Flug

Gerade auf langen Flügen darf und soll die Kleidung auch in Business gemütlich sein. Trotz weniger Vorschriften gibt es aber doch minimale «Anstandsregeln». Bild: United Airlines/Business First

Gute Frage Gibt es Kleidervorschriften in der Business Class?

Jean-Claude Raemy

Mit Shorts und Tanktop in der Business Class: Vor Jahren undenkbar, heute theoretisch möglich. Eine Anleitung.

Hand aufs Herz: Können Sie sich erinnern, wann Sie letztmals erlebten, dass die Passagiere in der Business Class wie eine Hochzeitsgesellschaft aussahen? Nicht? Macht nichts. Zwar existierten bis in die 80er-Jahre hinein bei diversen Airlines Kleidervorschriften für Premium-Passagiere, doch angewendet wurden sie schon damals kaum mehr. Und doch gibt es weiterhin Unsicherheit darüber, wie man sich als Premium-Passagier am besten kleiden soll.

Manche sind konsequent und reisen mit Veston, teils sogar noch mit Krawatte; das sind aber meist Personen, für welche das der alltägliche, übliche Kleidungsstil ist. Oder aber Airline-Angehörige und deren Freunde/Verwandte, welche mit Standby-, Promo- oder Companion-Tickets fliegen, denn für diese gelten durchaus Kleidervorschriften. Oft, gerade in Nordamerika, sieht man aber auch Business-Passagiere in Shorts, Schlabbershirt und teils sogar Sandalen.

Keine Vorschrift, aber…

Wir haben bei Schweizer Airline-Vertretern nachgefragt, was Sache ist. Laut Swiss-Sprecherin Sonja Ptassek gibt es «grundsätzlich keine Kleidervorschriften» für die Passagiere. Was nicht heisst, dass «anything goes» herrscht: «Falls ein Passagier im Bikini an Bord kommen sollte, würde unsere Besatzung den Passagier freundlich bitten, sich angemessener zu kleiden, da der Passagier das Wohlbefinden der anderen Passagiere beeinträchtigen könnte.»

Auch bei anderen Airlines herrscht kein festgelegter Dresscode. Aber Empfehlungen gibt es durchaus: Bruno Walder (Singapore Airlines) empfiehlt für die Businessklasse «smart casual» oder durchaus auch einen Anzug: «Sandalen oder ärmellose Oberteile bei Männern oder auch Shorts sind sicherlich nicht angebracht und könnten zu einem Problem werden. Sneakers, Jeans und ein gepflegtes Polo-Shirt sollten  das Minimum sein.» Auch Jürg Müller (Emirates) empfiehlt einen «legeren und bequemen Business Casual Stil, mit dem sich der Flug im eigenen Sitz ebenso gut geniessen lässt wie der Besuch an der Bar in unserer A380 Onboard-Lounge.»

Letztlich eine Frage von Stil

Dass es bei den Amerikanern weniger strikt ist, ist nicht nur ein Irrtum, es ist sogar das Gegenteil der Fall. Laut Reto Schneider (United Airlines) steht im «Contract of Carriage», was Sache ist: Fussbedeckung und angemessene Kleidung sind nötig, ansonsten droht dem Passagier eine Transportverweigerung durch die Airline, und das Ticket wird hierbei nicht erstattet. Allerdings ist der Punkt H.5. in diesem Beförderungsvertrag nicht gerade präzis formuliert. Laut Schneider versteht man unter «angemessener Kleidung» eine Körperbedeckung, welche sauber, nicht anstössig oder diskriminierend ist. Natürlich gibt es auch da Ermessens-Spielraum. Schneider selbst reist in Business jeweils in Chino-Hosen, Hemd und Blazer. Letztlich hat die Beförderung in Business nämlich auch etwas mit Stil zu tun.

Kurz: Gemütlich, ja gerne. Aber man ist nicht am Strand und andere Passagiere haben nicht unbedingt Freude an gewissen unbedeckten Körperteilen wie Füssen oder Achseln, wie auch jüngst unsere Gastautorin Tamara Cantieni festhielt. Das gilt im Prinzip für alle Passagiere, nicht nur für solche in Business.