Flug
Neue Hoffnung für die Air India
Die Privatisierung der chronisch defizitären Air India hat Jahre in Anspruch genommen. Bereits 2017 wollte die indische Regierung ihre Anteile verkaufen, doch wegen mangelndem Interesse bzw. dem Rückzug von Interessenten sollte die Firma in Einzelteilen verkauft werden, doch auch hier kam es zum Rückzieher und zuletzt stand Air India wieder vollständig zum Verkauf - und dann kam die Pandemie.
Doch nun hat sich ein positives Ende dieser Story ergeben: Indiens nationale Fluggesellschaft wurde im letzten Oktober an die indische Tata Group verkauft, wobei die Airline jetzt, Ende Januar 2022, offiziell an den Mega-Konzern übergeben wurde. Der Mischkonzern mit Sitz in Mumbai erwirtschaftet jährlich umgerechnet über 150 Milliarden Franken; interessant ist die Übernahme der Air India aber vor allem deshalb, weil diese ganz ursprünglich einmal von der Tata Group gegründet wurde, nämlich im Jahr 1932, und erst 1953 zu einer staatlichen Airline wurde. Es ist also gewissermassen eine Rückkehr in den Schoss des Gründers.
Die Tata Group legte für Air India zahlten umgerechnet fast 2,2 Milliarden Franken auf den Tisch, nachdem die Regierung die Bedingungen für die Schulden des Käufers erleichtert hatte. Air India, deren Verluste zuletzt die schwindelerregende Höhe von 9,5 Milliarden Dollar erreicht hatte, kann somit wieder etwas optimistischer in die Zukunft blicken. Auf Twitter jedenfalls zeigte sich Air India hocherfreut:
Die Tata Group als Big Player in der Luftfahrt
Nun ist es nicht so, dass sich die Tata Group nicht mit der Luftfahrt auskennen würde: Zum Konglomerat gehören auch bereits die Fluggesellschaft Vistara (eine Partnerin von Singapore Airlines) sowie die Billigfluggesellschaft AirAsia India, welche in Partnerschaft mit der malaysischen AirAsia betrieben wird. Ob sich da Synergiemöglichkeiten ergeben, wird sich weisen müssen.
Trotz der hohen Schulden und Jahren des Missmanagements verfügt Air India durchaus auch über Tafelsilber, in Form der Flotte mit mehr als 130 Flugzeugen, zahlreichen Immobilien, begehrten Slots (6200 an indischen und 900 an internationalen Flughäfen), alles in allem rund 6 Milliarden Dollar wert, sowie natürlich dem Milliardenland Indien als potenziellem Kundenmarkt im Rücken. Die Frage ist nun, ob Tata mittels Verschlankung und Investitionen den täglichen Geldmittelabfluss von 2,6 Millionen Dollar (laut der indischen Regierung) stoppen kann und die seit 2007 defizitäre Airline wieder auf Vordermann bringt. Zunächst wurde offenbar die ganze Geschäftsführung ausgewechselt; nun geht es darum, den jährlich um rund 20 Prozent wachsenden indischen Flugmarkt abschöpfen zu können. Man darf gespannt sein.