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Swiss-CEO Dieter Vranckx zweigt sich bei der Jahresmedienkonferenz betroffen über die Ereignisse in der Ukraine. Bild: TN

Das sind die Auswirkungen des Ukraine-Krieges auf die Swiss

Die Swiss zeigt sich betroffen über die Ereignisse in der Ukraine, stellt die Flugplanung wegen des Konflikts um und präsentiert an der Jahresmedienkonferenz ihre tiefroten Zahlen für das Geschäftsjahr 2021.

«Ich hätte diese Pressekonferenz gerne mit Worten der Zuversicht gestartet», beginnt Swiss CEO Dieter Vranckx die heutige hybride Jahreskonferenz der Airline. Der Chef bezieht sich hierbei auf das spürbare Ende der Corona-Pandemie. Doch die jüngsten Konflikte in der Ukraine mit der Invasion von Russland mache das Unternehmen zutiefst betroffen. «Wir hoffen natürlich, dass sich bald eine diplomatische Lösung finden lässt und dass die Gewalt an Menschen und die Zerstörung der Infrastruktur zu Ende geht», sagt Vranckx. Swiss stehe in Kontakt mit ihren Mitarbeitenden vor Ort und Unterstütze, wo auch immer möglich. «Unsere Gedanken sind bei den betroffenen Menschen und ihren Angehörigen», so der Chef.

Welche Auswirkungen hat der Konflikt auf die Geschäftsentwicklung der Swiss? Bereits klar ist, dass die Airline alle Flüge nach und von Russland bis Ende März eingestellt hat und aus Sicherheitsgründen alle Ukraine-Flüge bis Ende April annulliert sind (Travelnews berichtete). Ausserdem finden keine Überflüge über Russland mehr statt. «Zudem brauchen wir einen neuen Plan, wie wir die Flüge nach Tokio, Shanghai und Peking umsetzen können. Das wird wohl auf Zickzackflüge über andere Länder hinauslaufen», erklärt Vranckx. Die konkrete Umsetzung stehe aber noch nicht. Es sind jedoch längere Flugzeiten zu erwarten und auch die Preise könnten steigen, da mehr Treibstoff mitgeführt werden muss. Die Berechnungen und Planung werden derzeit von den Netzwerk-Fachleuten und dem Operations Team gemacht.

Auf die Frage, ob Swiss an Hilfsaktionen für die Ukraine beteiligt ist, entgegnet Vranckx: «Wir stehen derzeit mit der Lufthansa Gruppe in engem Austausch, um sicherzustellen, dass keine Doppelarbeit geleistet wird und Hilfsleistungen sauber koordiniert sind. Wir evaluieren derzeit die Möglichkeiten. Stand heute sind wir aber noch nicht unterwegs mit Unterstützungsleistungen.»

So lief 2021

Die Swiss schrieb auch im Geschäftsjahr 2021 tiefrote zahlen. Insgesamt verbucht die Airline einen Verlust von 427,7 Millionen Franken (Vorjahr: minus 653,8 Millionen Franken). Dieser Verlust sei erneut auf die Folgen der Corona-Pandemie zurückzuführen. Die operativen Erträge belaufen sich im jüngsten abgeschlossenen Geschäftsjahr auf 2,1 Milliarden Franken. Das sind 13,7 Prozent mehr als 2020. Das ist weniger als die Hälfte als noch im Vorkrisenjahr 2019.

Welche Massnahmen plant Swiss, um ihr Ergebnis in diesem Jahr wieder zu verbessern? Dieter Vranckx erläutert: «Mit der Transformation, die wir 2021 mit Erfolg angefangen haben, sind wir gut aufgestellt, um weiterhin erfolgreich am Markt bestehen zu können. Nun geht es darum, die Transformation weiterzuführen: In diesem Jahr liegen die Schwerpunkte darauf, unsere Kapazitäten im Vergleich zu 2019 auf bis zu 80 Prozent zu steigern sowie die Stabilität unseres Flugplans zu erhöhen.» Aktuell belaufe sich die Nachfrage für den Frühling und Sommer gemäss Tamur Goudarzi Pour auf rund 50 Prozent verglichen mit 2019.

Die Krise beschäftigt die Airline nun mehr als zwei Jahre. Swiss habe bis zum jetzigen Zeitpunkt nie mehr als die Hälfte des zu 85 Prozent vom Bund verbürgten Bankenkredits in Höhe von 1,5 Milliarden Franken in Anspruch genommen. Der bezogene Betrag konnte zum Jahresende laut Swiss reduziert werden. «Dank der Restrukturierung können wir nachhaltig 500 Millionen Franken Kosten einsparen. Zudem ist es uns gelungen, im Laufe des Jahres den Geldabfluss zu stoppen und über das gesamte Jahr sogar einen positiven Cashflow zu erwirtschaften», erklärt Markus Binkert, CFO von Swiss, «aber es ist noch ein weiter Weg, bis wir wieder das Vorkrisenniveau erreichen.»

Passagierwachstum und kleinere Flotte

Fast sechs Millionen Menschen reisten letztes Jahr auf 56'372 Flügen mit Swiss. Das sind 22,6 Prozent mehr Reisende und 17,3 Prozent mehr Verbindungen als 2020. Wobei der Sitzladefaktor durchschnittlich 54,4 Prozent betrug und damit um 3,6 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert lag. Auf Europastrecken war er weiterhin deutlich höher als der Wert auf der Langstrecke.

Im vergangenen Jahr reduzierte die Airline ihre Flotte um 15 Prozent und baute bis Ende des Jahres planmässig rund 1700 Vollzeitstellen ab. Die Airline sagt, dass davon zwei Drittel über freiwillige Massnahmen und durch natürliche Fluktuation erfolgten. Im Rahmen des Transformationsprogrammes «reach» sind Investitionen in das Produkt, wie die Einflottung der Airbus A320neo oder die Einführung der Premium Economy, weitere zentrale Pfeiler. «Wir sind auf Kurs, unser Unternehmen bis 2023 den veränderten Gegebenheiten anzupassen und die Wettbewerbsfähigkeit von Swiss nachhaltig wiederherzustellen», zeigt sich Vranckx zufrieden. Ausserdem wurde und wird die Zusammenarbeit mit der Ferienfluggesellschaft Edelweiss und Helvetic Airways gestärkt.

Ausserdem will die Swiss ihre CO2-Emmissionen bis 2030 halbieren. Dazu nutzt die Airline die Oberflächentechnologie AeroSHARK. Kürzlich unterschrieben Swiss und das Schweizer CleanTech Unternehmen Synhelion zudem eine Vereinbarung für die strategische Zusammenarbeit zur Markteinführung von solarem Treibstoff. «Nachhaltiger Treibstoff ist der Schlüssel zu CO2-neutralem Fliegen, unserem Ziel bis 2050. Wir sind deshalb stolz, gemeinsam mit Synhelion eine Vorreiterrolle bei der Nutzung von Solartreibstoff einzunehmen», erklärt Vranckx.

(NWI)