Diese Edelweiss-Fernziele wünschen sich die Reiseveranstalter

Ab Zürich waren die Bangkok-Flüge in den letzten Tagen überaus gut gebucht. Trotz Ukraine-Krieg ist die Lust auf Ferien in den Tropen gross. Kein Wunder, in den letzten beiden Jahren hiess es allzu oft Balkonien, Badeanstalt oder Toggenburg. Mit den fallenden Reisehürden und den sich öffnenden Ferienzielen sind die Buchungen zurück. «Die Nachfrage ist aktuell sehr gross», bestätigt Stephan Roemer, Chef vom Asienspezialisten Tourasia. Und das Online-Portal Ebookers meldet: Dubai und New York City stehen im April hoch im Kurs.

Wohin die nächste Fernreise geht, hat nicht zuletzt mit dem Streckenangebot von Edelweiss zu tun. Der Feriencarrier stand in den letzten Monaten in der Reisebranche zwar oft in der Kritik wegen kurzfristigen Änderungen der Flugtage und der Zusammenlegung von Nonstopflügen auf Dreiecksflüge. Doch die Nachfrage bei Reisenden nach Edelweiss-Ferndestinationen ist sehr gross.

Aktuell fliegt Edelweiss deutlich weniger Ferndestinationen an als vor der Pandemie. Doch die EDW-Planungscrew brütet derzeit über der Weltkarte. Die Nachfrage ist zurück. Und spätestens auf den Winterflugplan hin muss das attraktive Langstrecken-Netz wieder stehen, bis dann wohl auch wieder mit sechs statt aktuell vier Langstreckenmaschinen.

In einem Interview mit der «Sonntagszeitung» hat Edelweiss-CEO Bernd Bauer bereits Einblicke in die aktuellen Überlegungen gegeben: «Wir prüfen weitere Optionen in Nordamerika und möchten unsere Flüge nach Argentinien und Brasilien wieder aufleben lassen. Kolumbien und Peru, die Philippinen und Bali wären für uns interessante Ferienziele. Im Fall der indonesischen Ferieninsel ist die Reichweite unserer Langstreckenmaschinen aber zu kurz, das würde nicht ohne Zwischenstopp funktionieren.»

Ein Direktflug nach Peru? Tönt reizvoll in den Ohren von Reisespezialisten und Fernreisenden. Schliesslich gabs diesen Flug ja vor zwei Jahren bereits, damals aber als Repatriierungsflug für gestrandete Schweizerinnen und Schweizer. Was meinen die Reiseveranstalter zu den Überlegungen von Edelweiss?

Virginie Pacassi, Südamerika-Spezialistin bei Dorado Latin Tours, sagt: «Edelweiss-Flüge nach Kolumbien oder Peru würden wir natürlich begrüssen. Gerade für Peru verzeichnen wir aktuell eine gute Nachfrage. Und bei Kolumbien könnten wir uns sehr gut einen Dreiecksflug Zürich - Bogota - Cartagena - Zürich vorstellen. Viele unserer Gäste beginnen eine Rundreise in Bogota und fliegen von Cartagena zurück.» Schon beim Beispiel von Costa Rica habe sich gezeigt, wie sehr Lateinamerika-Reisende Direktflüge schätzen: «Mittlerweile dürften rund 80 Prozent unserer Costa-Rica-Gäste mit Edelweiss reisen». Gleichzeitig sei bei Dorado Latin Tours auch die Hoffnung gross, dass Edelweiss bald schon wieder nach Rio de Janeiro und Buenos Aires fliegen werde.

Und was läuft Richtung Asien? Keine einfache Ausgangslage präsentiert sich da für Edelweiss angesichts der zahlreichen Liniencarrier, die aktuell wegen dem noch schwachen Business-Class-Geschäft verstärkt bei den reinen Ferienzielen mitmischen und damit für Preisdruck sorgen.

Tourasia-Chef Stephan Roemer sagt zu den bisherigen Asienflügen von Edelweiss: «Den Phuket-Flug haben wir stets gerne angeboten, wobei es zuletzt zu einigen Unzuverlässigkeiten kam. Bei Flugplanänderungen sind wir als Reiseveranstalter dann in der Pflicht ...». Bei Ho Chi Minh sei die Nachfrage nicht so gross gewesen. «Vor allem aber ist der Edelweiss-Flug nach Colombo bei unseren Kundinnen und Kunden sehr beliebt und meist voll.»

Auf neue Asienzielen mit Edelweiss angesprochen, verweist Roemer mehr auf das grosse Potenzial der Philippinen. «Die Flüge Richtung Philippinen sind ja immer sehr voll und teuer, auch die Nachfrage bei Geschäftsreisenden ist gross.» Ob er bloss an Manila denke oder aus touristischer Sicht auch Cebu Sinn machen könnte? Dazu sagt der Tourasia-Gründer: «Cebu wäre schon interessant, aber die Schweiz hat dafür zu wenig Potenzial. Bei Manila könnte Edelweiss aber auch viele Business-Reisende ansprechen.»

Was auch sehr interessant für Edelweiss sein könne, sei Malaysia, Roemer spricht von einer grossen Chance: «Kuala Lumpur hätte ein grosses Potenzial. Es gab hierzu ja schon in früheren Jahren Avancen, die wir untersützt haben. Auch hier könnten neben Touristen auch Business Traveller angesprochen werden».

Beim Blick nach Afrika klopfen wir bei John Stewardson an, dem Geschäftsführer von African Design Travel. Welche Edelweiss-Ziele er sich denn in Afrika neben den bestehenden Destinationen Sansibar, Kilimandscharo und Kapstadt vorstellen könnte?

«Neue Ziele? Schwierig. Die Lufthansa-Gruppe bietet ja schon einiges an, etwa Windhoek mit Eurowings. Diesen Flug via Frankfurt verkaufen wir häufig.» Bei weiterem Überlegen sagt er dann: «Mombasa wäre schon interessant und Nairobi wird ein bisschen stiefmütterlich behandelt von der Lufthansa-Gruppe. Weiter könnte ich mir aber auch Entebbe vorstellen, da ist die Nachfrage auch vorhanden.» Und als Wunschziel nennt er zudem Maun in Botswana, «das wäre natürlich toll, einmal pro Woche direkt hinzufliegen.»

Angeklopft haben wir heute auch bei den Fernreise-Spezialisten von Knecht Reisen. Matthias Reimann, Chief of Staff, hat die Wunschziele der Knecht-Crew gesammelt. «Bei Latino Travel wären nebst den bestehenden Rotationen Cancun, Punta Cana, Montego Bay und San José auch Lima, Quito, Santiago, Panama sowie Buenos Aires wünschenswert.» Für das Südliche Afrika lauten die Wunschvorstellungen Windhoek, Kasane, Victoria Falls, Harare und Lusaka sowie eine längere Saison für die Kapstadt-Rotation. «In Nordamerika wäre die Wiederaufnahme des San Diego-Fluges sowie Orlando – eventuell als Dreiecksflug mit Tampa – von Interesse.»

Die Reisebranche wartet nun jedenfalls gespannt auf die kommende Edelweiss-Langstreckenplanung. Alle Wünsche dürften nicht erfüllt werden. Doch die Nachfrage und Reiselust ist wieder zurück.