Flug

Vorbeugen ist sicher, gerade wenn man mit Kindern reist. Wer viel Zeit übrig hat am Flughafen, kann noch genügend unternehmen. Bild: Fotolia

Gute Frage Wie früh muss ich mich eigentlich am Flughafen einfinden?

Jean-Claude Raemy

Es gibt klare Empfehlungen dazu, wann man spätestens am Flughafen sein sollte. Die persönliche Einfindungszeit kann aber anhand zahlreicher Faktoren variieren. Auf Nummer sicher gehen ist trotzdem empfehlenswert.

Sie haben mit Kollegen einen Flug gebucht und freuen sich auf die gemeinsamen Ferien. Bei der Frage, wann man sich denn am Flughafen treffen sollte, gehen aber bereits die ersten Diskussionen los. Sie bevorzugen es, zwei Stunden vor Abflug dort zu sein, der tiefenentspannte Kollege meint aber, es reiche auch, eine Stunde vorher da zu sein. Unterschiedliche Auffassungen zum besten Einfindungs-Zeitpunkt am Airport haben schon ganze Ferien ruiniert, vielleicht sogar schon die eine oder andere Ehe. Versuchen wir doch mal, die ganze Sache abschliessend zu beurteilen.

Im Prinzip gibt es eine einfache Faustregel: Man hält sich an die vom entsprechenden Flughafen oder auch von der Airline angegebenen Einfindungszeiten. Diese sind übrigens nicht immer übereinstimmend. Als Faustregel in Europa gilt: Spätestens eine Stunde vor Abflug für Kurzstrecken, spätestens zwei Stunden bei Langstrecken. In den USA gilt zwei Stunden für Domestic-Flüge, drei Stunden bei Interkontinentalflügen. Auf den Websites der meisten Airlines finden sich zudem Angaben dazu, wann man spätestens eingecheckt und wann am Gate sein sollte.

Diese zehn Faktoren sollten Sie beherzigen

Trotz Empfehlung: Es gibt immer zahlreiche Faktoren zu berücksichtigen. Zum einen kann die effektive Zeit für den ganzen Prozess am Flughafen deutlich verkürzt werden, wenn man folgende Aspekte berücksichtigt:

1)    Check-In: Es lohnt sich, das Check-in schon zuhause oder am Mobiltelefon zu erledigen. Das lässt sich in der Regel ab rund 24 Stunden vor Abflug erledigen. Zum einen vermeidet man, Opfer einer Überbuchung zu werden. Zum andern ist dann oft auch schon klar, an welchem Gate man sich einzufinden hat, wobei dies noch ändern kann und unbedingt am Flughafen nochmals überprüft werden sollte. Achtung: Wer Gepäck dabei hat, muss dieses noch abgeben. Da sind die Schlangen manchmal auch lang – nicht zuletzt, weil es immer wieder unerfahrene Reisende gibt, welche anstehen, ohne eingecheckt zu sein, was zu Verzögerung und Chaos führen kann.

2)    Gepäck: Wer nur Handgepäck dabei hat und bereits eingecheckt ist, kann sich im Prinzip direkt zur Security begeben. Da darf man dann schon mal 15-30 Minuten später eintreffen. Für jene mit Gepäck: Es gibt auch eine maximale Zeitlimite für die Abgabe von Gepäck.

3)    Ticketklasse: Wer Business fliegt, kommt bei Check-in/Gepäckabgabe in der Regel schneller voran, ebenso bei der Security. Es gibt aber auch in höheren Klassen manchmal komplizierte Check-in-Fälle – man hat also keine Garantie, auch wirklich in wenigen Minuten den ganzen Prozess durch zu haben. Geht es dann doch schnell, darf man wenigsten bis zum Abflug in die Business Lounge.

4)    Reisedatum: Die Schulferienzeiten, hohen Feiertage und damit verbundene «lange Wochenenden» dank Brückentagen sind immer stark frequentiert, so dass es sich lohnt, an solchen Daten sich an die empfohlenen Einfindungszeiten zu halten. Achtung: Nicht nur «unsere» Feiertage haben einen Einfluss, sondern auch im Ausland gefeierte Tage, welche viele Expats (oder Transitpassagiere) in ihr Heimatland ziehen.

5)    Flughafen-Kenntnis: Wer seinen Heimflughafen und dessen Prozesse gut kennt, kann vielleicht noch ein paar Minuten später kommen. Wer viel reist und gut vorbereitet ist, verliert weniger Zeit bei der Security. Aber nicht vergessen: Das grösste Problem sind immer die anderen. Die Dame vor ihnen in der Security hat zahllose Flüssigkeiten dabei, der Typ hat sein Laptop im Gepäck gelassen, der andere nimmt minutiös sein ganzes Handgepäck auseinander.

