Flug

Manche Airlines haben aus dem Chaos-Sommer 2022 Lehren gezogen und planen für den Winter nun vorsichtiger. Bild: AdobeStock

Vernünftigere Flugplanung im kommenden Winter?

British Airways nimmt schon jetzt 10'000 Flüge im Winter aus dem Programm, andere Airlines folgen wohl dem Beispiel. Es geht darum, im Winterhalbjahr einen funktionierenden Flugplan bieten zu können.

Der Flugsommer wird vielen wegen der oftmals chaotischen Zustände im Fluggeschäft in Erinnerung bleiben. Ein grundsätzliches Problem war, dass die Fluggesellschaften wohl viele Flüge anboten und verkauften, für welche letztlich zu wenig Personal zur Verfügung stand - wobei die Planung angesichts der Kurzfristigkeit im Buchungsverhalten vieler Passagiere extrem schwierig war (Travelnews äusserte sich letzte Woche dazu). Die grosse Frage ist nun: Wie wird das im Winter aussehen?

Zu reden gibt ein Vorgehen von British Airways: Die Fluggesellschaft hat soeben angekündigt, dass sie zwischen Oktober 2022 und März 2023 rund 10'000 Kurzstreckenflüge von und zum Flughafen London-Heathrow streichen wird. Die meisten Streichungen werden auf Strecken erfolgen, auf denen täglich andere Flüge zu denselben Zielen angeboten werden, hiess es in einer Erklärung. Ein paar wenige Lanstreckenflüge sollen auch betroffen sein. Insgesamt wird British Airways die Winterkapazität damit aber nur um 8 Prozent herunterfahren.

British Airways erklärt, dass mit diesem Schritt Störungen während des Winters minimiert werden. Bereits zuvor war bekanntgegeben worden, dass der Flughafen Heathrow die Beschränkung der Flüge bis Ende Oktober 2022 ausdehnen wird - primär aufgrund von Personalknappheit. Den von den Änderungen betroffenen Fluggästen werde ein alternativer Flug mit BA oder einer anderen Fluggesellschaft, oder aber eine Rückerstattung angeboten. British erklärt, dass aufgrund der mehrere Monate im Voraus erfolgten Information die Auswirkungen für Passagiere minim bleiben. Zudem sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass kurzfristige Annullierungen erfolgen müssen.

Das Wichtigste ist ein stabiles Flugnetz

Gerade Letzteres sorgte auch in der Schweiz und anderswo in diesem Sommer immer wieder für rote Köpfe, sowohl bei Passagieren als auch bei Reisebüros. Sie hoffen, dass im Winter «vernünftiger» geplant wird, sprich, dass es zu weniger Annullierungen kommt und das Flugprogramm wie angekündigt durchgezogen wird. Gegenüber SRF erklärte Swiss-CEO Dieter Vranckx am vergangenen Sonntag, ein stabiles Flugnetz das Wichtigste: «Natürlich ist jeder Flug, den man absagen muss, einer zu viel.»

Wird also der Flugplan auf den Winter hin etwas ausgedünnt? Es sieht zumindest so aus: Laut dem Flugdaten-Dienst OAG werden noch bis Ende September über 100 Millionen Flugsitze pro Woche angeboten, also Werte, die man von vor der Pandemie kennt. Doch die Planung für die Zeit danach, also für den Winterflugplan, ist noch weitgehend unklar. «Die Besorgnis über das letzte Quartal des Jahres scheint zu wachsen», analysiert OAG und hält fest, dass die Netzwerkplaner einen schmalen Grat zwischen Zuversicht und Realismus begehen müssen. Die Nachfrage erfolge immer noch kurzfristig, und nun sei man offensichtlich vorsichtiger, was die Wintersaison angeht.

Doch im November kommt es immer zu einem spürbaren Kapazitätsabbau, da die Fluggesellschaften üblicherweise die Gelegenheit nutzen, um Wartungsarbeiten an ihren Flugzeugen nachzuholen, oder den Besatzungen endlich etwas längere Pausen zu gönnen. In diesem Jahr beträgt der aktuelle Kapazitätsabbau zwischen Oktober und November laut OAG rund 16 Prozent. Das kann sich aber natürlich noch ändern - in beide Richtungen.

In diesem Zusammenhang noch ein Stichwort zu den Annullierungen: In fast allen Ländern ist die Rate der Flugannullierungen zuletzt gesunken und liegt aktuell bei weniger als einem Prozent aller Flüge. Nur in der der Schweiz, in Grossbritannien und in Indonesien gab es in der vergangenen Woche höhere Annullierungsraten. Vielleicht sollte man also auch hierzulande nochmals einen Schuss Vorsicht in die Flugplanung einbringen.

(JCR/AWP)