Flug

Werner Reiser hatte den Agenten am Lufthansa Group Agent Workshop Spannendes zum Phase Out von Flugzeugen zu erzählen. Bild: TN

Dank optimalem Phase Out mehrere Millionen Franken gespart

34 Flugzeuge muss SWISS bis Ende 2018 aus der Flotte nehmen. Ein Unterfangen, das nicht auf die leichte Schulter genommen werden darf.

«Viele Airlines unterschätzen den Aufwand einer Ausflottung», erklärt Werner Reiser gleich eingangs des Workshops. Reiser ist Senior Manager Aircraft Phase Out Program bei Swiss. Sein Ziel ist es aufzuzeigen, dass das Phaseout hochkomplex ist, aber eben auch wichtig – nicht zuletzt aus finanzieller Sicht.

Die Ausgangslage ist die, dass Swiss nicht nur Flugzeuge einflottet, sondern eben auch ausflottet. Flugzeuge, die sich im Besitz der Airline befinden, kann man verkaufen. Viele Flugzeuge sind aber auch geleast, und da ist die Rückgabe alles andere als einfach. «Das wurde bis 2014 ad-hoc erledigt, was teilweise zu hohen Folgekosten führte, weil Dokumente fehlten», erklärt Reiser. Deshalb gebe es seit Mai 2015 das Phase Out Program. Dieses hat aktuell als Auftrag, 34 Flugzeuge aus der Swiss-Flotte zu eliminieren. 19 davon sind bei sieben verschiedenen Firmen geleast.

Im Überblick: Bis 2018 werden bei Swiss 10 B777 und 30 C-Series (100 oder 300) in die Flotte übernommen. Im Phase Out befinden sich drei A320-200, fünf A319-100, 16 RJ-100 (die «Jumbolinos») sowie sechs A340-300, derweil noch vier A340 an die Schwestergesellschaft Edelweiss Air übergeben werden.

Dabei haben Reiser und sein Team schon Enormes geleistet: Von den 16 Jumbolino sind bereits acht von zehn «Eigenen» verkauft, von den sechs Geleasten sind fünf zurück beim «Lessor» (der Leasingfirma), so dass aktuell nur noch zwei Jumbolino in Gebrauch sind. Bei den A320 ist einer bereits zurück beim Lessor CIT, zwei gehen Ende Jahr zurück an den Lessor BBAM. Die A319 sind alle noch da, doch gehen vier im ersten Quartal 2018 an den Lessor Willis zurück, derweil einer noch verkauft werden muss. Die A340 schliesslich sind alle zurück bei den Lessoren; lediglich zwei müssen noch an Edelweiss übergeben werden, was im Winter 2018/2019 erfolgen wird.

Tonnenweise Dokumente für jedes Flugzeug

Was einfach klingt, ist in Tat und Wahrheit mit sehr viel Aufwand verbunden. Die Lessoren versuchen, wie jeder Auto-Occasionshändler, noch was rauszuschlagen. Sind die Dokumente nicht vollständig, wird das Flugzeug nicht zurückgenommen. Verzögerungen, die gut und gerne mit hohen Zusatzkosten zu Buche schlagen können.

«Die Dokumente sind das eigentliche Asset eines Flugzeugs», versichert Reiser. Denn bei der Rückgabe an den Lessoren gilt die «back to birth traceability» - der ganze Lebenslauf des Flugzeugs, mit sämtlichen Reparaturen, Ein- und Ausbautren muss dokumentiert sein. Für ein 20-jähriges Flugzeug fallen so rund 400‘000 Dokumente an, das sind rund 135 Umzugskisten mit Papieren. Diese werden von den Lessoren eingehend geprüft. Wer hier schludrig mit Dokumenten umgeht, hat verloren.

Geld sparen dank gutem Phase Out

Dass die Lufthansa Group so erfolgreich damit ist, ruft nach mehr. «Es ist der Aufbau eines Competence Center für Phase Outs geplant, welches für die Lufthansa Group einen einheitlichen Standardprozess ausarbeiten soll», erklärt Reiser. Ziel ist, dies für die nächste grosse Phase Out Runde parat zu haben: Wenn ab 2022 10 A320neo und 5 A321neo zur Swiss-Flotte stossen, müssen dann auch wieder Flugzeuge verkauft oder an Lessoren zurückgegeben werden.

(JCR)