6)    Security: Wie oben beschrieben, ist Security der unsicherste Faktor. Wird man noch separat gecheckt, was meistens nach Zufallsprinzip geschieht? Hat man erfahrene Reisende vor sich oder eine Gruppe Erstflieger mit Informationsdefizit? Hier lohnt es sich, genügend Pufferzeit einzukalkulieren. Manche Apps, z.B. jene des Flughafens Zürich, geben jeweils auch an, mit wie viel Wartezeit an der Security zu rechnen ist – das ist vor allem für Personen hilfreich, welche in der Nähe des Flughafens wohnen und ihre Einfindungszeit knapper berechnen.

7)    Nicht mit Sonderbehandlung rechnen: «Ich werde sicher in der Warteschlange vorgelassen, wenn mein Flug in Kürze geht», glauben viele. Darauf kann man sich nicht verlassen. Airlines oder Bodenpersonal haben auch schon einfach abgelehnt, Personen vorzulassen. Der Grund für die Verspätung ist nicht deren Problem. Auch andere Passagiere haben sich schon geweigert, ihren Platz in der Schlange den Zuspätkommenden zu überlassen. Verpassen Sie wegen der Security-Warteschlange ihren Flug, wird dieser jedenfalls nicht erstattet.

8)    Familien: Wer mit Kindern (oder in einer Gruppe) reist, muss grundsätzlich mehr Zeit einberechnen, weil alle Prozesse länger dauern, gerade bei der Security, aber auch wenn’s zum ungeplanten Pipistopp kommt.

9)    Erscheinen am Gate: Manche trödeln gerne und lassen sich aufrufen, obwohl sie eigentlich ganz leicht zur Boarding-Zeit am Gate sein könnten. Wer spät kommt, verzögert den Flug und macht sich gewiss nicht beliebt bei Mitpassagieren. Und bei überbuchten Flügen riskiert man, seinen Platz an einen Standby-Passagier zu verlieren.

10) Prioritäten setzen: Das Ziel ist, den Flug nicht zu verpassen. Alles andere sollte sekundär sein. Also zuerst die eigentlichen Prozesse sauber durchlaufen und erst anschliessend damit anfangen, Zeit für private Erledigungen aufzuwenden.

Fazit: Eine «richtige» und verbindliche Zeit gibt es nicht. Man sollte sich aber immer fragen, ob man wegen ein paar Minuten mehr Schlaf oder Rumtrödelei wirklich die Nerven – die eigenen und möglicherweise jene von Mitreisenden – arg strapazieren will, falls es mal nicht so glatt geht wie gehofft. Und falls man den Flug dann doch verpasst, hat man ganz neue Probleme, die viel mühsamer sind, als sich ein bisschen übrige Zeit tot zu schlagen. Falls jemand wirklich Angst vor zu viel freier Zeit am Flughafen hat, gibt es nachfolgend noch einige Tipps.

Was tun, wenn alles schnell ging und man viel Zeit hat?

1)    Das vielfältige Shoppingangebot an den Flughäfen nutzen. Im Duty-Free Alkohol oder Parfüms kaufen oder ein Geschenk für die Liebsten. Im Buchladen stöbern. Vergessene Reiseartikel kaufen.

2)    Sich verpflegen. Essen und Trinken ist zwar in den meisten Airports sündhaft teuer. Manchmal kommt man aber auch günstig weg. Und muss dann nicht an Bord noch teurere Verpflegung kaufen.

3)    Spazieren: Bevor man stundenlang in der Röhre sitzt, kann man ja in den Terminals herumwandern. Das verhindert auch die Gefahr einer Thrombose.

4)    Planespotting: Viele Airports bieten auch Airside (also nicht für externe Besucher) Terrassen oder zumindest grosse Fensterfronten mit Blick auf den Flugbetrieb oder vielleicht auch die Skyline der nahe gelegenen Stadt. Mit der jeweiligen Flughafen-App kann dieses Vergnügen noch gesteigert werden.

5)    Freunde und Familie anrufen: Die meisten Flughäfen haben heute Gratis-Wifi oder zumindest Hotspots. Da kann man anrufen, skpyen oder auch arbeiten und so die Wartezeit sinnvoll nutzen.

6)    Den Flughafen geniessen: Kunstausstellung? Sauna? Gartenanlage? Massagestudio? Stundenbett? Das alles und viel mehr gibt es an vielen grösseren Airports bereits. Schliesslich möchten die Flughäfen, dass man Zeit in ihnen verbringt.