Flug

Beim Absturz starben viele Spieler und Betreuer der brasilianischen Fussball-Mannschaft Chapocoense. Bild: Youtube.

Absturz in Kolumbien: Ging dem Flugzeug der Treibstoff aus?

Vorläufige Untersuchungsberichte lassen auf dieses Szenario schliessen. Das würde auch erklären, warum das Flugzeug beim Aufprall nicht explodierte.

Die kolumbianische Luftfahrtbehörde geht aufgrund der vorläufiger Untersuchungen am Unglücksort davon aus, dass Flug LaMia 933 kein Treibstoff mehr hatte und deshalb kurz vor Erreichen des Flughafens Medellín abstürzte. Dabei verloren 71 Menschen ihr Leben, sechs Insassen überlebten das Unglück. Und dies aller Wahrscheinlichkeit nach nur, weil die Maschine am Boden nicht explodierte – was ebenfalls darauf hindeutet, dass zu diesem Zeitpunkt kein Kerosin mehr im Tank war.

Gemäss in den Medien veröffentlichten Aufnahmen aus dem Cockpit, meldete der Pilot um 21.49 Uhr Ortszeit: „Totalausfall der Elektronik, ohne Treibstoff.“ Nur Minuten später verschwindet das Flugzeug vom Radar. Zwei Flugbegleiter überlebten das Unglück leichtverletzt. Eine davon ist Ximena Suárez (27), die berichtete, dass das Licht im Flieger etwa 40 Sekunden vor dem Absturz ausgegangen sei. Ihr Kollege Erwin Tumiri bliebe nahezu unverletzt und gibt an, dass die meisten Spieler und Passagiere in Panik geraten und aufgestanden seien. Er und Suàrez hätten sich an die Sicherheitshinweise gehalten und die Embryonalstellung eingenommen.

Die Funksprüche werden immer verzweifelter

Das Charterflugzeug war mit der Mannschaft des Provinzclubs Chapecoense unterwegs zum Finalspiel um den Südamerika-Cup. Die Fussballer stiegen in den letzten Jahren von der vierten Liga zur Elite auf. Eigentlich wollten sie einen Direktflug von Brasilien aus, aber dies wurde von der dortigen Luftfahrtbehörde nicht genehmigt. Der Unglücksflieger war vom Typ Avro RJ85 und startete im bolivianischen Santa Cruz.

Die Probleme dürften sich allerdings erst kurz vor der Landung eingestellt haben. Im Funkverkehr erhielt zuerst ein anderes Flugzeug vom Tower die bevorzugte Landeerlaubnis. Der Charter musste in die Warteschleife. Kurz daraufhin meldet der Pilot, dass ein Treibstoffproblem angezeigt werde – sie würden die sofortige Landegenehmigung brauchen. Dann werden die Funksprüche des Piloten immer verzweifelter – das Flugzeug verliert an Höhe und schafft es mit 2800 Meter statt den vorgeschriebenen 3000 Meter Höhe nur knapp über den Berg „El Gordo“.

Drei Spieler überlebten schwerverletzt

Es folgt der Notruf „Totalausfall der Elektronik, ohne Treibstoff“ – daraufhin gibt die Flugverkehrsleiterin im Tower grünes Licht zum Landen und sagt, dass die Feuerwehr alarmiert sei. Der Pilot fordert verzweifelt eine manuelle Navigation zur Landepiste durch den Tower – das Flugzeug scheint völlig ausser Kontrolle zu sein. Das Flugzeug ist da nur noch 13,2 Kilometer von der Piste entfernt. Die Frau im Tower versucht zu navigieren – bis sie auf ihre Frage „welche Position LaMia 933?“ keine Antwort mehr vom Piloten erhält.

Das in drei Teile zerbrochene Flugzeugwrack finden die Rettungskräfte später am Berg „El Gordo“. Die Mannschaft von Chapocoense ist praktisch ausgelöscht. Unter den Überleben sind neben den beiden Flight Attendants und einem Journalisten auch drei Spieler – allerdings dürften sie für immer gezeichnet sein. Ersatzgoalie Jackson Follmann hat sein rechtes Bein verloren – ihm droht auch noch die Amputation des linken Beins. Sein Teamkollege Neto hat mit Brüchen und einem scheren Schädelhirntrauma zu kämpfen und der Abwehrspieler Alan Ruschel könnte querschnittgelähmt sein.

Trotz der tragischen Ereignissen möchte der Chef des brasilianischen Fussballverbands, dass Chapocoense trotztem zum letzten Spieltag antritt. Dieser wurde auf den 11. Dezember verlegt – auf dem Platz sollen Ersatz- und Jungspieler stehen.

(TN)