Flug

Die Swiss-Piloten sitzen weiterhin ohne Gesamtarbeitsvertrag im Cockpit. Bild: TN

So nicht, sagen die Swiss-Piloten zum GAV2022

Vier von fünf Swiss-Piloten lehnen den neuen Gesamtarbeitsvertrag ab. Sie haben sich von der Swiss deutliche Nachbesserungen erhofft. Vergeblich. Kommt es jetzt zum Streik?

Die Mitglieder des Pilotenverbands Aeropers haben den von Swiss und dem Aeropers-Vorstand vereinbarten Gesamtarbeitsvertrag (GAV2022) mit 80,5 Prozent der abgegebenen Stimmen abgelehnt. Was heisst das nun für den Flugbetrieb im Sommer und Herbst? Ob es zu einem Streik kommt, scheint offen. Aeropers zeigt sich aber zu weiteren Verhandlungen bereit. Seit April 2022 steht das Cockpit-Personal ohne GAV da.

Gemäss Aeropers habe die Swiss-Geschäftsleitung im Februar mit der Ablehnung einer Absichtserklärung die nahtlose Fortsetzung des GAV nach dem 1. April verhindert. Trotzdem sei Aeropers an den Verhandlungstisch zurückgekehrt. Die Pilotinnen und Piloten seien zuverlässig weiter geflogen.

Mit der Begründung mangelnder Krisenfestigkeit hatte die Swiss den GAV 2018 gekündigt. Wie Aeropers schreibt, ist die Airline aber genau mit diesem Vertrag erfolgreich durch die Krise gekommen. Zudem hätten Gewerkschaft und Geschäftsleitung in der Covid-19-Pandemie gemeinsam zahlreiche Lösungen gefunden.

Der von 80,5 Prozent der Aeropers-Mitglieder abgelehnte GAV hätte gemäss der Gewerkschaft dem Cockpit-Personal die Gewinnbeteiligung in guten Jahren gekürzt und noch schnelleres Wachstum auf Kosten des Personals ermöglicht. Das habe sehr wenig mit Krisenbewältigung zu tun. Die Geschäftsleitung habe die rasche Verbesserung der letzten Monate unberücksichtigt gelassen.

Der GAV 2022 hätte die Arbeitsbedingungen nachhaltig verschlechtert. Da Pilotinnen und Piloten ihren Arbeitgeber nur mit Verlusten wechseln könnten, seien sie stark von ihm abhängig, macht die Gewerkschaft geltend. Das habe die Swiss ausnützen wollen. Aeropers will nun eine Umfrage unter den Mitgliedern durchführen.

Swiss bedauert Ablehnung

Die Swiss bedauert in einer Mitteilung die Ablehnung nach mehrmonatigen intensiven Verhandlungen. Die Airline erwartet von dem Nein keine Auswirkungen auf den Flugbetrieb. «Der fertig ausgehandelte GAV2022 hat einen Kompromiss dargestellt, welcher aus unserer Sicht die Interessen von Swiss und Aeropers ausgewogen berücksichtigte. Mit einer Annahme hätte der neue GAV für die kommenden vier Jahre vertragliche Stabilität in einem sehr volatilen Airlineumfeld geboten» erklärt Oliver Buchhofer, Head of Operations und Mitglied der erweiterten Geschäftsleitung von Swiss.

Die Airline sei auf vertrauenswürdige Partner angewiesen, teilt sie weiter mit. Es sei ein Novum, dass der Vorstand des Pilotenverbands den gemeinsam erarbeiteten und unterschriebenen GAV ihren Mitgliedern nicht zur Annahme empfohlen habe. Die Airline werde die zukünftige Zusammenarbeit mit dem »aktuellen Aeropers-Vorstand» genauer anschauen. Die Tür für einen GAV bleibe offen.

Auswirkungen auf die Stabilität des Flugbetriebes sind gemäss Swiss durch die Ablehnung des GAV nicht zu erwarten.

(TN)