Flug

Flugstreichungs-Ärger für 20'000 Swiss-Kunden

Kurz vor den Sommerferien werden diverse Frequenzen reduziert und gar Destinationen komplett gestrichen. Schuld sei der Personalmangel.

Der «Blick» schrieb am gestrigen 7. Juni, dass die Swiss zum Sommer hin diverse Flüge streichen würde. Travelnews hat nachgefragt und von Swiss-Sprecherin Meike Fuhlrott folgende konkreten Antworten erhalten:

Welche Flüge werden konkret gestrichen?

Ab Zürich hat Swiss auf der Langstrecke eine wöchentliche Verbindung nach San Francisco gestrichen. Zudem hat Swiss verschiedene Frequenzreduktionen auf einzelnen Kurzstrecken wie etwa Danzig, Dresden oder Warschau vorgenommen. Einzig Nürnberg wurde temporär zwischen Juli und Oktober aus dem Programm genommen. Vom 4. Juli bis zum 4. September werden die Flüge nach Wien zudem von der Schwestergesellschaft Austrian Airlines durchgeführt.

In Genf ist das Flugangebot um fünf wöchentliche Flüge nach London reduziert worden.

Was sind die Gründe für die Flugstreichungen?

Die zusätzlichen Anpassungen sind infolge anhaltender Ressourcenengpässe in der gesamten Airline-Industrie nötig geworden. Dazu gehören Engpässe bei der Flugsicherung in Europa, Engpässe bei Boden- und Flughafendienstleistern weltweit sowie auch bei SWISS.

Wie werden betroffene Passagiere informiert und welche Alternativen haben diese?

Von den Flugplananpassungen sind lediglich zwei Prozent der Passagiere betroffen, die im Juli und August einen Flug mit Swiss gebucht haben. Mehr als die Hälfte davon sind Passagiere von und nach Wien, die von der Schwestergesellschaft Austrian Airlines übernommen werden. Für alle anderen rund 10'000 betroffenen Fluggäste werden individuelle Lösungen gesucht, z.B. Umbuchung auf Flüge innerhalb der Lufthansa Group oder auf Flüge anderer Star Alliance Carrier.

Zum Prozedere: Die betroffenen Fluggäste erhalten eine Notifikation per Mail. Darin enthalten sind auch Reisealternativen, die sie annehmen oder ablehnen können. Eine weitere Option ist der Antrag um Erstattung des Ticketpreises.

Hat Swiss die rasche Zunahme der Nachfrage in diesem Jahr allenfalls unterschätzt?

Die gesamte Luftfahrt-Branche steht aktuell vor grossen Herausforderungen, die mit den weitreichenden Folgen der Coronapandemie zu tun haben, d.h. damit, dass der Flugverkehr über so viele Monate so stark heruntergefahren war. Aktuell hat die Luftfahrt Mühe, mit dem raschen Anstieg der Nachfrage Schritt zu halten, da in der gesamten Branche Ressourcenengpässe zu beobachten sind. Das gilt für die Flugsicherung in Europa, Boden- und Flughafendienstleister weltweit sowie auch für Swiss. Aus diesem Grund haben wir verschiedene Anpassungen an unserem Flugprogramm vorgenommen.


Unter dem Strich heisst dies, dass zwar nur zwei Prozent der Passagiere aber doch rund 20'000 Personen von Flugänderungen betroffen sind. Und es ist ja nicht das erste Mal, dass es zu Flugstreichungen kommt - dies war auch bereits im April der Fall, aus denselben Gründen (Travelnews berichtete). Der Schweizerische Konsumentenschutz hat sich bereits schriftlich geäussert, und zwar wie folgt: «Dies ist eine Folge eines Management-Fehlentscheids der Vergangenheit: Es wurde zuviel Personal entlassen. Tausende Passagiere werden nun ihre Ferien umplanen und um Entschädigungen und Alternativlösungen kämpfen müssen. Aus Sicht des Konsumentenschutzes ist dies inakzeptabel.»

Rechtlich sind derweil keine Fragen offen, da ja auch die Swiss den europäischen Fluggastrechten unterliegt. Bei einer Annullierung mindestens 14 Tage im Voraus können die Betroffenen wählen, wie von Fuhlrott oben erläutert: Entweder gibt es die Erstattung des Ticketpreises oder man bucht einen Ersatzflug – wenn dieser teurer als der ursprüngliche Ticketpreis ausfällt, muss die Swiss diese Kosten übernehmen.

(JCR)