Flug

Wer mit eigener Golfausrüstung an das Ferienziel fliegt, zahlt happige Aufschläge. Bild: Adobe Stock

Böses Erwachen für Golfreisende mit Swiss

Gregor Waser

Nachdem die Swiss das Angebot «Swiss Golf Traveller» sistiert hat, realisieren nun erste Golferinnen und Golfer, wie teuer die Mitnahme des Golfgepäcks ohne Rabattkarte ist. Das sagen Golfreisen-Spezialisten zum happigen Kostenfaktor.

Im Dezember 2021 hat die Swiss das beliebte Angebot «Swiss Golf Traveller» aus Kostengründen eingestellt. Für Golferinnen und Golfer war das keine gute Neuigkeit. Denn bis dahin konnten sie für 200 Franken im Jahr, 400 Franken für zwei Jahre oder 550 Franken für drei Jahre den Golfbag ohne weitere Kosten beliebig oft auf allen Swiss-Flügen transportieren.

Damit ist Schluss. Wer mit Swiss an sein Golfziel mit eigenem Golfgepäck fliegt, zahlt happige Aufschläge. Nur haben das viele noch nicht gemerkt. Denn die Golf-Traveller-Mitgliedschaften bleiben bis zu deren Ablaufdatum noch gültig.

Erste Mitgliedschaften sind aber ausgelaufen. Ein Travelnews-Leser meldet sich mit einem Preisbeispiel des gesalzenen Aufschlags, den er nun ohne «Swiss Golf Traveller»- Mitgliedschaft zusätzlich zum Flugtarif noch zu bezahlen hatte. Für ihn und die Begleitperson hat er je ein Golfgepäckstück für den Langstreckenflug Zürich-Bangkok-Zürich angemeldet: die zusätzlichen Kosten für den Hinflug belaufen sich auf 574 Franken, für den Retourflug auf 460 Franken, macht total 1034 Franken... Da fehlt dem Golfer ob des Ärgers über den happigen Zuschlag dann wohl die ruhige Hand beim Putten auf dem Green.

Dass sich die Zuschläge von Hin- zu Rückflug unterscheiden, hat damit zu tun, dass sie vor Ort in Lokalwährung – im vorliegenden Fall umgerechnete thailändischen Baht – bezahlt werden müssen.

Preise für Sportgepäck

Hat die Swiss nun über Nacht irgendwelche Fantasiepreise kreiert? Das ist nicht der Fall. Schon seit Jahren bewegen sich die Preise der Swiss für Sportgepäck in diesem Rahmen (Preis pro Weg):

Swiss-Mediensprecher Michael Stief äussert sich auf Anfrage von Travelnews zum Thema Golfgepäck: «In der Tat haben wir uns entschieden, unser langjähriges Programm ‚SWISS Golf Traveller’ aufgrund der Corona-Pandemie einzustellen. Das Programm umfasste neben der Gratismitführung von Golfgepäck weitere Elemente, welche in der Pandemie an Relevanz verloren haben. Infolgedessen haben wir uns entschlossen, die Preise für Übergepäck innerhalb der Lufthansa Group Hub Airlines harmonisiert anzubieten. Diese Preise richten sich nach Zonen und sind je nach Fluglänge unterschiedlich.»

Ein vollumfängliches Golf-Programm werde die Swiss mittelfristig nicht anbieten. «Wir möchten jedoch auch in Zukunft auf die Bedürfnisse von Golferinnen und Golfer eingehen und arbeiten derzeit an neuen Kommunikationsmassnahmen und Promotionen.»

Neben den bis zu 14 Schlägern gehören weitere Utensilien ins Golfgepäck. Bild: Adobe Stock

Doch was sagen die Golfreisen-Spezialisten zu einem Aufschlag von 1034 Franken? Was raten sie ihren Kundinnen und Kunden bei der Golfbag-Mitnahme? Und welche Airlines sind noch Golf-freundlich?

«Über 1000 Franken einzukassieren, um das Golfgepäck zu transportieren, ist für mich unverhältnismässig und grenzt an Wucher», findet Daniel Camenzind von Infiniti Golf in Rotkreuz ZG. Er rechnet damit, dass etliche Kundinnen und Kunden nun auf andere Airlines ausweichen, bei denen das Golfgepäck günstiger oder gratis transportiert wird, insbesondere Edelweiss. «Mallorca kann zum Beispiel mit Swiss-Flugnummern eingebucht werden, wenn aber der Operating Carrier Edelweiss ist, dann können wir Gratis-Golfgepäck anmelden.» Auch Condor sei eine gute Alternative. «Im Langstreckenbereich haben wir einige Kunden, welche bereits vorher mit Air France unterwegs waren. Ist man dort im Flying Blue Programm angemeldet, dann kann das Golfgepäck gratis transportiert werden.»

«Wir helfen den Kunden, die Golfausrüstung vor Ort zu mieten.»

