Flug

Eine Triple 7 der Alitalia im Hangar – der Airline droht das baldige Lichterlöschen. Bild: alitalia.it

Alitalia kurz vor harter Landung

Der italienischen Carrier hat das Insolvenzverfahren eingeleitet. Von Etihad Airways gibt es vorläufig kein Geld mehr.

Nach dem gescheiterten Rettungsversuch hat die marode italienische Fluggesellschaft Alitalia die Vorbereitungen für ihre Insolvenz gestartet. Das Management habe einstimmig entschieden, die «ausserordentliche Sonderverwaltung» – was einer Insolvenzverwaltung entspricht – zu beantragen, teilte das Unternehmen am Dienstag Nachmittag mit.

(Update, 19.15) Die Regierung ernannte am Abend per Dekret drei Kommissare – Luigi Gubitosi, Enrico Laghi und Stefano Paleari. Sie müssen nun die Geschicke des seit Jahren in der Krise steckenden Unternehmens lenken – und ausloten, ob Alitalia die Wende schafft oder das Unternehmen aufgelöst werden muss. Die italienische Regierung will einen Käufer für die Krisen-Airline finden und lehnt eine Verstaatlichung der einstigen Staatslinie bislang ab. Der Flugbetrieb laufe weiter wie geplant, hiess es zuvor.

Im April hatte die Belegschaft in einer Abstimmung einen Sanierungsplan mit drastischen Sparmassnahmen abgelehnt. Die italienischen Aktionäre und die arabische Fluglinie Etihad – der mit Abstand grösste Aktionär – hatten daraufhin die im Plan vorgesehene Kapitalerhöhung von zwei Milliarden Euro abgesagt. Die Aktionäre hätten das Ergebnis mit «tiefem Bedauern» zur Kenntnis genommen, denn das Votum habe eine Sanierung und einen Neustart der Gesellschaft verhindert.

Update 3. Mai, 11.15) Inzwischen hat sich auch die in Abu Dhabi beheimatete Grossinvestorin von Alitalia, Etihad Airways, zu Wort gemeldet. CEO James Hogan stellte klar, dass Alitalia «fundamentale Restrukturierung» brauche, um zu überleben. Ohne Zustimmung aller Shareholder zu einem Rettungsplan werde Etihad Airways vorläufig kein weiteres Geld einschiessen. Etihad hält 49% an Alitalia. Ohne frisches Geld aus Abu Dhabi wird Alitalia noch schneller in die Zahlungsunfähigkeit geraten. Das Ziel von Etihad ist aber klar: Unter der Zwangsrestrukturierung dürfte es zu noch tieferen Einschnitten bei den 12'500 Arbeitsplätzen kommen, als dies der Fall unter dem ursprünglichen, abgelehnten Restrukturierungsplan der Fall gewesen wäre. Dieser sah den Abbau von 1600 Stellen vor.

Seit Jahren in der Krise

Eine Verstaatlichung der ehemaligen Staats-Fluglinie schloss die Regierung in Rom bislang aus. Wie erwartet beschloss das Kabinett aber einen Brückenkredit mit einer Laufzeit von sechs Monaten, mit dem Alitalia zunächst in der Luft gehalten werden soll. Die Kreditsumme ist mit 600 Millionen Euro höher als gedacht.

Derzeit arbeite das Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung an einem Dekret, das die Rahmenbedingungen für einen solchen Kredit festlege. Den Segen Brüssels braucht die Regierung dafür nicht, da dieser Schritt nicht als staatliche Beihilfe anzusehen sei, sagte eine Sprecherin der EU-Kommission. Italienische Medien spekulieren, dass die Laufzeit eines solchen Kredits länger sein und die Kreditsumme mit 500 Millionen Euro höher liegen könnte. Lufthansa hatte indes in der vergangenen Woche mitgeteilt, kein Interesse an einer Übernahme der Fluggesellschaft zu haben.

Alitalia steckt seit Jahren in der Krise. Billigflieger wie Ryanair und Easyjet waren in den vergangenen Jahren massiv auf den italienischen Markt gedrängt und hatten die ohnehin schon schwache Alitalia unter Druck gesetzt. Im Jahr 2015 hatte diese fast 200 Millionen Euro Verlust gemacht; seit der letzten Insolvenz 2009 hat Alitalia nochmals total drei Milliarden Euro Verlust geschrieben. Experten halten die Perspektive für Alitalia für weitaus schlechter als etwa für die angeschlagene Air Berlin - auch weil die Belegschaft als wenig kooperativ gilt. Alitalia beschäftigt 12'500 Mitarbeiter.

(AWP/TN)