Flug

Der von den USA und Grossbritannien ausgesprochene Bann elektronischer Geräte, wird Geschäftsreisenden Probleme bereiten. Bild: Fotolia

Kommentar Der «Laptop Ban» ist reines Security-Theater

Jean-Claude Raemy

Man wird den Verdacht nicht los, dass völlig andere Motive als Sicherheit hinter dem Bann grösserer elektronischer Geräte stecken.

Die USA haben vorgestern das Mitnehmen von «elektronischen Geräten grösser als Smartphones» in die Flugzeugkabine für Passagiere auf Flügen aus zehn Flughäfen in Nahost und Nordafrika in die USA untersagt. Betroffen sind neun Airlines. Gestern ist dann der engste Allierte der USA, Grossbritannien, mit einem ähnlichen Bann nachgezogen, allerdings mit teils anderen Flughäfen und für Routen, auf denen sogar der National Carrier British Airways betroffen ist. Spätestens ab kommendem Samstag treten die neuen Regelungen in Kraft.

Sicherheit muss in der Fliegerei oberste Priorität sein, das steht nicht zur Diskussion. Da das weltweite politische Gefüge aktuell ziemlich explosiv ist, sind Massnahmen zum Schutz vor Terrorismus absolut notwendig. Aber was die USA und Grossbritannien hier abziehen, ist reine Augenwischerei.

Konkrete Bedrohung unklar

Zum einen wurde nicht auf eine klare Sicherheitsbedrohung hingewiesen. Es gab tatsächlich vereinzelt Fälle, bei denen elektronische Geräte für Terrorakte eingesetzt wurden – am häufigsten waren dies allerdings Handys, welche ja nicht vom Bann betroffen sind. Warum Handys zugelassen sind, Laptops oder DVD-Player aber nicht, wurde nicht klar begründet. Überdies macht die Verbannung in den Flugzeugbauch den Flug nicht sicherer: Ein Terrorist könnte ein «präpariertes Laptop» einfach im Koffer einchecken.

Kommt hinzu, dass terroristische Netzwerke sich nicht auf gewisse Länder konzentrieren, sondern längst schon weltweit Ableger oder zumindest «Follower» haben. Der Terrorist mit dem «präparierten Laptop» kann ja auch in Paris oder Zürich einsteigen. Diese Aussonderung von einzelnen Flughäfen ist ohnehin seltsam: In Abu Dhabi oder Doha oder Istanbul sind topmoderne Security-Systeme im Einsatz, im Gegensatz zu jenen in anderen Airports, welche auch Direktflüge in die USA bieten, wie zum Beispiel Lagos (Nigeria), welches nicht vom Bann betroffen ist. Wenn es wirklich Sicherheitsbedenken höchster Stufe gäbe, müsste der Bann doch weltweit ausgesprochen werden.

Drei weitere Aspekte machen diesen Bann fragwürdig. Zum einen hat es in letzter Zeit öfters Probleme mit selbstentzündenden Lithium-Ionen-Batterien – man denke an das Samsung Galaxy 7 – gegeben. Jetzt werden also die Flugzeugcargos vollgestopft sein mit Laptops und anderen Geräten; falls sich etwas entzündet, wird es später bemerkt und ist weniger leicht zu bekämpfen. Zum anderen werden Reisende unwillig sein, ihre teuren Geräte in den Koffer zu verbannen. «Wertsachen gehören ins Handgepäck», wird seit Jahren gepredigt. Nun, wenn ein modernes Laptop oder eine Kamera verschwinden, ist deren Wert vermutlich höher als die garantierte Versicherungssumme. Und nicht zuletzt behält sich die US-Transportbehörde vor, jederzeit weitere Airports auf die Bannliste zu nehmen – mehr als eine vage «Terrorgefahr»-Begründung braucht es jeweils nicht.

Werden etwa US-Fluggesellschaften geschützt?

Der Verdacht liegt also nahe, dass es hier nur vordergründig um Sicherheit geht, im Grundsatz aber um Protektionismus. Die grossen US-Carrier klagen seit Jahren über «Regierungszuschüsse» für Emirates, Etihad oder Qatar Airways, und dass dies den fairen Wettbewerb verunmögliche. Sie versuchen durch intensives Lobbying in Washington, die weitere Expansion der Carrier, insbesondere in die USA, zu unterbinden. Präsident Donald Trump, der wohl grösste Protektionist von US-Interessen, hat den Airline-CEOs Unterstützung im Kampf gegen die Nahost-Carrier zugesagt, wie Bloomberg News vor rund einem Monat berichtete.

Die betroffenen Carrier haben nun mit Verzögerungen bei Check-in und Gepäckaufgabeprozessen zu rechnen. Da das Laptop bei einem Umsteigen an einem der gebannten Flughäfen bereits im Gepäck sein muss, hat ein Geschäftsreisender, der z.B. mit Emirates von Chennai via Dubai nach New York fliegt, auf der ganzen Route inkl. dem Transit kein Laptop. Das ist nicht wirklich zumutbar. Der Geschäftsreisende könnte sich also für ein Umsteigen in Europa entscheiden, und dort gleich mit einer US-Airline in die USA fliegen, und sein Laptop immer dabei haben.

Im Falle des US-Banns sind EgyptAir, Emirates, Etihad Airways, Kuwait Air, Qatar Airways, Royal Air Maroc, Royal Jordanian Airlines, Saudia und Turkish Airlines betroffen. Beim britischen Bann, der rund 2 Millionen Passagiere jährlich betreffen dürfte, sind dies British Airways, Easyjet, Jet2, Monarch, Thomas Cook und Thomson auf britischer Seite sowie Turkish Airlines, Pegasus Airways, Atlas Global. Egyptair, Saudia, Royal Jordanian Airlines, Tunisair und Middle East Airlines auf der anderen Seite.

Emirates nimmt's mit Humor

Die betroffenen Carrier können nicht viel ausrichten. Emirates hat immerhin schon Humor bewiesen und das berühmte Werbevideo mit Schauspielerin Jennifer Aniston angepasst: «Who needs Tablet & Laptop anyway?» Tatsächlich könnte der Bann den totgesagten Inflight-Entertainment-Systemen nochmals Aufwind geben… immerhin.