Flug

Der Testprototyp XB-1 (oben) geht nächstes Jahr an den Start. Kommerziell eingesetzt werden soll die Boom-1 dann im nächsten Jahrzehnt. Bild: Boomsupersonic.com

Boom! Und schon ist man in New York

Das Rennen um den nächsten Überschall-Passagierjet ist in vollem Gang. Schon im nächsten Jahr sollen erste Testflüge durchgeführt werden.

Bereits vierzehn Jahre ist es her, seit letztmals ein Überschall-Passagierflugzeug des Typs Concorde den Atlantik überquerte. Obwohl die kommerzielle Nutzung solcher Flugzeuge aufgrund des hohen Treibstoffverbrauchs und der hohen regulatorischen Hürden kaum mehr Sinn macht, arbeiten mehrere Unternehmen an einer Rückkehr des Überschall-Passagierverkehrs und setzen dabei auf modernste Technologie.

Jetzt hat Boom Technology vorgegeben, bereits im nächsten Jahr mit Testflügen loslegen und noch im kommenden Jahrzehnt kommerzielle Flüge aufnehmen zu können. Boom, zu deren Investorenkreis auch Milliardär Richard Branson via seiner Firma Virgin Galactic gehört, hat Anfang Woche 33 Millionen Dollar zusätzliches Startkapital erhalten. Damit kann sie den «XB-1 Supersonic Demonstrator» fertigstellen, wie CEO Blake Scholl im Firmenblog festhält. Dieses Test-Flugzeug mit Platz für zwei Piloten soll 2018 Testflüge durchführen.

«When time is no longer a limit, where will you vacation?»

Der nächste Schritt wäre dann der Bau eines grösseren, für kommerzielle Flüge einsetzbaren Modells, mit Platz für 45 Personen. Der Abschluss und die Aufnahme der neuen Überschallflüge sind «bis Ende nächsten Jahrzehnts» geplant. Laut «Daily Mail» sind derzeit Preise von rund 6600 Dollar pro Flug angedacht, wobei sich dies natürlich bis zu einer allfälligen Aufnahme kommerzieller Flüge noch ändern kann.

Boom ist nicht die einzige Firma, die an einem Überschall-Passagierflugzeug tüftelt. Auch der US-Rüstungsbetrieb Lockheed Martin ist gemeinsam mit der NASA an einem Projekt dran, ebenso Flugzeugbauer Airbus gemeinsam mit der Aerion Corporation. Die Situation ist ähnlich wie beim «Race to the Moon» zwischen den USA und der Sowjetunion in den 60er-Jahren: Wer es zuerst schafft, gewinnt. Obwohl noch einige Fragen offen sind und es noch ein paar Jahre dauern dürfte, scheint sich abzuzeichnen, dass die Ära der Passagier-Überschallflüge definitiv zurückkommt. Dann gibt es London-New York wieder in drei Stunden, vielleicht auch ein Los Angeles-Tokio in fünf Stunden oder andere, bisher noch nie kommerziell durchgeführte Varianten.

Für Blake Scholl gibt es zahllose Möglichkeiten. Seine spannende Grundfrage, mit welcher sich dann auch die Tourismusbranche auseinandersetzen muss, lautet: «When time is no longer a limit, where will you vacation?»

(JCR)