Flug

Harte Landung der Lufthansa nach dem jüngsten Streik. Bild: LH

Kommentar Ein Image, wie einst die Alitalia

Gregor Waser

Die Pilotenstreiks bei der Lufthansa hinterlassen einen bleibenden Schaden.

Nach über einer Woche und total sechs Streiktagen fliegen die Kraniche wieder. Der Disput zwischen der Lufthansa und ihren Piloten und die 14. Streikwelle der letzten drei Jahre ist aber noch nicht vom Tisch, die aktuelle Lage lautet bloss: Die beiden Parteien sondieren den Wiedereinstieg in Verhandlungen. Eine nächste Arbeitsniederlegung ist gut möglich.

Was bleibt als Zwischenbilanz des jüngsten Streiks: 4450 Flüge wurden seit dem 23. November am Boden gehalten, 525'000 Passagiere blieben stehen. Eine halbe Million.

Der Kampf um Sozialstandards ist ja löblich und die Argumente von Gewerkschaftern verständlich: Das Lufthansa-Management habe sich jahrelang verweigert, zu verhandeln und das Personal sei bei der Strategiefestlegung nie eingebunden worden. Doch dieser jüngste Konflikt hinterlässt nur Verlierer.

Flieg ich heute nicht, flieg ich vielleicht morgen.

Die Airline-Szene hat sich in den letzten Jahren rasant gewandelt. Billig-Carrier und arabische Langstrecken-Flotten haben die europäischen Netzwerk-Carrier in die Zange genommen. Die Flugtarife sind in den Keller gerauscht. Dass vor diesem Hintergrund 22 Prozent mehr Lohn und Frühpensionierungen auf wenig Gehör stossen, hätten sich die Gewerkschafter und Piloten vorstellen können. Doch sie blieben und bleiben wohl stur – und dürfen das Resultat des andauernden Sägens am eigenen Ast bald schmerzlich erfahren.

Für Lufthansa selber ist der Schaden ebenfalls immens. Die täglichen Ausfälle von je 15 Millionen Euro wegen des mehrheitlichen Stillstands der Flotte an sechs Tagen ist dabei nur ein geringer Teil. Dass die halbe Million Passagiere und hunderte Reisebüros und Travel Management Companies es künftig satt haben, auf den Carrier zu setzen, dürfte sich in den Einnahmen erheblicher auswirken als der angefallen 75-Euro-Millionen-Schaden.

Denn die beste Trumpfkarte des deutschen Carriers, Qualität und Zuverlässigkeit, die es langwierig über Jahre hinweg aufzubauen galt, sticht nicht mehr. Das Image nähert sich jenem Aussenbild, das eine Alitalia in den 90er-Jahren hatte – flieg ich heute nicht, flieg ich vielleicht morgen.

Und was wohl die Lufthansa-Konkurrenz denkt? Schadenfreude ist zwar fehl am Platz, doch wie man im Gespräch mit einem arabischen Carrier erfährt, sind in den letzten Tagen die kurzfristigen Buchungen stark angestiegen – und die Yield-Manager konnten das Preisrädchen endlich wieder mal nach oben drehen. Vielleicht klopfen die streikenden Lufthansa-Piloten ja bald auf Jobsuche bei den konkurrierenden Airlines an – nur dürften die Konditionen dort nicht besser sein.