Flug

Die Omikron-Variante des Coronavirus und damit einhergehenden Personalengpässe wirken sich auf die verschiedenen Bereiche des Flugverkehrs unterschiedlich aus. Bild: Flughafen Zürich

Personalplanung gestaltet sich herausfordernd im Flugverkehr

Nina Wild

Die hohen Omikron-Infektionszahlen und die Quarantänevorgaben führen zu vielen Personalausfällen. Swiss, Edelweiss, Helvetic Airways und Swissport sagen auf Anfrage von Travelnews, wie sich die Situation aktuell auf das laufende Geschäft auswirkt.

57'434 neue Corona-Infektionen wurden gestern über die vergangenen vier Tage vom Bundesamt für Gesundheit gemeldet. Die Omikron-Variante verbreitet sich rasant. Weil sich die Kontaktpersonen von Infizierten in vorsorglich für mehrere Tage in Quarantäne begeben müssen, können immer mehr Menschen ihrer Arbeit nicht mehr nachgehen. Die Schweizerischen Bundesbahnen, Coop oder Migros sind gemäss «Nau.ch» besorgt über Personalengpässe.

Ein Blick auf die Schweizer Skisportregion Graubünden zeigt zudem, dass diese Ängste berechtigt sind. Das Steigenberger Grandhotel Belvédère hat aufgrund von Personalmangel in Zusammenhang mit dem Virus vom 3. bis 7. Januar 2022 geschlossen, wie Hotel-Direktor Hans-Rudolf Rütti gegenüber «Radio Südostschweiz» erklärt. Jürg Domenig, Geschäftsstellenleiter von Hotellerie Suisse Graubünden, bestätigt , dass es mehrere Betriebe gäbe, die aktuell mit diesem Problem zu kämpfen hätten.

Das BAG ist sich dessen durchaus bewusst. Vergangene Woche empfahl das Amt den Kantonen, die Quarantänedauer von zehn auf sieben Tage zu verkürzen, um die Situation zu entschärfen. Einige Kantone reagierten umgehend. Das Tessin, Genf, Basel-Stadt, Waadt, Wallis und Jura verkürzten die Dauer der Quarantäne entsprechend. Im Kanton Tessin und in Genf gilt die Anpassung bereits seit Samstag. In der Waadt, in Basel-Stadt, im Wallis und im Jura trat die neue Regelung ab Montag in Kraft, genauso wie in Zürich und Fribourg. Uri, Schwyz, Obwalden, Nidwalden, Zug, Luzern und Neuenburg passten ebenfalls an. Ab Mittwoch wird die verkürzte Quarantäne auch in den Kantonen Appenzell Ausserrhoden, Appenzell Innerrhoden und St. Gallen in Kraft treten. Im Kanton Bern laufen die Diskussionen diesbezüglich. In den Kantonen Aargau, Thurgau, Glarus sowie Baselland sei noch keine Entscheidung gefallen, schreibt der «Blick» weiter.

So ist die Situation im Flugverkehr

Machen sich die Ausfälle auch bei Swissport, Swiss, Helvetic Airways und Co. bemerkbar, wollten wir heute Morgen in Erfahrung bringen. Die Antworten der Unternehmen fallen unterschiedlich aus. Nathalie Berchtold, Head of Communications Switzerland & France bei Swissport, sagt zur aktuellen Situation folgendes: «Die Personalbestandsituation bei Swissport widerspiegelt die gesellschaftliche Verbreitung der Omikron-Variante in der Schweiz. Es gibt seit Dezember 2021 mehr nachgewiesene Omikron-Fälle und vermehrt Mitarbeitende, die deshalb für mehrere Tage in die Quarantäne müssen.» Jedoch käme es aktuell nicht zu akuten Engpässen im schweizerischen Flugverkehr. Dennoch kann es zu Verkehrsspitzen an den Hauptreisetagen allenfalls zu kleineren Verspätungen kommen. «Die zusätzliche Belastung durch das hohe Verkehrsaufkommen wird jedoch ab nächster Woche abnehmen, da Swiss International Air Lines und easyJet etliche Flüge ex Zürich, Genf und Basel ab Mitte Januar bis Ende März annulliert haben», führt Berchtold aus.

Swiss-Mediensprecherin Karin Müller wiederum sagt: «Wir verzeichnen aktuell einen leichten Anstieg der Krankheitsfälle von Mitarbeitenden, der allerdings keine grösseren Auswirkungen auf den operativen Betrieb hat.»

Helvetic Airways Mediensprecher Simon Benz erklärt: «Bei personellen Ausfällen jeglicher Art steht uns derzeit genügend Personal zur Verfügung, damit sämtliche Flüge planmässig durchgeführt werden können.» Da der Winterflugplan traditionsgemäss dünner ausfalle als die Sommerproduktion, sei Personalknappheit momentan kein Thema bei der Airline. Zu Flugstreichungen in diesem Zusammenhang kam es nicht.

Von der Ferienfluggesellschaft Edelweiss klingt es ähnlich, wie Sprecher Andreas Meier auf Anfrage sagt: «Wir haben Stand heute genügend Personal, um alle geplanten Flüge durchzuführen.» Nichtsdestotrotz sei die Personalplanung in der aktuellen Situation herausfordernd für die Airline. Bislang musste eine Rotation in diesem Zusammenhang gestrichen werden: «Es war der Flug Zürich – Palma de Mallorca – Zürich vom 25. Dezember 2021. Ansonsten gab es bei uns keine Flugstreichungen aufgrund von Omikron», so Meier.

Lösungen gegen Engpässe

Die Unternehmen haben zahlreiche Massnahmen ergriffen, um allfällige Personalengpässe abzufedern. Benz erklärt: «Helvetic Airways ermutigt ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach wie vor, sich impfen zu lassen. Mit dieser Vorgehensweise sind wir bisher sehr gut gefahren – so sind beispielswiese über 90% der Piloten bereits geimpft oder sogar geboostert.» Man motiviere die Belegschaft weiterhin, sich impfen und testen zu lassen. Ausserdem startete der Rekrutierungsprozess für die kommenden Sommermonate bereits im Herbst, sodass sichergestellt werden könne, dass ausreichend Personal zur Verfügung stehe.

Edelweiss profitiere dank eines grossen Bestandes an Freelance- und Teilzeitmitarbeitenden von einer grösseren Flexibilität in der Personalplanung. «Allfällige Mehreinsätze und Arbeitspensenerhöhungen beruhen auf Freiwilligkeit», erklärt Meier.

Und Berchtold erläutert die geltenden Vorkehrungen folgendermassen: «Swissport kontrolliert die Umsetzung der geltenden Schutzmassnahmen von den Mitarbeitenden stärker, prüft die Zumietung von zusätzlichen Pausenräumen, verlagert weitere Tätigkeiten ins Homeoffice, prüft Massentestmöglichkeiten für die Mitarbeitenden gemeinsam mit den Landesflughäfen, überarbeitet den geltenden Business Continuity Plan und führt regelmässig mehrmals wöchentlich Krisenmeetings durch, um die Situation in der Schweiz laufend neu zu beurteilen und allenfalls erforderliche zusätzliche Massnahmen zu ergreifen.»

Bei der Swiss würden beim fliegenden Personal aufgrund höherer Produktion grundsätzlich für Wochenenden mehr Reserven eingeplant. «Unabhängig von der aktuellen Pandemie hat Swiss interne Notfallpläne, um allfällige Personalengpässe auffangen zu können», so Müller abschliessend.