven.

Ich lasse hier jetzt auch etwas Dampf ab und teile Ihnen mit, was mir an Ihnen auf den Geist geht:

  1. Mit grimmiger Miene durch den Gang stapfen: Ihr könnt, wie oben geschrieben, nichts für Eure Arbeitsbedingungen. Wir aber auch nicht. Also lasst Euren Frust bitte nicht an uns aus!
  2. Zehnmal mit dem Zähler durch die Gänge auf und ab laufen: Hätten Sie uns nicht zählen können, als wir einstiegen. Wir möchten jetzt endlich abfliegen. Und den Grund für unsere massive Verspätung wollten Sie uns auch nicht nennen. (Gut, wahrscheinlich kennen Sie ihn selber nicht, weil bei Ihrer Airline die Kommunikation eh nicht richtig spielt.)
  3. Dreimal mit skeptischer Miene checken, ob ich den Sitzgurt wirklich umgelegt habe: Ich kenne Ihre Sicherheitsvorschriften bestens, danke! Oder sehe ich aus wie einer, der zum erstenmal in einem Flieger sitzt?
  4. Mir die Drinks zu servieren, während Sie schon den nächsten Gast ins Auge fassen: Wenn Sie an mir vorbei schauen, signalisieren Sie, dass ich für Sie nicht wirklich existiere. Das nervt.
  5. Sich darüber aufregen, dass sich Passagiere in den Gängen bewegen: Ja, ich weiss, ich weiss: Wir behindern Ihre Arbeit. Aber wir können nicht 13 Stunden eingepfercht in unseren zu schmalen Sitzen mit der zu knappen Beinfreiheit ausharren. Oder möchten Sie, dass wir mitten im Flug eine Thrombose produzieren? Dass man auf einem 13-stündigen Flug gelegentlich pinkeln muss, dass sich die Toiletten hinter der 67. Sitzreihe befinden, während man in der 28. sitzt, und dass schon 16 weitere Passagiere anstehen, weil es schlicht zu wenig Klos gibt, ist auch nicht unser Fehler, oder?
  6. In der Galley miteinander schwätzen, wenn gleichzeitig Passagiere versuchen, einen Wunsch anzubringen: Wir fliegen nicht in der Absicht, Ihnen zur Last zu fallen und Sie unnötig zu behelligen, sondern weil wir von A nach B gelangen wollen. Also bitte behandeln Sie uns nicht wie lästige Eindringlinge.
  7. Süffisant darauf aufmerksam machen, dass der Weisswein dann im Fall etwas kostet: Sehe ich aus, wie wenn ich mir den Fünfliber für Ihren sauren Fusel nicht leisten könnte?
  8. Mir den Hintern ins Gesicht strecken, wenn Sie mit dem Sitznachbarn reden: Ich weiss, die Platzverhältnisse sind prekär (siehe oben). Bitte machen Sie diese nicht noch prekärer!
  9. Mit dem Sitznachbarn viertelstundenlang banale Reiseerlebnisse austauschen, während Sie mir den Hintern ins Gesicht strecken: Natürlich sind Sie in der Welt herumgekommen, das ist Ihr Job. Aber Ihre Erlebnisse interessieren mich, ehrlich gesagt, nur mässig, und ich möchte jetzt lieber, dass Sie mir nochmals einen sauren Weissen servieren. Und ja: Den Fünfliber dafür kann ich mir leisten (siehe Punkt 7).
  10. Mir den zweiten Weissen mit gerunzelter Stirn servieren, als ob ich Alkoholiker wäre: So lang ich nicht betrunken bin und Sie anpöble, ist es nicht Ihre Aufgabe, meinen Konsum zu kontrollieren.
  11. Mich auf dem ganzen, 13-stündigen Flug penetrant auf Englisch ansprechen, obwohl wir beide schweizerdeutscher Muttersprache sind: Dass Sie Englisch können, nehme ich Ihnen ohne weiteres ab; mir müssen Sie das nicht beweisen. Oder ist es einfach so, dass Sie das ganze Flugzeug gleich abfertigen, damit Sie sich die einzelnen Passagiere nicht merken müssen?
  12. Mir Duty-Free-Produkte aufschwatzen wollen und beleidigt sein, wenn ich nichts kaufe: Ich habe alles, was nötig ist, schon vor dem Flug erstanden, danke!
  13. Mir drei Sandwich-Varianten anbieten, um dann zu bedauern, dass es nur noch jene mit den Billig-Emmentaler-Scheibletten gibt: Also, ich gebe zu, dass ich Sie hier ungerecht angreife. Für die lausige Qualität Ihrer Sandwiches und die mangelnde Auswahl können Sie nun wirklich nichts. Und überhaupt scheint mir – vor allem, wenn man Ihre Arbeits- und unsere Platzverhältnisse berücksichtigt – die Beziehung zwischen Ihnen und mir im Grossen und Ganzen noch immer entspannt und freundlich zu sein, und ich möchte mich bei Ihnen und bei alle Ihren Berufskolleg(inn)en bedanken, die mich wie einen Kunden behandeln und nicht wie eine Sitzplatznummer.