Flug

Der EuroAirport Basel hat stark auf günstige Point-to-Point-Verbindungen innerhalb Europas gesetzt. Das zahlt sich aktuell aus. Bild: AdobeStock

Wenn der Fokus auf Punkt-zu-Punkt ein Vorteil ist

Jean-Claude Raemy

Die Passagiernachfrage am EuroAirport Basel erholt sich schneller als bei den anderen Landesflughäfen. Warum ist dies so? Und kann man sich auch am EuroAirport testen lassen? Antworten dazu in unserem Beitrag.

Die Corona-Krise hat tiefe Spuren beim Passagieraufkommen der Flughäfen hinterlassen. Gerade die Wintersaison war katastrophal; mit dem Sommergeschäft kam zwar etwas Geschäft zurück und es gibt Tage, an denen wieder etwas mehr los ist; im Vergleich zu früher sind die Flughäfen allerdings immer noch weitgehend leergefegt.

Allerdings leiden die Landesflughäfen nicht gleich stark. Laut einer Auswertung von Mobimag.ch haben sich die Passagierzahlen am Euroairport Basel/Mulhouse/Freiburg deutlich besser erholt als an den beiden anderen grossen Landesflughäfen in Zürich und Genf - wenngleich diese beiden in absoluten Zahlen weiterhin grösser sind. Woran mag das liegen? Travelnews hat beim EuroAirport nachgefragt und Antworten von Mediensprecherin Claire Freudenberger erhalten.


Claire Freudenberger

Frau Freudenberger, wie lief das Sommer-Fluggeschäft am EuroAirport Basel und wie sind die Aussichten/Prognosen für das Herbstgeschäft?

Der Sommer war vergleichsweise gut. Für die Monate Juli und August verzeichnen wir Volumen im Bereich von 55-60 Prozent im Vergleich zu den selben Monaten des Jahres 2019. Die Aussichten auf den Herbst sind noch etwas unsicher, wir erwarten jedoch ebenfalls eine positive Entwicklung. Das Jahresendgeschäft lässt sich auf Grund der steigenden Fallzahlen und möglicher neuer Restriktionen aber erst schwer abschätzen.

Welche Flugstrecken waren am besten nachgefragt?

Wie erwartet verzeichnen wir eine grosse Nachfrage im Bereich VFR [Visiting Friends & Relatives, Anm.d.Red.], sprich bei Strecken wie Pristina, Istanbul und Porto. Aber auch Feriendestinationen wie Palma, Nizza und Antalya gehören zu den am stärksten nachgefragten Destinationen.

Hat sich bei den Airline-Marktanteilen am Flughafen pandemiebedingt etwas Wesentliches geändert?

Easyjet ist mit der Basis am EuroAirport nach wie vor der Marktführer. Airlines, welche in den Märkten Kosovo und Türkei aktiv sind, konnten ihre Präsenz ausbauen. Insbesondere Corendon Airlines konnte mit der neuen Basis am EuroAirport eine starke Präsenz aufbauen. Auch Wizz Air gehört zu den starken Playern. Auf Grund des reduzierten Angebots haben die Hub-Carrier an Marktanteil zum Teil sehr stark eingebüsst.

Wie sieht es diesbezüglich bei den Passagieranteilen pro angrenzendes Land aus? Sind Schweizer mehr gereist als Deutsche und Franzosen, oder umgekehrt, oder gab es keine Änderung?

Diese Frage muss man vor allem im Kontext der Einschränkungen pro Land sehen. Frankreich war restriktiver als die Schweiz und teilweise auch Deutschland. Nach der Öffnung im Sommer und der Einführung des EU-Zertifikates sind die Anteile ähnlich wie früher. Das heisst: Rund 50 Prozent der Passagiere kommen aus der Schweiz und je etwa 25 Prozent aus Deutschland und Frankreich.

Laut einer Studie ist die Erholung der Passagiernachfrage am Flughafen Basel deutlich stärker ist als an den anderen Schweizer Flughäfen. Worauf führen Sie dies zurück?

Der EuroAirport ist ein Punkt-zu-Punkt Flughafen. Für den Sommer wurden rund 80 Destinationen mit Direktflügen in Europa und im Mittelmeer angeboten. Dies bedeutet, dass er nicht vom Zuführverkehr zu den Hubs und anschliessenden Langstreckenflügen abhängig ist. Die hierfür relevanten Märkte wie die Vereinigten Staaten oder Asien sind teilweise immer noch geschlossen.

