Flug

Eiszeit zwischen American Airlines und dem vermeintlichen Partner Qatar Airways. Bild: Damian Hutter

American Airlines kündigt Codeshares mit Qatar Airways und Etihad

Das Verhältnis der Oneworld-Partner ist erschüttert – nicht zuletzt wegen der Aussagen von Qatar-CEO Akbar Al Baker.

Vor drei Wochen kündigte Qatar Airways an, dass sie bis zu 10 Prozent der Aktienanteile von American Airlines übernehmen wolle, für rund 808 Millionen Dollar. Die beiden Airlines sind Partner in der Luftfahrt-Allianz Oneworld und haben ein extensives Codesharing-Abkommen; darüber hinaus besitzt Qatar bereits 20 Prozent der IAG, dem Dachkonzern von British Airways und Iberia, mit welchen American ein Joint Venture betreibt. Doch American Airlines war alles andere als erfreut: CEO Doug Parker nannte die Ankündigung «überraschend»; schnell wurde der übliche Vorwurf laut, dass Golf-Airlines mit Hilfe staatlicher Subventionen sich im (nordamerikanischen) Markt ausbreiten wollen.

Praktisch zeitgleich hiess US-Präsident Donald Trump alle Massnahmen gut, mit welchen die Nachbarn am Golf den Staat Katar wegen angeblicher Implikationen in der Finanzierung des internationalen Terrorismus politisch und wirtschaftlich isolierten. Bereits davor war der Flughafen Doha als einer von mehreren Flughäfen im Golfraum mit dem «Laptop-Bann» bei USA-Flügen belegt worden, was natürlich vor allem für Passagiere von Qatar Airways lästig war. Inzwischen ist diese Massnahme aber wieder behoben.

Anfangs dieser Woche gingen die Wogen nochmals hoch, als Qatar-CEO Akbar Al Baker die Flugbegleiterinnen auf Flügen amerikanischer Fluggesellschaften als «Grossmütter» bezeichnete, und die US-Fluggesellschaften generell als «Scheisse». Al Baker hat sich zwar offiziell entschuldigt; seine Worte hallen aber nach.

Was ist schlimmer: Staatliche Subventionen oder eine Luftfahrt-Oligarchie?

Gestern nun wurde der vorläufige neue Höhepunkt in dieser unschönen Saga bekannt: American Airlines hat offenbar per Ende Juni alle Codeshare-Verträge mit Qatar Airways sowie auch mit Etihad Airways aus Abu Dhabi gekündigt. Die Verträge laufen folglich im kommenden Frühling, am Ende des Winterflugplans 2017/18, aus. American erwarte dadurch keine Einbussen, hiess es. Der Schritt ist vor allem als Signal zu werten, dass man Qatar nicht wirklich mit an Bord haben will – auch wenn andere Formen der Zusammenarbeit (Interlining, Fracht-Verträge, Lounge-Zugänge, Anerkennung der jeweiligen Frequent Flyer Programme) beibehalten werden.

Die US-Fluggesellschaften reklamieren seit langem über die staatlichen Subventionen der Golfcarrier und verlangen nach einem Eingreifen der Politik, oder schützen sich eben selber mit solchen Aktionen. Zur Erinnerung: United hatte im Juni bereits ihre Interline-Abkommen mit mehreren arabischen Airlines gekündigt. Der Hintergrund ist natürlich nicht politischer Art, sondern ganz klar wirtschaftlicher Natur: Die staatlichen Subventionen lassen sich nicht ganz von der Hand weisen – und sind auch europäischen Airlines ein Dorn im Auge. Doch ist die Situation in den USA eine ganz andere: Der dortige Markt ist längst konsolidiert. 

Dank Zukäufen, Bankrotten und dem eigenen Gesundstossen mittels Chapter 11 dominieren inzwischen vier Fluggesellschaften zu 80 Prozent den US-Flugmarkt, also den weiterhin weltgrössten Flugmarkt. Vor zehn Jahren lag der Marktanteil von American, United, Delta und Southwest noch bei 48 Prozent. 2016 machten diese vier Airline-Konsortien einen kumulierten Gewinn von 16,5 Milliarden Dollar. Ausländische Airlines dürfen keine US-Domesticstrecken befliegen und auch nicht mehr als 25 Prozent Anteil an einer US-Airline besitzen. Die vier Grossen haben also de facto eine Oligarchie im US-Luftmarkt am laufen. Mit bekannten Folgen für das Service-Niveau, zumindest auf Inlandrouten.

Der fast schon hysterische Kampf gegen die Golfcarrier läuft letztlich also darauf hinaus, dass diese möglichst wenig am Honigtopf des US-Flugmarktes teilhaben sollen. Qatar Airways scheint dies vorerst kalt zu lassen: Soeben gab CEO Al Baker bekannt, dass Qatar bei der Börsenaufsicht SEC eine neue Mitteilung eingereicht habe, in der offene Fragen geklärt worden seien. Den geplanten Kauf von etwa 10 Prozent der Aktien über die Börse will er also weiter vorantreiben.

(JCR)