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Die Lufthansa-Piloten sind mit der neuen Lohnofferte ihres Arbeitgebers nicht einverstanden. Bild: LH

Pilotenstreik: So viele Lufthansa-Flüge fallen am Freitag aus

Nach dem Bodenpersonal streiken jetzt die Piloten bei der Lufthansa. Die Lufthansa reagiert mit Unverständnis – und muss nun für Freitag eine massive Flugstreichung bekanntgeben.

Im Laufe des Donnerstagmorgens hat sich nun abgezeichnet, wie viele Flüge am Freitag wegen des angekündigten Pilotenstreiks ausfallen. Lufthansa muss an den Drehkreuzen in Frankfurt und München für Freitag total 800 Flüge streichen, vereinzelt werden auch Flüge bereits am heutigen Donnerstag gestrichen.

Gemäss der Website des Flughafens Zürich werden am Freitag vier Flüge von Zürich nach Frankfurt nicht erfolgen: Jene von 7.00, 14.40, 18.05 und 20.10 Uhr. Nicht durchgeführt werden zudem die Flüge aus Frankfurt mit Ankunftszeit um 13.55, 17.20, 19.15 und 21.50 Uhr in Zürich.

Betroffen in Deutschland sind voraussichtlich 130'000 Fluggäste. Mit Blick auf das kommende Wochenende, das Ferienende in Hessen, Rheinland-Pfalz und im Saarland arbeitet Lufthansa mit Hochdruck daran, den Flugbetrieb wieder so schnell wie möglich zu normalisieren. Dennoch können die Auswirkungen des Streiks auch am Samstag und Sonntag noch zu einzelnen Flugausfällen oder Verspätungen führen, teilt die Airline mit.

5,5 Prozent mehr Lohn gefordert

In der Nacht auf Donnerstag wurde bekannt, dass die Lufthansa-Piloten am Freitag streiken. Die Tarif-Verhandlungen seien erneut gescheitert, erklärte die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit in der Nacht auf Donnerstag. Cockpit-Sprecher Matthias Baier erklärte, die Lufthansa habe einen Verhandlungstermin diese Woche zwar wahrgenommenen, «aber nicht genutzt, um sich mit einem verbesserten Angebot auf die Forderungen der Gewerkschaft zuzubewegen». Baier fügte hinzu: «Daher bleibt uns nur, mit einem Arbeitskampf unseren Forderungen Nachdruck zu verleihen.» Die VC verlangt für die rund 5000 Kapitäne und Ersten Offiziere Gehaltssteigerungen von 5,5 Prozent im laufenden Jahr und einen automatisierten Inflationsausgleich ab dem kommenden Jahr.

Im Hintergrund schwelt zudem ein Konflikt über die künftige Konzernstrategie. Die VC hatte sich in der Vergangenheit die exakte Zahl von 325 Flugzeugen garantieren lassen, die ausschliesslich von den rund 5000 Kapitänen und Ersten Offizieren geflogen werden durften, die dem Konzerntarifvertrag unterlagen. Die Lufthansa hatte unter dem Eindruck der Corona-Krise die entsprechende Vereinbarung aufgekündigt und begonnen, unter dem Kranich-Logo einen neuen Flugbetrieb (AOC) mit niedrigeren Tarifbedingungen aufzubauen. Die neue Airline mit der internen Bezeichnung «Cityline 2» soll im Europa-Verkehr zahlreiche Flüge der bisherigen Kerngesellschaft übernehmen.

Konsternation und Unverständnis ist bei der Lufthansa auszumachen.  Michael Niggemann, Personalvorstand und Arbeitsdirektor der Deutschen Lufthansa AG, sagt: «Uns fehlt jedes Verständnis für den Streikaufruf der VC. Die Arbeitgeberseite hat ein sehr gutes und sozial ausgewogenes Angebot gemacht – trotz der nachwirkenden Lasten der Corona Krise und unsicheren Aussichten für die Weltwirtschaft. Diese Eskalation geht zu Lasten vieler Tausend Kundinnen und Kunden.»

Konkret habe der Konzern ein Angebot mit 18-monatiger Laufzeit vorgelegt, bei dem Pilotinnen und Piloten der Lufthansa und Lufthansa Cargo in zwei Stufen insgesamt 900 Euro mehr Grundvergütung pro Monat bekommen. «Davon profitieren vor allem die Einstiegsgehälter. Ein Berufseinsteiger als Copilot bzw. Copilotin erhält so mehr als 18 Prozent zusätzliche Grundvergütung über die Laufzeit, ein Kapitän beziehungsweise Kapitänin in der Endstufe fünf Prozent», sagt Niggemann. Mit dem Abschluss für den Boden habe der Konzern gezeigt, dass er zu signifikanten Lohnzugeständnissen bereit ist.

(TN)