Zudem ist das trinationale Einzugsgebiet ein Vorteil, stammen doch die Passagiere nicht nur aus der Schweiz, sondern auch von Frankreich und Deutschland.

Trotzdem ist mit einer Rückkehr zu Levels von 2019 wohl nur langfristig zu rechnen. Was bedeutet die Reduktion des Flugverkehrs in Bezug auf die Strategie bzw. geschäftliche Ausrichtung des EuroAirport?

Die Strategie wurde angepasst, um primär die Liquidität zu sichern: Wir haben einen Einstellungsstopp eingeführt und wenden noch immer die Kurzarbeit an, die Investitionen wurden auf das notwendigste reduziert. Wichtig ist aber zu notieren, dass wir unsere Projekte im Bereich Umwelt weiterhin vorantreiben.

Die Ansiedelung von neuen Airlines wie Helvetic Airways, Corendon, Enter Air und Smartlynx gehen einher mit der Marktnachfrage. Nebst den neuen Carriern haben diesen Sommer bestehende Carrier neue Destinationen aufgenommen wie z.B. Wizz Air nach Sarajevo oder Easyjet nach Palermo. Im Winter wird Ryanair neu die Verbindung nach Zagreb aufnehmen und für den Frühling 2022 hat Corendon Chania neu im Flugplan.

Im Dezember 2020 wurde das Projekt zur Modernisierung der Terminalinfrastruktur abgebrochen, dafür müssen Investitionen in Hygiene-Massnahmen getätigt werden. Fallen noch weitere langfristige Investitionen an?

Bis jetzt hat der EuroAirport all vorgeschriebenen sowie empfohlenen Massnahmen im Rahmen seiner Infrastrukturen angewandt; die einzelnen Massnahmen lassen sich öffentlich nachlesen. Hierzu wurden substanzielle Investitionen gemacht; in wie weit diese weitergeführt werden müssen, wird sich erst weisen.

Gibt es denn auch ein Test- und/oder Impfzentrum?

Es gibt ein Testzentrum am EuroAirport, aber kein Impfzentrum - das ist aktuell noch Sache der Staaten und unsere verfügbaren Flächen werden für den Flugbetrieb beansprucht). Für die Mitarbeitenden der Plattform wurde angeboten, die Impfung für sie zu organisieren.

Das Testzentrum ist während des Sommers sehr gut frequentiert gewesen, jetzt nehmen die Zahlen erwartungsgemäss etwas ab, auch weil mehr Menschen geimpft sind. Wir werden die Dienstleistung weiterhin aufrechterhalten, solange dies zum reibungslosen Reisen beiträgt. Das Testzentrum hat eine Kapazität von weit über 1000 Tests pro Tag und ist täglich von 7:00 bis 17:45 geöffnet. Wir bereiten uns aktuell auf den Oktober vor, wenn die Tests in Frankreich, der Schweiz und Deutschland nicht mehr gratis sein werden – dabei rechnen wir mit steigenden Volumen.

Welche Testoptionen gibt es?

Man kann einen Antigen-Schnelltest machen und erhält das Ergebnis innert 15 Minuten, mitsamt Papierzertifikat vor Ort. Die Kosten belaufen sich dafür auf 40 Euro bzw. 45 Franken. Ebenso gibt es den PCR-Test «Standard»: Das Ergebnis wird noch am selben Tag vor Mitternacht per E-Mail mitgeteilt. Die Kosten hier belaufen sich auf 100 Euro bzw. 110 Franken. Beim PCR-Test «Flash» hat man das Ergebnis innerhalb von 90 Minuten nach der Probenahme und erhält dies per E-Mail übermittelt. Die Kosten dafür betragen 175 Euro bzw. 195 Franken.

Die Ergebnisse sind auf Französisch, Deutsch und Englisch verfasst. Unsere Tests sowie die Resultate genügen den reglementarischen Anforderungen. Die Bescheinigung des Resultates enthält alle erforderlichen Angaben, sowie auch Pass- oder ID-Nummer. Das Resultat wird per E-Mail zugestellt oder vor Ort ausgehändigt. Zusätzlich erhalten Sie bei uns ein zertifiziertes, EU-und CH-kompatibles Ergebnis mit QR-Code vom SI-DEP-System des französischen Gesundheitsministeriums, welches sich problemlos in die «SwissCovid» App importieren lässt. Termine können unter diesem Link gebucht werden unter.