Flug

Edelweiss am Flughafen Zürich alleine auf weiter Flur? Bei dynamischen Buchungen ist die Konkurrenz gross. Bild: ZRH

Kommentar Nur solange die Nachfrage stimmt

Gregor Waser

Airlines und Reiseveranstalter haben ein üppiges Sommer-Menü angerichtet – mit Edelweiss als vermeintlichem Sieger.

Das Flugjahr hat turbulent begonnen. Nachdem Air Berlin ihre Schweizer Tochter Belair vor zwei Wochen fallen gelassen hat, sieht es düster aus für die Mitarbeitenden. Zwar steht der Belair-Crew eine optionale Weiterbeschäftigung in Deutschland innerhalb der Air Berlin offen. Doch nachdem vor zwei Jahren bereits eine 20-Prozent-Lohneinbusse geschluckt werden musste, verspricht der Blick in die Zukunft noch weniger gute Jobaussichten.

Die bisherigen Air Berlin/Belair-Flüge ab Zürich werden ab April neu von der österreichischen Niki betrieben – mit EU-Personal –, voraussichtlich ab kommendem Winter dann von der neu formierten TUIfly/Niki. Schön, dass eine neue Lösung gefunden wurde, insbesondere für die Reiseveranstalter und Reisebüros, die jetzt nur mit wenigen Änderungen auf den Sommer hin zu kämpfen haben. Dass Flight Attendants von Niki teilweise unter 1500 Euro verdienen, deutet aber darauf hin, dass den in der Schweiz angesiedelten Airlines künftig eine steife Brise entgegen weht. Fragwürdig dabei ist die berufsrechtliche Ausgangslage, insbesondere bei Flügen, die aus der EU herausführen.

Nachdem Hotelplan Suisse und TUI Suisse sich im letzten Herbst vor dem Hintergrund der Fragezeichen um Air Berlin verstärkt für Edelweiss-Lösungen im Badeferien-Bereich ausgesprochen haben, scheint der Airline-Sieger für Mittelmeer-Flüge derzeit Edelweiss zu heissen. Kommt hinzu: die Buchungseingänge seit anfangs Jahr sind gemäss verschiedenen Quellen bei Reiseveranstaltern und Reisebüros gut bis sehr gut.

Bei dynamischen Buchungen haben Cyprus, Aegean oder Vueling die Nase vorn.

Der Kassenwart bei der Edelweiss dürfte sich derzeit gleichwohl nicht die Hände reiben. Denn der Wettbewerb spielt weiterhin intensiv, umso mehr eben die Belair-Flüge nicht einfach weggefallen sind – wie wohl einige Belair-Mitbewerber gehofft haben –, sondern nun eben Niki in Zürich auftaucht und den Grossteil der Air Berlin-/Belair-Planung übernimmt.

Eine weitere Entwicklung deutet daraufhin, dass Edelweiss ein anspruchsvolles Sommer-Halbjahr erleben wird. Zwar scheinen im stationären Handel bei den Reisebüros Badeferien mit Edelweiss hoch im Kurs zu stehen. Doch beim wachsenden Anteil der dynamischen Buchungen, wo der Preis als Buchungsargument entscheidend ist, scheinen alternative Carrier die Nase vorn zu haben – sei es Cyprus nach Zypern, Aegean nach Kreta oder Vueling Richtung Spanien.

Oder wie es ein Vertreter einer Schweizer Airline sagt: die Preise, mit denen Aegean und Vueling im Schweizer Markt auftreten, sind eine Frechheit. Solch tiefe, den Reiseveranstaltern offerierten Preise dürften eben auch der Edelweiss das Sommer-Süppchen versalzen. Oder aus Sicht der Reiseveranstalter gesprochen: Aegean, Vueling & Co. sorgen für eine Balance, dass Edelweiss angesichts der komfortablen Marktstellung beim Pricing nicht übermütig wird.

Doch wir schreiben erst Januar und das Flugjahr ist noch lang. Dass zum intensiven Wettbewerb nun auch noch ein gegenüber Januar 2016 doppelt so hoher Kerosinpreis hinzukommt, dürfte die Airlines bei ihrer Planung und Durchführung in diesem Jahr zusätzlich beschäftigen. Denn Überkapazitäten und hohe Kosten vertragen sich bekanntlich schlecht. Ein punktuelles Streichkonzert, trotz bisher guter Nachfrage, ist bei einigen Strecken absehbar.