Roly Petermann von Green Golf Reisen in Luzern äussert sich zum Thema so: «Im Moment sind die Kunden noch nicht so betroffen, da viele noch nicht nach Übersee reisen wollen oder können.» Das werde dann in einigen Monaten aber sicher ein grosses Thema, für jene die nicht in der Business-Klasse reisen. «Im Moment buchen wir vorwiegend Edelweiss in Europa, die das Golfgepäck kostenlos mitnimmt.» Zudem vergleiche er und sein Team stets die Flugtarife und Gepäckkosten der verschiedenen Airlines. Petermann bezweifelt, dass viele einen Aufschlag von 1034 Franken, wie im erwähnten Beispiel, zahlen werden, «da helfen wir lieber den Kunden das Golfgepäck vor Ort zu mieten. Das kostet 30 bis 40 Euro pro Tag und so müssen sie das Golfgepäck nicht mehr an die Flughäfen schleppen.»

Eine valable Alternative? Je kleiner das Handicap eines Golf-Spieler oder einer -Spielerin, desto weniger komme die Miete des Equipments vor Ort in Frage, entgegnet Thomas Bächler von Golf and Travel in Root LU, dessen Mitgliedschaft bei «Swiss Golf Traveller» in den nächsten Monaten ebenfalls ausläuft. Relevanz habe die Rabattkarte insbesondere für Langstreckenflüge, innerhalb Europa biete sich Edelweiss an, die er als eigentliche «Golf-Airline» bezeichnet, bei der man ein maximal 23 Kilogramm schweres Golfgepäckstück zusätzlich zum regulären Gepäckstück von maximal 23 Kilogramm kostenlos mitnehmen kann.

Golferinnen und Golfer mit tiefem Handicap schwören auf die eigene Golfausrüstung. Bild: Adobe Stock

Ob es denn möglich wäre, nur mit Golfgepäck und Handgepäck nach Bangkok zu reisen, ohne den Aufpreis zu zahlen? «Ja, das ginge theoretisch», sagt Golfspezialist Bächler. Bei Damen wiege das eigentliche Equipment um 13 Kilo, bei Herren um 16 Kilo, da haben noch weitere Utensilien Platz. Doch es gelte die Bestimmungen jeder einzelnen Airline zu prüfen, insbesondere solche mit Grössenbeschränkungen des Gepäckstücks.

Auf das 1034-Franken-Beispiel angesprochen, empfiehlt Thomas Bächler den Business-Class-Tarif zu prüfen, bei dem bei den meisten Airlines ein zweites Gepäckstück inbegriffen sei. Und welche weiteren Airlines aus seiner Sicht nun mehr oder weniger Golfer-freundlich seien? Spontan nennt Bächler die Emirates als gutes, die Easyjet mit dem Piece-Konzept als schlechtes Beispiel: «Zum Easyjet-Ticket von beispielsweise 90 Franken kommt noch für 100 Franken der Golfbag hinzu und für 120 Franken das reguläre Gepäck. Da sind wir dann wieder auf einem Tarifniveau wie von jeder anderen Airline.»

«Wir zeigen unseren Kundinnen und Kunden die verschiedenen Möglichkeiten und Tarife auf.»

Beatrice Saudan von Alpha Golftours in Zürich weilte bei der Travelnews-Anfrage gerade in Portugal auf einem Golf-Famtrip. Sie sei mit der TAP in Business Class – mit einem tieferen Tarif als jener in Economy - nach Lissabon geflogen, Golfgepäck inklusive. Zum vorliegenden Fall des 1034-Franken-Zuschlags verweist sie auf die Tarife der Thai und nennt die Details: «Der Kunde hätte den Economy-Flexi-Tarif der Thai buchen können, der inkludiert 30 Kilogramm Gepäck – oder den günstigeren Saver-Tarif, bei dem Golfgepäck zu einem fixen Aufpreis von 150 Dollar pro Weg mitgenommen werden kann.»

Innerhalb Europas empfiehlt Beatrice Saudan auf den Swiss-Flügen Business Klasse zu buchen, «dann hat man Anrecht auf 2 x 32 Kilogramm und kann auch noch die Lounge geniessen». Auch bei SunExpress empfehle sie die Premium-Klasse. Und ansonsten biete sich Edelweiss an mit zahlreichen Destinationen und dem kostenlosen Golfgepäck-Transport. Welche Airlines für Golferinnen und Golfer generell zu empfehlen seien, könne nicht so einfach beantwortet werden: «Wir zeigen unseren Kunden die verschiedenen Möglichkeiten, Flugzeiten, Tarife und Zuschläge auf, dann kann er in Ruhe entscheiden, was für ihn am sinnvollsten ist.»

Der 1034 Franken teure Fall des Golfbag-Transports zeigt jedenfalls, dass Golferinnen und Golfer gut beraten, wenn sie sich an den Golfspezialisten ihres Vertrauens wenden, angesichts des dichten Zuschlag-Dschungels bei den einzelnen Airlines – um dann, endlich in den Tropen auf dem Green stehend, gelassen zu putten.