Flug

Neulich auf dem Flug von Paris nach Zürich: Unerhörtes auf 8A. Bild: TCA

Einwurf Du sollst die Füsse nicht auf den Vordersitz legen

Tamara Cantieni

Der Flug Paris-Zürich hat unsere Autorin entsetzt. Sie hat deshalb einen Flug-Knigge erstellt.

Ich bin gerade zurück von einem Kurztrip, und im Flugzeug von Paris nach Zürich passierte es: Vor mir hob sich ein Fuss über den Köpfen der Passagiere empor, um für den Rest der Reise auf der Kopfstütze des Vordermannes zu verweilen. Die Dame hat tatsächlich nicht nur ihre Schuhe ausgezogen, sondern ihre nicht gerade anmutig wirkenden Käsefüsse hochgelegt!

Zum Glück sass sie nicht vor, neben, oder – Gott bewahre – hinter mir! Sie ist nicht die Einzige, was es aber auch nicht besser macht, die sich nicht zu benehmen weiss. Wir haben sie alle sicher schon mal in irgendeiner Form auf Flugreisen erlebt, die Rowdies, die Unsensiblen, die Unwissenden. Darum lasst uns damit aufräumen. Hier kommt der Flugknigge für alle Flugpassagiere. Die 10 Gebote des Fliegens:

Du sollst die Füsse nicht heben

Nie, niemals und auf keinen Fall die Quanten hochlegen. Das ist nicht euer Sofa daheim und wir schauen nicht gemeinsam Bachelorette. Abgesehen davon, dass das für Nicht-Akrobaten unmöglich bequem sein kann, die Füsse hochzustecken, ist es ein schrecklicher Anblick für alle, die dahinter sitzen. Ganz zu schwiegen von dem Menschen, der den Fuss in die Richtung seines Kopfes ertragen muss.

Du sollst die Schuhe anlassen

Ich bin sehr empfindlich, wenn jemand neben mir die Schuhe auszieht. Es riecht nämlich oft. Und zwar streng. Es gibt schliesslich in diesen engen Sitzreihen kein Entkommen! Darum bitte: Lasst die Schuhe an.

Du sollst nicht die Arme hinter dem Kopf verschränken

Der Nebenmann hat unter Umständen seinen Kopf genau in eurer Achselhöhle. Da will er nicht hin, im Fall. Wirklich nicht. Das ist so ziemlich einer der allerletzten Orte, wo er hin will. Ich hatte mal so einen dickbäuchigen Herrn neben mir, der es tatsächlich wagte, die Arme grosszügig hinter seinem Kopf zu verschränken. Abgesehen vom Achselgeruch in der Nase, hatte ich auch die Schweissränder seines Hemdes ständig im Augenwinkel und seinen Ellbogen an meiner Schläfe.

Du sollst die Armlehne respektieren

Jesses, der Kampf um die Armlehne, dass man den tatsächlich noch führen muss!? Es gibt so Genossen, die krallen sich die Lehne links und rechts, und zwar für ihre Handgelenke. Die Ellenbogen schwappen weit darüber hinaus und bedrohen den Luftraum des Nachbarn. Das. Nicht. Tun!!! Vor allem der arme Kerl in der Mitte kriegt es unter Umständen von beiden Seiten ab. Lasst ihm die Lehne, ihr habt das Fenster oder den Gang. Ansonsten gilt, die Lehne mit der zugehörigen Kopfhörerbuchse gehört dem jeweiligen Passagier.

Du sollst nicht lärmen

Spiele auf dem Handy sind sicherlich unterhaltsam. Aber nicht für die Nachbarn, also stellt bitte den Ton ab. Im Flugzeug ist es ohnehin schon laut, was Gruppenreisende auch öfters dazu animiert, sich quer über die Sitze hinweg zuzuschreien. Tut das nicht. Es ist für alle anderen störend und uninteressant.

Du sollst die Rückenlehne nicht ausreizen

Ehrlich jetzt – muss man in der allerersten Minute in der Luft seine Rückenlehne in die Waagrechte schletzen? Je nach Airline ist es schon eng genug, der arme Kerl hinter einem kann ja nicht mal sein Wasser trinken, weil ihm der Vordermann fast schon auf dem Schoss liegt. Gerade auf Kurzstrecken kann man einen Flug wohl durchaus aufrecht durchstehen.

Du sollst nicht lallen

Natürlich, die Reise mit einem Glas Sekt oder Champagner einzuläuten ist eine tolle Sache. Aber mit einer Alkoholfahne bereits an Bord zu wanken, um dort munter weiter zu trinken, ist für Mitpassagiere und die Crew die reinste Zumutung. Wegen Trunkenheit von Fluggästen gab es schon etliche Notlandungen - und lasst euch gesagt sein, die sind teuer! Mit dem Geld feiert ihr besser eure private Party und lasst das feiern an Bord sein.

Du sollst die Kinder mahnen

Ich bin selber Mutter. Ich weiss, dass Kinder keine Roboter sind, und wenn ein Kleinkind wegen Ohrendruck oder Müdigkeit quengelt und weint, kann man wirklich nicht viel machen. Aber wenn Kinder Gegenstände schmeissen, auf die Sitze stehen und im Gang herumrennen, dann kann man als Eltern Weissgott viel machen. Und muss auch!

Du sollst nicht rumstehen

All die Menschen, die eine meterlange Schlange vor dem Flugzeugklo bilden: Ihr könnt auch auf euren Sitzen warten, gell. Denn es gibt für die anderen Passagiere viel angenehmeres, als eure Hintern im Gesicht zu haben, während ihr im Gang herumsteht und deren Kopfstützen als Armlehnen missbraucht.

Du sollst nicht drängeln

Kaum ist das Flugzeug gelandet, jucken einige auf und schränzen ihre Taschen aus den Gepäckfächern. Sie bestücken den Gang und die Sitze damit, und stehen dann doch blöd rum. Denn man kann noch lange nicht aussteigen. Beim Verlassen des Flugzeugs gilt das Reissverschlussprinzip. Man lässt die Leute vor sich erst auf den Gang, damit sie ihre Gepäckstücke nehmen können, und drängt nicht an ihnen vorbei. Das Flugzeug leert sich von vorne nach hinten.

Wir wissen, das ist noch längst nicht alles. Aber es ist ein Anfang, damit auch die Reise einigermassen schön anfangen kann – oder zu einem schönen Ende kommt.