Flug

Die negativen Schlagzeilen über British Airways häufen sich. Bild: BA

Der Niedergang der British Airways

Ben West

Computerpannen, abnehmender Service zu gleichbleibenden Preisen und mangelnde Kommunikation treiben ehemalige treue BA-Passagiere in die Arme anderer Airlines, schreibt Korrespondent Ben West.

Vor kurzem nahm ich einen British-Airways-Flug von London City nach Zürich. Die Embraer 190, die mit 98 Sitzplätzen ausgestattet ist, hatte gerade mal 20 Passagiere an Bord. Diese Tatsache allein deutet schon auf ein ziemlich gefährliches Geschäftsmodell hin. Als ich mein Ticket genauer studierte, stellte ich fest, dass der Grossteil des Preises aus staatlichen Steuern bestand. Der Betrag, der an die BA ging, betrug etwa 9 Franken. Ich kam zu dem Schluss, dass die BA mehr Geld mit einem lokalen Taxi-Service verdienen würde.

Das alles ist für mich nur ein weiteres Indiz dafür, dass die ehemals stolze nationale Airline vom Weg abgekommen ist. Auf meinen vielen Reisen auf der Strecke London-Zürich habe ich Swiss-Flüge immer mindestens halb- bis dreiviertel besetzt vorgefunden. EasyJet-Flüge waren sogar immer fast voll ausgelastet.

BA: «Budget Airline» oder «Bloody Awful»

Was ist mit der BA geschehen? In den letzten zwei Jahren hat sich die Kritik an der Airline summiert: Passagiere beklagen sich über immer enger werdende Sitze, Beinraum, der verloren geht und bei einigen Maschinen sogar geringer ist, als bei solchen der Ryanair. First- und Business-Class-Vergünstigungen werden seltener wie auch das kostenlose Aufgeben von Gepäck oder gratis Mahlzeiten auf Kurzstreckenflüge.

Passagiere machen sich schon lustig darüber, dass BA jetzt für «Budget Airline» oder «Bloody Awful» stehe. Es scheint unklar, ob die Airline ihre bislang gefahrene Strategie einer Premium-Fluggesellschaft weiterverfolgen oder doch auf den Budget-Markt setzen will. Der Versuch mit Budget-Service, aber ohne Budget-Ticketpreise beide Segmente zu bedienen, entpuppt sich bislang als nicht sehr erfolgreich.

Computerpannen, Brexit und starke Konkurrenz

Dem Ruf der Airline ebenfalls nicht zuträglich war die Computer-Panne letzten Monat: 726 Flüge mussten gestrichen werden, 75‘000 Passagiere strandeten – in einer der geschäftigsten Wochen des Jahres. Diese Panne hat das Unternehmen 100 Millionen Franken gekostet. Die Fluggesellschaft wurde von Beschwerden überflutet. Bemängelt wurde vor allem auch die unzureichende Kommunikation seitens der Airline.

Kontrovers scheint in diesem Zusammenhang die von Gewerkschaften registrierten Hunderte von Entlassungen in der IT-Abteilung sowie die Auslagerung von Arbeitsplätzen nach Indien. Bereits im letzten November gab es bei der BA eine Computerpanne, wodurch etliche der Passagiere am Flughafen Heathrow festsassen.

Die Airline hatte jüngst nicht nur mit IT-Problemen, sondern auch mit dem Brexit und dem dadurch geschwächten Pfund zu kämpfen. Hinzu kommen die amerikanischen Airlines wie auch Budget-Carrier, die der BA die lukrativen Transatlantik-Routen streitig machen.

Skytrax will BA nur noch drei Sterne geben

Aber auch das Flugpersonal der BA ist mit dem Gebaren ihres Chefs Álex Cruz nicht einverstanden. Immer wieder kritisieren die Mitarbeiter die Anstellungskonditionen sowie die zu geringen Löhne. Deshalb will das Flugpersonal nun vom 1. bis 16. Juli streiken.

Beobachter sind überzeugt, dass die Geschäfts-Taktik von BA-CEO Álex Cruz und IAG-CEO Willie Walsh, die mit aggressiven Kostensenkungsmassnahmen einhergeht, die Leiden der Airline weiter verstärken. Skytrax hat bereits angekündigt, die BA von einer Vier-Sterne auf eine Drei-Sterne-Airline herabzustufen.

Aber trotz zahlreicher Probleme verzeichnen sowohl die BA als auch die IAG einen deutlichen Anstieg der Aktienkurse, mehr Gewinn und wachsende Passagierzahlen. Für Investoren ist dies zunächst eine gute Nachricht. Auf lange Sicht könnten sich die aufgezeigten Missstände allerdings negativ auswirken: Spätestens dann, wenn die Passagiere aufgrund sinkender Standards auf andere Airlines ausweichen.