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Eine Milliarde muss operativ eingespart werden: Alitalia kommt nicht aus dem Schneider. Bild: Pinterest

Kein Gratis-Essen mehr auf Alitalia-Kurzstrecken

Der seit Jahren angeschlagene italienische National Carrier durchläuft einen weiteren Rettungsplan. Eine Milliarde Euro muss gespart werden, um ab 2020 wieder schwarze Zahlen zu haben.

Der Verwaltungsrat der schwer angeschlagenen italienischen Fluggesellschaft Alitalia hat gestern Abend einen dringend benötigten Rettungsplan verabschiedet. Bis Ende 2019 muss die Airline eine Milliarde Euro an Kosten einsparen, damit sie ab 2020 wieder schwarze Zahlen schreiben kann. Dazu will sie ihren Umsatz um 30 Prozent von 2,9 auf 3,7 Milliarden Euro steigern.

Der Rettungsplan sieht vor, dass die Flotte der Kurz- und Mittelstreckenjets bis zum nächsten Jahr um 20 Flugzeuge schrumpft. Derzeit hat Alitalia laut Angaben auf ihrer Internetseite insgesamt 122 Flugzeuge im Einsatz. Alitalia will ausserdem ihr Langstreckenangebot nach Amerika ausbauen und auf bereits bestehenden Strecken mehr Flüge anbieten. Alitalia-CEO Cramer Ball bringt es auf den Punkt: «Wenn wir in Italien und Europa nicht gegen die Billigflieger ankommen, werden wir Passagiere für Langstreckenflüge verlieren.» Denn für die meisten Alitalia-Kunden auf der Kurzstrecke sei ihr Flug der Anschluss zu einem Langstreckenflug der Fluggesellschaft.

Einige der geplanten Veränderungen sind denn auch ganz nach dem Vorbild der Billig-Airlines: So sollen Passagiere auf der Kurz- und Mittelstrecken etwa eine Sitzplatzreservierung oder aufgegebenes Gepäck gegen Aufpreis hinzubuchen. Auf allen Flügen unterhalb von vier Stunden gibt es kein Gratis-Essen und –Trinken mehr – wer sich an Bord verpflegen will, hat dafür zu bezahlen. Bei Interkontinentalflügen setzt Alitalia aber weiterhin auf den vollen Service. Die Flugzeuge sollen ausserdem mit einem neuen Bordunterhaltungs-System und WLAN-Internetzugang ausgestattet werden.

Dritter grosser Rettungsplan in zehn Jahren

Wie viele Jobs im Zuge der Sanierung wegfallen sollen, ist noch nicht bekannt. In italienischen Medien ist die Rede von 1600 bis 2000 Stellenstreichungen; aktuell sind ungefähr 12‘000 Personen im Alitalia-Konzern beschäftigt. Neue Gesamtarbeitsverträge sollen ebenfalls ausgehandelt werden. Der Rettungsplan wird heute der Regierung in Rom vorgestellt. Anschliessend wollen die Führungskräfte des Unternehmens die Gewerkschaften treffen, um die Details zu erläutern. Sobald es Einvernehmen über die Finanzierung des Plans gebe, werde Luca di Montezemolo seinen Posten als Verwaltungsratspräsident der Fluglinie verlassen. Ihm folge der ehemalige Generaldirektor der italienischen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt RAI, Luigi Gubitosi.

Ob der dritte grosse Rettungsplan innert den letzten zehn Jahren den entscheidenden Befreiungsschlag bringt, ist unklar. Alitalia schreibt seit Jahren Verluste. Die Übernahme von 49 Prozent der Anteile durch die arabische Fluggesellschaft Etihad aus Abu Dhabi sollte den Neustart bringen; damals wurde das Jahr 2017 als Zieldatum für die Rückkehr in die Profitabilität angegeben. Doch die Beteiligung erwies sich für die arabische Grossaktionärin bislang als teures Zuschussgeschäft - ähnlich wie bei ihrer deutschen Beteiligung Air Berlin. Alitalia muss nun also Zusatzeinnahmen generieren, Arbeitsplätze abbauen, dabei aber auch in neue Technologie investieren – werden diesmal keine radikalen Änderungen durchgezogen, wird es weitere Rettungspläne geben müssen.

(JCR/AWP)