Flug

Peter Koch: «Bei der C Series steht der Pilot im Zentrum der Entscheidung. Der Computer ist als Schutz um ihn herum gebaut.» Bild: TN

Sponsored «Aviatik findet draussen statt – nicht virtuell»

Peter Koch, Flottenchef der Bombardier C Series und selber langjähriger Kapitän, hat die ersten Flüge mit dem brandneuen Flugzeugtyp hinter sich. Im Interview äussert er sich zum Fluggefühl und über die Hintergründe der Entwicklung.

Herr Koch, welches sind die wichtigsten Neuerungen und Features des neuen Flugzeugtyps, der Bombardier C Series?

Peter Koch: Deutlich ist die Verbesserung im Bereich Nachhaltigkeit, wir verzeichnen bis zu 20 Prozent weniger CO2- und 50 Prozent weniger Stickstoff-Ausstoss. Für das menschliche Hörvermögen hat sich der Lärm halbiert. Auf der Kurzstrecke bieten wir nun einen Langstreckenkomfort: breite Gänge, komplett neu entwickelte Sitze, 30 bis 50 Prozent grössere Fenster und mit den speziellen Headtracks können wir ausreichend Stauraum bieten. Wenn die Gepäckablage geschlossen ist, ergibt sich in der Kabine ein sehr schönes Raumgefühl.

Welche Überlegungen standen hinter der Entwicklung der Bildschirme?

Wir wollen einerseits dem Passagier zeigen, wo wir sind, eine Art Airshow bieten und das Safety-Video darauf zeigen können, ebenso die Anschlussflüge und Gates. Aber es soll kein Ersatz sein für ein Inflight-Entertainment-System. Unsere Flüge in Europa dauern im Durchschnitt eine Stunde.

Was ist im Cockpit alles neu?

Das Cockpit konnte Bombardier auf einem weissen Blatt neu designen und unsere Ideen und Wünsche wurden offen aufgenommen. In die Entwicklung involviert war ein Designpilot, der 30 Jahre in der Instruktion tätig war. Fehler und Fehlmanipulationen, die er aufgrund schlechter Ergonomie in dieser Zeit gesehen hatte, wollte er verhindern. Wir haben jetzt fünf grosse Bildschirme, die wir variabel einsetzen können sowie eine voll elektronische Checkliste, die mit dem System arbeitet. Die Philosophie lautet: Heads up. Sämtliche Flugweganzeigen sind auf einem Head-up-Display dargestellt, mit dem Ziel, dass der Pilot rausschauen kann. Aviatik findet immer noch draussen statt – nicht virtuell.

«Dank dem Side-Stick spürt man genau, was im Flugzeug läuft, wie die Energie im Flugzeug ist»

Wie erleben Sie den Flug mit der C Series als Pilot selber?

Die Aerodynamik ist sehr gutmütig. Es ist ein komplett überarbeitetes Fly-by-wire-System. Dank dem Side-Stick spürt man genau, was im Flugzeug läuft, wie die Energie im Flugzeug ist – und man kann gleichzeitig rausschauen. Die Bombardier-Philosophie lautet: der Pilot soll im Zentrum der Entscheidung sein. Der Computer ist als Schutz um ihn herum gebaut. Als Pilot spürt man dank der intuitiven, direkten Steuerung das Flugzeug sehr gut, kann bestimmen, was passiert. Der Arbeitsplatz ist aufgeräumt, hell und man hat einen guten Blick nach draussen. Für das Rollen am Boden bestehen gute Karten der Flughäfen, die genau zeigen, wo man hin muss.

Wie umfangreich oder machbar ist die Piloten-Umschulung auf die C Series?

Der einzige Schritt ist der Wechsel der Philosophie. Wir operieren genau, wie der Hersteller es beschreibt. Wir haben Leute, die vor 25 Jahren die letzte Umschulung mitgemacht haben, ob Avro, Airbus oder Embraer, und sie konnten sich problemlos auf den neuen Flugzeuttyp einstellen.

Was gibt den Ausschlag bei den geringeren Produktionskosten?

Wir benötigen 20 Prozent weniger Treibstoff im Vergleich zu modernen Flugzeugtypen. Zudem fallen geringere Wartungkosten an. Dank dem eingebauten Überwachungssystem von 34 Hauptsystemen kennen wir den technischen Zustand zu jeder Minute genau. Zudem müssen wir nicht alle zwei Jahre in eine Generalüberholung, sondern nur alle acht Jahre. Der grosse Wartungsintervall erhöht die Produktion deutlich.

Wo liegen die Unterschiede vom CS100 zum CS300?

Die CS300 ist rund vier Meter länger und bietet 20 Sitze mehr. Sie wird im Vergleich zur CS100 aber nicht einfach in die Länge gezogen, sondern vor dem Flügel und hinter dem Flügel verlängert, sonst bleibt alles gleich. Von der Balance her ist das kein Problem. 95 Prozent der Systeme sind identisch. Einzig bei den Bremsen ist die CS300 stärker ausgerüstet, zudem verfügt sie über eine zusätzliche Toilette und ein zusätzliches Galley, weil längere Flüge absolviert werden und mehr Catering benötigt wird.