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Schluckt der Grossen den Kleinen? Zuerst müsste ein Dritter die Schulden des Kleinen tilgen. Bild: Pixabay

Lufthansa würde Air Berlin kaufen… wenn da keine Schulden wären

Etihad soll die deutsche Nummer 2 zuerst entschulden. Kommt es zum Kauf, wären kartellrechtliche Bedenken laut Lufthansa «lösbar».

So hatte sich das Air-Berlin-Gründer Joachim Hunold sicher nicht vorgestellt. Angetreten, um die Lufthansa zu bedrängen, hat Hunold dank scharfem Wachstumskurs zwar schnell einmal die Nummer 2 im deutschen Markt erobern können und die Lufthansa mehr als nur geärgert. Doch jetzt könnte es sein, dass die Air Berlin in der Nummer 1 aufgeht. Dies, weil Air Berlin nicht aus den Problemen heraus kommt.

Und es ist nicht mehr nur Spekulation, dass Lufthansa den Konkurrenten übernimmt. Unternehmens-Chef Carsten Spohr äusserte sich Ende letzter Woche dahingehend, dass Lufthansa die Air Berlin durchaus komplett übernehmen könnte. Doch Spohr sieht zuvor den Air-Berlin-Grossaktionär Etihad in der Pflicht, Air Berlin zu entschulden. «Die Schuldenfrage kann nur Abu Dhabi lösen», sagte Spohr, der letzte Woche im Gefolge von Bundeskanzlerin Angela Merkel Gespräche im Emirat geführt hatte.

Die kriselnde Air Berlin hat Schulden von rund 1,2 Milliarden Euro angehäuft und in diesem Jahr weitere hohe Millionenspritzen der Etihad erhalten. Spohr zeigte sich zufrieden, dass die Berliner mit der Air Berlin Aeronautics GmbH eine zweite Fluggesellschaft gründen, in welche die 38 bereits an die Lufthansa vermieteten Jets verlagert werden könnten. Diese Konstruktion sei aber erst im Herbst funktionsfähig, sagte Spohr.

Die verbliebene Air Berlin mit noch 75 Jets könnte nach den Plänen in die Lufthansa-Billigtochter Eurowings integriert werden. Sie sei schon jetzt der Wachstumstreiber im Konzern und werde bis zum Jahresende 160 Flugzeuge umfassen, kündigte Spohr an. 2018 soll die bislang noch defizitäre Airline dann in die Gewinnzone fliegen. Der Aktionärsvertreter Ingo Speich von der Anlagegesellschaft Unioninvest warnte Lufthansa allerdings vor weiteren riskanten Zukäufen in Italien und Skandinavien: «Alitalia und SAS müssen tabu sein.»

Keine kartellrechtlichen Probleme?

Die kartellrechtlichen Probleme bei einer Übernahme der deutschen Nummer zwei durch die Nummer eins bezeichnete Spohr als «lösbar». Schliesslich hätten in der Vergangenheit auch British Airways und Air France kleinere nationale Konkurrenten übernehmen dürfen. Die Lösung der kartellrechtlichen Probleme liege klar in der Verantwortung der Lufthansa.

Erfolge und Enttäuschungen bei Lufthansa

Der Lufthansa-Chef zeigte sich optimistisch, die im ersten Quartal gestiegenen Betriebskosten bei den Konzern-Airlines im Laufe des Jahres absenken zu können. Lufthansa habe im betriebsschwachen ersten Quartal viele Wartungen vorgezogen und durch die hohe Auslastung der Jets zusätzlichen Aufwand leisten müssen. Das werde sich im Laufe des Jahres glätten. Wegen unsicherer geopolitischer Entwicklungen und steigender Treibstoffkosten werde das Ergebnis trotz aktuell guter Buchungslage leicht unter dem Rekordjahr 2016 erwartet.

Von den Aktionären gefeiert wurde Spohr für die Tarifeinigung mit den Piloten. Sie werde wegen der Umstellung der Betriebsrenten in der Bilanz eine Entlastung im hohen dreistelligen Millionenbereich bringen. Die Streiks hätten Lufthansa seit 2014 rund 400 Millionen Euro gekostet. Mit der Einigung werde diese Summe innerhalb von drei bis vier Jahren mehr als eingespart.

Als «grösste Enttäuschung des Jahres» bezeichnete Spohr das Vorgehen des Flughafenbetreibers Fraport, welcher der Low-Cost-Airline Ryanair in Frankfurt starke Gebührenrabatte eingeräumt hat. In Verhandlungen mit Fraport strebe man in der Summe nun ähnliche Kostenvorteile an.

(JCR/AWP)