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Haben gut lachen: 11,4 Prozent mehr Lohn gibt es für die Lufthansa-Piloten. Bild: Gregor Schläger/LH

Nach fünf Jahren: Konflikt zwischen Lufthansa und Piloten beigelegt

Allerdings sind weiterhin nicht ganz alle Streitpunkte aus der Welt geschafft.

Seit 2012 dauerte der Konflikt zwischen der Lufthansa und ihrem in der Vereinigung Cockpit (VC) gewerkschaftlich organisierten Pilotencorps. In dieser Zeit legten die Piloten 14 Mal die Arbeit nieder; die vielen Streiks ärgerten über eine Million Passagiere, schädigten das Image der Lufthansa und sorgten laut dieser für einen wirtschaftlichen Schaden von über 500 Millionen Euro. Nun sieht es immerhin so aus, als ob es zumindest in den nächsten fünf Jahren, bis 2022, zu keinen weiteren Streiks kommen sollte.

Die Airline und die Gewerkschaft haben sich nämlich - eher überraschend - auf die Eckpunkte eines umfassenden Tarifkompromisses geeinigt. Dabei akzeptieren die Piloten unter anderem die Umstellung der Betriebsrenten auf Festbeiträge; bislang hatte Lufthansa die absolute Höhe der Zahlungen garantiert und damit das Zinsrisiko übernommen. Die Neuregelung wirkt deshalb schon im Geschäftsjahr 2017 entlastend auf die Bilanz. Einmalig kann damit ein hoher dreistelliger Millionenbetrag gespart werden.

11,4 statt nur 8,7 Prozent mehr Gehalt für die Piloten

Lufthansa garantiert im Gegenzug den rund 5400 Konzernpiloten, dass zu diesen Bedingungen bis Mitte 2022 mindestens 325 Jets betrieben werden. Das entspricht in etwa dem aktuellen Niveau der Lufthansa-Muttergesellschaft. Zusätzlich sollen zehn Langstreckenflugzeuge aus dem Sonderprogramm «Jump», die bisher von Beschäftigten der Tochter Cityline geflogen werden, wieder mit Original-Lufthansa-Piloten besetzt werden Damit würden 600 Stellen für Kapitänsanwärter geschaffen und rund 700 bereits fertig ausgebildete Nachwuchsflugzeugführer könnten eingestellt werden. Die Piloten dürfen aber künftig erst in einem Durchschnittsalter von 60 Jahren in den Vorruhestand gehen, statt wie bislang mit 58.

Noch wichtiger für die Piloten: Lufthansa wird die vor wenigen Wochen angekündigten Pläne zur Bereederung von 40 zugehenden Flugzeugen ausserhalb des Konzerntarifvertrags nicht weiter verfolgen.

Bereits im Februar hatten Lufthansa und VC mit Hilfe des Schlichters Gunther Pleuger eine erste Teillösung zu den Gehältern erreicht, die nun aber von der neuen Einigung ersetzt wird. Statt der im Februar verabredeten 8,7 Prozent mehr Geld erhalten die Piloten nun Gehaltssteigerungen von 11,4 Prozent, allerdings über eine um zweieinhalb Jahre verlängerte Laufzeit. Die geplante Einmalzahlung steigt kräftig auf das 1,8-fache Monatsgehalt.

Es gibt immer noch Konfliktpotenzial

Die Vereinbarungen zu Gehältern und Renten sind zwar noch nicht fertig verhandelt; das soll in den kommenden Wochen fertiggestellt werden und dann bis Juni 2022 gelten. Ebenfalls noch offen ist eine Gerichtsverhandlung, bei welcher die Vereinigung Cockpit sich gegen eine Einschränkung ihres Streikrechts einsetzt. Dabei geht es um einen Pilotenstreik im September 2015, welcher per Gericht gestoppt wurde, nachdem die Streikziele als illegal eingestuft wurden. Es ging darum, dass die VC als Vorbedingung für Tarifgespräche zu Gehältern und Altersvorsorge verlangte, dass Lufthansa ihr Billigkonzept mit der Tochter Eurowings nicht weiterverfolge. Dieses Ziel sei mit Tarifverträgen nicht erreichbar, so dass der grundgesetzliche Schutz des Streikrechts nicht greife, argumentierte das Gericht.

Das Eurowings-Konzept ist aber nicht vom Tisch. Im Gegenteil, Lufthansa-CEO Carsten Spohr setzt weiter auf den Ausbau der Billigmarke Eurowings. Deren Flotte soll vor allem durch die jüngst vollzogene Komplettübernahme von Brussels Airlines und die Integration von 33 Airbus -Jets samt Besatzung der kriselnden Rivalin Air Berlin von zuvor gut 90 auf rund 180 Maschinen wachsen und so zum drittgrössten Billigflieger Europas aufsteigen.

Dank der Einigung wieder auf Angriffskurs

Derweil arbeitet die Lufthansa daran, sich den Titel der grössten europäischen Fluggesellschaft wieder zurückzuholen. Gemessen an der Zahl der Fluggäste, hatte der irische Billigflieger Ryanair die Lufthansa 2016 überholt. 117 Millionen Passagieren bei Ryanair standen knapp 110 Millionen beim Lufthansa-Konzern gegenüber. Spätestens ab 2018 will Lufthansa wieder den Spitzenplatz besetzen. Die Beilegung des Tarifkonflikts ist hierfür ein enorm wichtiger Schritt.

(JCR/AWP)