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Öffnet der Flughafen BER am Ende gar nicht?

Die ewige Baustelle in Berlin könnte laut einem Flughafenplaner scheitern. Heiss diskutiert wird auch der Parallelbetrieb des Flughafens Tegel.

Ursprünglich hätte der Pannenflughafen Berlin Brandenburg (BER) bereits vor bald sechs Jahren öffnen sollen. Der Termin wurde immer wieder nach hinten verschoben. Aktuell gibt es Probleme mit den Sprinkleranlagen und den Brandschutztüren.

Ein konkretes neues Eröffnungsdatum gibt es noch nicht. Man hofft auf das nächste Jahr. Flughafenplaner Dieter Faulenbach da Costa ist überzeugt, dass eine Eröffnung frühestens im Jahr 2020 möglich ist – wenn überhaupt. Er halte es für wahrscheinlich, dass der BER gar nicht eröffnet, wie er gegenüber verschiedener Deutschen Zeitungen sagte.

Der Flughafenplaner hatte bereits im Jahr 2012 analysiert, dass BER die damals angegebene Kapazität von 27 Millionen Passagieren pro Jahr nicht erfüllen kann. Später wurde die offizielle Kapazität nach unten korrigiert: Auf 22 Millionen Passagiere pro Jahr. Mit Anbauten im Terminalbereich und am Nordpier will man zwischen 2024 und 2040 die Kapazität auf 55 Millionen Passagiere erhöhen. Dieser Platz war bislang für Parkhäuser vorgesehen gewesen. 

Faulenbach da Costa hält auch diese Planung für nicht zu Ende gedacht. Man bräuchte weitere sechs Start- und Landebahnen in der Hauptstadtregion und ausserdem seien die Wege zu lang: In Schönefeld müsste über die Hälfte der Passagiere längere Wege als die eigentlich geplanten 650 Meter zurücklegen: Nämlich 800 bis 1000 Meter. Auch die Abfertigungskapazitäten in Schönefeld seien nicht ausreichend. BER-Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup erwartet in Tegel und Schönefeld insgesamt rund 34 Millionen Fluggäste nach knapp 33 Millionen im Vorjahr. Die Flughafengesellschaft rechnet 2024 mit 41 Millionen Passagieren. 

Faulenbach da Costa plädiert aus den genannten Gründen für die Offenhaltung von Tegel. Seiner Meinung nach sollte man ein Flughafensystem mit mehreren Airports schaffen, wo auch Cottbus eingebunden werden könnte. So hätten die Billigflieger wie auch die klassischen Carriers eigene, auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Flughäfen.

Nur ein Flughafen, keine Mondlandung

Lütke Daldrup lehnt eine Offenhaltung des Flughafens Tegel konsequent ab. Ein paralleler Betrieb würde 100 bis 200 Millionen Euro pro Jahr zusätzlich kosten. Mehr als das Unternehmen erwirtschaften könne. Eine Sanierung Tegels würde ausserdem mit rund einer Milliarde Euro zu Buche schlagen, 400 Millionen würde alleine der neue Schallschutz kosten – Geld, das man nicht habe. Und tief in die Tasche greifen muss man ohnehin schon: Der Flughafen BER soll insgesamt rund 6,5 Milliarden Euro kosten. 3,3 Milliarden mehr, als 2012 berechnet wurden.

Die Diskussion um die Betriebskosten entfachte, nachdem sich Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) unerwartet für die Option mit Tegel als Parallelbetrieb ausgesprochen hatte. Nachträglich wurde die Aussage von der Bundesregierung revidiert, bei der Äusserung hätte es sich um eine persönliche Meinung des Bundesverkehrsministers gehandelt.

Dessen persönlichen Meinung scheint jedenfalls der Grossteil der Berliner zu teilen: Laut aktuellen Umfragen sind 70 Prozent der Bürger für einen Weiterbetrieb Tegels. Das Problem: Im Jahr 1996 hatten sich die drei Flughafen-Eigentümer Berlin, Brandenburg und der Bund darauf geeinigt, dass Tegel nach Eröffnung des Flughafens BER schliesst. An dieser Rechtslage soll festgehalten werden. Daran dürfte auch Faulenbach da Costa angedachter Kompromiss nichts ändern: Er schlägt vor, nur das Terminal C in Tegel offen zulassen.

Im Ganzen Chaos um den BER sind sich im Moment zumindest zwei Personen einig: Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller sowie der brandenburgische Ministerpräsident Dietmar Woidke. Beide betonen, dass der Pannenflughafen auf jeden Fall zu Ende gebaut werden soll. Trotz steigender Kosten und ungelösten Bauproblemen. Denn schliesslich handele es sich nur um die Eröffnung eines Flughafens und nicht um eine Mondlandung.

(LVE)