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Bei Lufthansa und Swiss rechnet man mit höheren Ticketpreisen. Bild: swiss

Carsten Spohr und Dieter Vranckx rechnen mit höheren Ticketpreisen

Der gestiegene Kerosinpreis beeinflusst die Preise für Flugtickets. Während die Nachfrage nach Privatreisen weiter steigt, dürften zukünftig Geschäftsreisen deutlich zurückgehen. Gleichzeitig kämpft die Branche mit Personalmangel und erschöpften Mitarbeitenden.

Aufgrund des Ukraine-Krieges dürften die Ticketpreise der Fluggesellschaften steigen. Der Kerosinpreis ist stark angestiegen. Dieter Vranckx, CEO von Swiss, sagte im Interview mit der «NZZ am Sonntag», der Preis sei 50 Prozent höher als vor Kriegsbeginn. Und Treibstoff mache bis zu 30 Prozent der Kosten aus. Da der russische Luftraum gesperrt ist, könnten Reisen nach Asien zudem bis zu fünf Stunden länger dauern, was zusätzlich zu höheren Kosten führt, so Vranckx. Er rechnet bis zum Hochsommer 2022 dennoch mit einem Flugbetrieb von 70 bis 80 Prozent des Niveaus aus dem Vorpandemiejahr 2019.

Diesen Aufholeffekt sieht auch Lufthansa Chef Carsten Spohr. Im Interview mit der «Aargauer Zeitung» sagt er, dass bei manchen Destinationen die Buchungen über dem Niveau von 2019 liegen. Er rechnet bei Privatreisen bis 2023 mit einer vollständigen Erholung. Dafür vermutet er, dass es künftig weniger Geschäftsreisen geben wird, da sich Videokonferenzen in den Unternehmen etabliert haben. Auch Spohr sagt im Interview: Fliegen wird teurer.

Überlastetes Personal durch die Coronakrise

Gegenüber der Aargauer Zeitung äussert er sich ausserdem besorgt über weitere Flugannullationen im Frühling und Sommer aufgrund des grossen Personalmangels an den Flughäfen und bei den Dienstleistern. Schon jetzt muss die Lufthansa aus diesem Grund zahlreiche Flüge annullieren. In der Branche hätten viele Flughäfen und Luftfahrtdienstleister falsch kalkuliert. Während der Krise sei Mitarbeitenden gekündigt worden, die jetzt aufwendig ersetzt werden müssen. Aufgrund von nötigen behördlichen Zulassungen für Mitarbeitende in sicherheitskritischen Bereichen seien die Neueinstellungen nicht so schnell umsetzbar.

Auch die Swiss habe sich aufgrund von hohen Verlusten versucht, bestmöglich an die Pandemie anzupassen, um zu überleben. Insbesondere die Kabinenbesatzungen mussten grosse Zugeständnisse leisten und Zusatzbelastung ertragen. Dazu gehörten Maskentragen bei körperlicher Arbeit, der Umgang mit regelwidrig handelnden Passagieren und Quarantäneaufenthalte in ausländischen Hotels mit teils unzumutbaren Zuständen. Laut Spohr arbeite man daran, die Zufriedenheit der Mitarbeitenden wieder zu erhöhen.

Auf eine gefährlichere Corona-Variante und eine zukünftige Pandemie sieht Spohr die Luftfahrtbranche heute gut vorbereitet. Sie hätte seit Pandemiebeginn Flexibilität und Resilienz bewiesen.

Trend bei First- und Business-Class-Buchungen

Das Bedürfnis nach mehr Platz und Privatsphäre sei durch die Corona-Pandemie weiter gestiegen. Die Swiss baut gerade ihre neue Premium-Economy-Klasse ein. Bei ihr gibt es aktuell einen starken Trend bei First- und Business-Class-Buchungen von Privatkunden. Besonders in Zürich habe es schon immer einen hohen Anteil solcher Buchungen gegeben. Daher sei die Swiss auch die einzige Airline der Lufthansa-Gruppe mit einer First Class in allen Langstreckenflugzeugen.

(ISR)