Flug

Die unendliche Geschichte des Flughafens BER

Was viele geahnt haben, ist nun definitiv: Auch dieses Jahr wird es nichts mit der Eröffnung des neuen Flughafens Berlin. Ryanair plädiert indessen für die Erhaltung des Flughafens Tegel.

Dass es nichts wird mit den ersten Starts am neuen Hauptstadtflughafen Berlin Brandenburg in diesem Jahr, haben Beobachter der Baustelle schon lange geahnt. Monat für Monat verschleppten sich die «Meilensteine», wie Flughafen-Chef Karsten Mühlenfeld entscheidende Fortschritte zur Fertigstellung nennt. Nun ist es definitiv: Auch in diesem Jahr wird es nichts mit der Eröffnung.

Wieder funktioniert die Steuerung der 1200 Türen im Flughafen nicht, die bei Feuer sofort schliessen müssten, um eine ordnungsgemässe Entrauchung zu gewährleisten. Da ist er wieder, der mangelhafte Brandschutz, der schon 2012 die bereits auf Plakaten angekündigte Eröffnung platzen liess. Seitdem wurden in jahrelanger Kleinarbeit neue Kabel durch die Terminals gezogen – vergeblich. Und selbst die Sprinkler-Anlage läuft nicht.

Hier ist die Chronologie der unendlichen Geschichte des Hauptstadtflughafens Berlin Brandenburg – mit einem halben Dutzend Aufschüben für den Eröffnungstermin:

  • Januar 1992: Beginn der Planungen für den Flughafen.
  • September 2006: Erster Spatenstich. Der 30. Oktober 2011 wird als Eröffnungstermin festgelegt.
  • Juni 2010: Unter anderem wegen der Pleite einer Planungsfirma wird die Eröffnung auf den 3. Juni 2012 verschoben.
  • Mai 2012: Vier Wochen vor dem Termin wird wegen Problemen mit der Brandschutzanlage die Eröffnung abgesagt. Wenige Tage später wird der 17. März 2013 als neues Datum für die Inbetriebnahme genannt.
  • September 2012: Eine Analyse bringt zahlreiche Mängel über den Brandschutz hinaus ans Licht. Der Aufsichtsrat verschiebt die Eröffnung auf den 27. Oktober 2013.
  • Januar 2013: Auch der Termin 27. Oktober platzt, inzwischen gibt es eine lange Liste mit Baumängeln.
  • August 2015: Flughafenchef Karsten Mühlenfeld, der nach Hartmut Mehdorn mittlerweile die Flughafen Berlin Brandenburg GmbH führt, räumt ein, die Baufertigstellung werde nicht wie geplant bis zum März 2016 gelingen. Grund sei die Insolvenz des Gebäudetechnik-Ausrüsters Imtech Deutschland.
  • Dezember 2016: Aus dem Umfeld der Gesellschafter (Bund, Berlin, Brandenburg) sickert durch, dass der anvisierte Eröffnungstermin bis Ende 2017 nicht klappt, es werde nun das Frühjahr 2018 angepeilt.
  • 21. Januar 2017: Flughafenchef Mühlenfeld sagt eine Eröffnung für 2017 ab.

Ryanair macht sich für Tegel stark

Berlin und Brandenburg sind gemeinsam mit dem Bund Gesellschafter des BER und pumpen seit langem immer wieder neue Millionensummen in das Milliardenprojekt. Die Dauerbaustelle soll jeden Tag eine Milion Euro Steuergeld kosten. Und auch nach dem Abgang von Flughafenchef Hartmut Mehdorn und der Amtsübernahme durch Mühlenfeld ist nur der Ton verbindlicher geworden - der Durchbruch auf der Baustelle aber bleibt aus. Schon vor Jahren hatte der Brandenburger Landesrechnungshof gemahnt, die Länder mögen doch bitte endlich Fachleute in den Aufsichtsrat schicken, um das Treiben der Flughafengesellschaft in ordentliche Bahnen zu lenken.

Während die Politiker weiterhin über den Flughafen BER diskutieren, setzt sich Ryanair währenddessen dafür ein, dass der Flughafen Berlin Tegel auch nach der Eröffnung von BER bestehen bleibt. Denn eigentlich müsste Tegel dann schliessen, da ein paralleler Betrieb der beiden Flughäfen nicht möglich sei. Die Bürgerinitiative «Berlin braucht Tegel» kämpft schon länger für die Erhaltung des Flughafens Tegel. Der Flughafen BER könne maximal 27 Millionen Passagiere im Jahr abfertigen, jedoch seien alleine im Jahr 2014 28 Millionen Passagiere an den Flughäfen Berlins gezählt worden. Und jedes Jahr kommen rund zwei Millionen Reisende hinzu.

Die Initiative wird nun von Ryanair unterstützt - die Airline verweist auf allen Buchungsbestätigungen mit Abflugort Berlin auf die Unterschriftensammlung. Ryanairs Marketingchef Kenny Jacobs sagt, dass die Airline die Idee von mehreren funktionierenden Airports in Berlin unterstütze. Im Flugplan der Ryanair steht bis jetzt zwar nur Schönefeld, aber wenn die grossen Fluglinien erst einmal den Flughafen BER ansteuern, könnte sich der Billigflieger in aller Ruhe in Tegel breitmachen.

(AWP/TN)