Flug

Eine Frau arbeitet an Bord am Laptop: Das dürfte auch auf Flügen ab Europa in die USA bald ein Bild der Vergangenheit sein. Bild: Fotolia

Laptop-Bann wird auf USA-Flüge ab Europa ausgeweitet

Bislang war der Bann auf Flüge ab Flughäfen in Nahost und Nordafrika beschränkt. Bald dürfen aber auch Europäer keine Laptops mehr an Bord bringen.

Im März brüskierten die USA diverse Länder aus Nahost und Nordafrika, indem sie die Mitnahme grösserer Elektronikgeräte auf Flüge in die USA ab zehn dortigen Flughäfen verbot. Die Massnahme wurde als «Laptop-Bann» bekannt und hat seither zu diversen Reaktionen von betroffenen Airlines geführt, etwa das Ausleihen von Laptops oder die Reduktion von Flügen in die USA. Die Massnahme wurde als Augenwischerei verschrien und als Möglichkeit, die unliebsamen Golf-Carrier zu schwächen.

Doch das US Department of Homeland Security macht offensichtlich ernst: Gemäss übereinstimmenden Medienberichten aus den USA soll der Laptop-Bann auf die USA-Flüge aus ganz Europa ausgeweitet werden. Die offizielle Ankündigung des DHS wird für heute erwartet; bislang wurde erst bestätigt, dass diese Massnahme «ernsthaft geprüft» werde. Das Inkrafttreten der  Massnahme könnte auch noch etwas länger dauern. Dass sie kommt, wird aber nicht mehr angezweifelt.

Die Gründe liegen auf der Hand: Zum einen geht das DHS ja davon aus, dass Terroristen imstande sind, Bomben in Laptops oder anderen grösseren elektronischen Geräten unterzubringen. Zum anderen machte eine regionale Beschränkung, wie sie bisher bestand, kaum Sinn. Ein Terrorist konnte theoretisch ab einem der zehn betroffenen Flughäfen zuerst nach Europa fliegen und dort sein Laptop wieder ganz normal mit in die Kabine nehmen. Das soll künftig verhindert werden. Ausserdem wird damit wohl dem Umstand Rechnung getragen, dass zahlreiche islamistische Terroristen bereits in Europa heimisch sind.

Grosse Umstände für Flughäfen und Airports

Die Fluggesellschaften dürften wenig erfreut sein über diese neuerliche Massnahme. Schon die bisher betroffenen Airlines wie Emirates, Etihad oder Turkish Airlines beklagten, dass es nicht nur eine Einschränkung für die Passagiere sei, sondern dass die Massnahme gar keine Verbesserung der Sicherheit darstelle: Da man die Laptops nun als Gepäck einchecken müsse, könne ein eventueller Brand im Cargoraum gar nicht mehr gelöscht werden. In den letzten Jahren gab es aber einige Fälle von Bränden der Lithium-Ion-Batterien in Laptops und anderen Geräten, wie zum Beispiel dem Samsung Galaxy 7 Tablet, welche zu gefährlichen Situationen in Flugzeugen geführt haben. Laut der amerikanischen Flugbehörde FAA gab es 2016 allein in den USA 33 Fälle, wo sich die Batterien elektronischer Geräte auf Flügen selbst entzündeten. Einige Airlines haben daraufhin explizit die Mitnahme gewisser Geräte als Gepäck verboten. Andere haben verlangt, dass zumindest die Batterien entfernt werden, was aber bei vielen Geräten, etwa von Apple, gar nicht möglich ist.

Noch ist unklar, ob alle oder nur einige Flughäfen betroffen sein werden. Sinn machen würde ja nur, dass alle Flughäfen mit USA-Flügen betroffen sind. Wäre dies der Fall, müsste man die Sicherheitskontrollen anpassen. Die zusätzlichen Sicherheitskontrollen könnten zu massiven Verspätungen führen. Und die Airports gezwungen sein, mit Informationskampagnen auf die neuen Bestimmungen aufmerksam zu machen. In diesem Zusammenhang stellt sich allerdings eine Frage: Man musste ja bisher schon bei der Security-Kontrolle die Laptops separat vorzeigen. Wenn man da keine allenfalls eingebaute Bombe orten kann, was nützt diese Kontrolle dann?

Einige Beobachter befürchten gar, dass es aufgrund der oben beschriebenen Sicherheitsbedenken zu einem totalen Laptop-Bann kommt, wo also die elektronischen Geräte gar nicht mehr eingecheckt werden dürfen. Das wäre aus Sicht von Passagieren und Airlines der Super-GAU.

Sicher ist: Wenn Geschäfts- oder auch Privatreisende keine Laptops und möglicherweise nicht mal mehr Tablets in der Kabine dabeihaben dürfen, ist dies eine starke Einschränkung. Arbeiten im Flugzeug wird so unmöglich. Airlines könnten gewzwungen sein, sichere Laptops auszuleihen, wie dies Emirates oder Turkish tun. Das ist aber kostspielig und umständlich. Zudem sind nicht nur einige wenige Flüge betroffen. Allein aus der Schweiz gibt es wöchentlich rund 110 Flüge in die USA.

Schaden für den US-Tourismus?

Und jede Verschlechterung des «Flow» im internationalen Verkehr ist grundsätzlich auch schlecht für die Nachfrage. US-Tourismusbehörden dürften keine Freude haben. Dazu müssen sich Amerikaner jetzt damit abfinden, dass sie auf dem Flug nach Europa ihr Laptop benützen können, auf dem Heimflug aber nicht mehr.

Freuen kann sich ja vielleicht Air Canada: Sofern die kanadischen Behörden nicht nachziehen, wäre es möglich, zuerst ab Europa nach Kanada zu fliegen und von dort aus weiter in die USA, ohne dass jemals das Laptop eingecheckt werden muss.

(JCR)