Flug

Die Reisenden kehren endlich zurück. Doch nun zeigen sich vielerorts bei Airlines, Flughäfen und Reisebüros akute Personalengpässe. Bild: Adobe Stock

Personalengpässe bei Airlines und Reisebüros

Die Schweizer Airlines kämpfen mit Personalproblemen. Ob die bis zur Hochsaison gelöst sind? Auch bei Reisebüros bleibt die Personalsituation angespannt.

Die Folgen der zweijährigen Pandemie sind in der ganzen Tourismusindustrie spürbar. Hotels beklagen sich über den Mangel an Fachkräften, Reisebüros arbeiten in Unterbesetzung und Airlines versuchen verzweifelt, wieder auf einen Soll-Bestand zu gelangen.

In den letzten 25 Monaten kam es zu vielen Kündigungen, alleine bei der Swiss verloren letzten Sommer 334 Kabinen-Mitarbeitende ihren Job. Im Dezember 2021 konnten zudem gegen 200 Flugbegleiterinnen und -begleiter nicht eingesetzt werden, weil sie (noch) nicht geimpft waren. Dazu gesellten sich freiwillige Abgänge und frühzeitige Pensionierungen. Darauf hin reagierte die Swiss Ende Dezember und bot entlassenen Angestellten die Rückkehr an.

Doch von Normalbestand kann noch nicht die Rede sein. Wie «20 Minuten» heute schreibt, müssen Flight Attendants wegen Personalmangel aktuell mehr arbeiten und sie seien am Anschlag. Als Alternative hat die Swiss bekanntlich Helvetic Airways in der Hinterhand, um bei Engpässen Flüge abgeben zu können. Doch die Zustände bei Helvetic seien sogar noch schlimmer als bei Swiss, berichtet die Zeitung.

Dem sei nicht so, entgegnet Helvetic-Sprecher Simon Benz: «Helvetic Airways verfügt für alle derzeit im Einsatz stehenden Flugzeuge über genügend fliegendes Personal, weder im Cockpit noch in der Kabine gibt es momentan einen Unterbestand».  Die Einsatzplanung des fliegenden Personals sei strengstens reguliert. Die Einhaltung der Richtlinien der EASA (Europäische Agentur für Flugsicherheit) werde von den Behörden kontrolliert – auch in der Schweiz. Bislang habe es bei den Audits noch nie eine Beanstandung gegeben.

Wirklich entspannt ist die Situation bei Helvetic wohl aber nicht. Vor drei Wochen lancierte die Airline eine eher ungewöhnliche Aktion. Bei der Personalsuche werden nun nämlich auch Skilehrerinnen und Skilehrer angepeilt, die in der Sommersaison ohne Arbeit dastehen. Helvetic Airways bietet mit dem «Ski & Fly»-Programm ein Arbeitsmodell an, das Saisonangestellten die Möglichkeit eröffnet, die Sommermonate über Vollzeit als Flugbegleiterin bzw. Flugbegleiter zu arbeiten. «Einige Skischulen und Skilehrerinnen und Skilehrer haben bereits Interesse bekundet und der Rekrutierungsprozess wurde entsprechend eingeleitet. Generell sind wir mit dem Rekrutieren der Cabin Attendants auf Kurs und haben weitere Ausbildungskurse für April, Mai und Juni geplant», sagt der Helvetic-Sprecher.

Wer soll das alles bewältigen?

Nachdem die Reise- und Tourismusbranche zwei äusserst schwierige Jahre hinter sich hat, zeigt sich nun eine ganz neue Situation. Jetzt stehen die Zeichen trotz Ukraine-Krieg nämlich wieder auf Erholung, die aufgestaute Reiselust sorgt derzeit für zu vielen Buchungen. Endlich. Doch wer soll das alles bewältigen, lautet die Frage nicht nur bei Airlines.

Was es heisst, wenn es zum Beispiel bei Flughäfen Personalengpässe gibt, zeigte sich am Wochenende in England. Am Manchester Airport brach nämlich das pure Chaos aus, wie «BBC» berichtet. Check-In-Schalter blieben wegen fehlenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unbesetzt, viele Passagiere konnten nicht abgefertigt werden und verpassten so ihre Flüge.

Zu beneiden sind die Human Resources Abteilungen der Reiseindustrie derzeit nicht. Erst mussten sie aus Pandemiegründen kolossale Einsparungen und Jobkürzungen durchführen, um nun über Nacht wieder einen Vollbetrieb zu gewährleisten. Nur eines scheint derzeit gewiss: die Personalengpässe werden die Reisebranche noch länger beschäftigen.

Es gehen nur wenige Bewerbungen ein

Bei der auf Tourismusjobs spezialisierten Personalberatung Travel Job Market sind derzeit so viele Stellen frei wie noch nie. «Aktuell könnten wir 95 Reisebüro-Jobs besetzen», sagt Christina Renevey, die Geschäftsführerin von Travel Job Market, «doch es gehen nur wenige Bewerbungen ein».

Wieso dem so sei, erklärt sie damit: «In den letzten zwei Jahren wurden rund 1700 Jobs in der Reisebranche gestrichen. Viele dieser Angestellten fanden nun neue Jobs, etwa bei städtischen und kantonalen Einrichtungen». Der Schritt zurück käme für viele derzeit nicht in Frage, «zu tief sitzt noch der Schock der Kündigung im Nacken. Zudem ist und war die Zeit der vielen Flug- Umbuchungen und Annullationen sehr unbefriedigend und nun mit dem Ukraine-Krieg ist erneut für Verunsicherung gesorgt». Entspannung zeichne sich noch nicht ab. «Dabei können sich Reisebüros in diesen Tagen über fehlende Arbeit nicht beklagen, viele Buchungen treffen ein. Diese Arbeit muss nun wiederum von reduzierten Teams bewältigt werden, was die Attraktivität von Reisebürojobs auch nicht gerade steigert», sagt Christina Renevey, «ein Teufelskreis.»

(GWA)